
Deshalb fänden sich in Filmen wie „Apocalypse Now“ oder in Bierwerbung musikalische Zitate Wagners. Auch die Tatsache, dass Adolf Hitler Fan der Musik gewesen sei, spiele eine Rolle: „Hitler hat auch schon zum Marketing beigetragen.“ Im Prinzip gelte: Das Merchandising sei grenzenlos.
Kitsch und Riesen-Ernst: Wagner ist „Karikatur-fähig“
Die Ursache dafür sieht der Wagner-Experte in den vielfältigen Angeboten, die Wagner mache: „Diese Musik mit diesem Riesen-Ernst und dem hohen Anspruch – das ist Karikatur-fähig, aber auch ideologisch anschlussfähig.“ Die Ausstellung bemühe sich, so Sven Friedrich, die Ambivalenz dieser Wagner-Rezeption zu zeigen. „Wir haben nicht so gern einen moralisch belehrenden Anspruch“, bilanziert Friedrich.
Wagner-Zitate oft sinnentstellt
Dazu komme, dass manche Übernahme im Lauf der Zeit nicht mehr dem ursprünglichen Sinn entspreche. Ein Beispiel sei das „Treulich geführt“ aus „Lohengrin“ – bis heute oft bei Hochzeiten benutzt. Friedrich sagt dazu: „Viele wissen ja gar nicht, dass das in der Oper der Auftakt ist zu einer Beziehungskatastrophe.“
Sven Friedrich hat in München Theaterwissenschaft studiert. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit Richard Wagners Theaterästhetik. Friedrich ist seit 1993 Direktor des Richard-Wagner-Museums in Bayreuth; angeschlossen sind hier auch das Nationalarchiv und die Forschungsstätte der Richard-Wagner-Stiftung.