Machbarkeitsstudie

Stuttgarter Schloss soll sich für Bürger öffnen

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Von Susanne Kaufmann

Das Stuttgarter Neue Schloss soll sich für Bürgerinnen und Bürger öffnen. In der früheren Residenz der Herzöge und Könige von Württemberg arbeiten heute Beamte der Ministerialbürokratie. Der Berliner Architekt Martin Sting hat für das grün geführte baden-württembergische Staatsministerium eine Machbarkeitsstudie entwickelt, wie das Gebäude für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden könnte. Bis 2027 sollen die Pläne umgesetzt werden. SWR2 konnte einen ersten Blick darauf werfen.

„Zentrale Anregung: Wie sah es hier früher aus?“

Bei der letzten Langen Nacht der Museen wurde das Neue Schloss in Stuttgart geradezu gestürmt. Innerhalb weniger Stunden kamen 4.500 Besucher, erinnert sich der stellvertretende Regierungssprecher Arne Braun. „Eine zentrale Anregung war immer wieder: Wir wollen auch wissen, wie es historisch ist. Wie sah es hier früher aus?“

Das hat das Volk zu allen Zeiten interessiert. Schon einmal, in der Weimarer Republik nach der Abdankung des Königs, wurde das Neue Schloss als Museum für die Bevölkerung aufgemacht.

Das Schönste am Neuen Schloss sind die Kellergewölbe

Martin Sting möchte als Architekt dazu beitragen, das Neue Schloss endgültig fürs Volk zu öffnen. Doch was ist da überhaupt noch original? Das war seine erste Frage, als ihn das Staatsministerium bat, eine Vision für die mögliche Zukunft dieses Gebäudes zu entwerfen. „Der Keller mit den Gewölben ist noch original und sollte für die die Öffentlichkeit zugänglich werden. Das ist, finde ich, mit der schönste Teil, diese tollen Gewölbestrukturen, unheimlich schöne Kappendecken.“

Historische Raumfolgen rekonstruieren

Außerdem würde der Architekt gerne in 50er-Jahre-Büros im Erdgeschoss eine historische Raumfolge rekonstruieren. Im Frühjahr wird Staatsrätin Gisela Erler über die Pläne mit Bürgern diskutieren.

Ein Kuratorium soll dann überlegen, wie das Haus künftig bespielt werden könnte. Auch in Kooperation mit Einrichtungen wie dem Haus der Geschichte, sagt der stellvertretende Regierungssprecher Arne Braun, dem das Thema politische Bildung wichtig ist.

Architekt Martin Sting, der gebürtig aus Balingen stammt, hat sich auf die Sanierung historischer Bauten spezialisiert, auf prominente Gebäude wie das Alte Zeughaus und das Schloss Bellevue oder außerhalb Berlins eben in Baden-Württemberg. Dort sanierte er zuletzt den Sitz des Staatsministeriums, die Villa Reitzenstein.

Auch wenn er für das Neue Schloss in Stuttgart vorerst nur eine Machbarkeitsstudie erstellte, klingen seine Ideen schon recht konkret. Das Schloss würde die City nicht länger wie ein starrer Riegel sperren. Fußgänger könnten stattdessen in beide Richtungen kreuzen, durch das Schloss hindurch.

Öffentliche Kantine und Kulturveranstaltungen im Akademiegarten

Kein offenes Schloss außerdem ohne Gastronomie. Deshalb soll die Kantine des Finanzministeriums aus der zweiten Etage verlegt werden ins Souterrain, mit einem großen Außenbereich, der für alle Stuttgarter geöffnet ist, auch im Akademiegarten hinter dem Schloss, wo es künftig auch Kulturveranstaltungen geben soll.

Die Planungsmittel werden laut Staatsministerium in den Doppelhaushalt 2020/21 eingestellt. Der Baubeginn könnte 2024 sein, die Fertigstellung dann 2027.

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SWR