Andy Warhol ist eine Ikone der Pop-Art, seine Werke haben Kultstatus. 2022 wurde sein Marilyn-Monroe-Portrait für 185 Millionen Dollar versteigert. Das Kunstmuseum Lindau zeigt in der Ausstellung „Andy Warhol – Stars & Stories“ berühmte Werke, aber auch Einblick in die Innenwelt des Künstlers, der sich selbst zum Mythos machte.

Karrierestart mit Dosensuppen
Überlebensgroß ist Andy Warhol auf einer Fotografie zum Auftakt der Schau zu sehen. Die Haare fallen ihm locker ins Gesicht, ernster durchdringender Blick, eine Dose Tomatensuppe in den Händen. Mit diesen Dosensuppen begann seine Karriere. Die Drucke der rot-weißen Campbells Dose Anfang der 60er-Jahre machten ihn berühmt. Auf pink gestrichenen Wänden präsentiert das Kunstmuseum Lindau die Serie von drei Tomatendosen-Drucken.
Grenzen zwischen Kunst und Konsum aufgeweicht
Die Firma Campbell erkannte damals den Werbeeffekt und ließ damit Papiertüten und Schürzen bedrucken. Das alles zeigt, wie bei Warhol die Grenzen zwischen Kunst und Konsum verschwammen. Kuratorin Sylvia Wölfle sieht bei ihm sogar Parallelen in die heutige Welt von Influencern in den sozialen Medien.
„Warhol hat ja auch in seiner Kunst sehr viele Marken immer wieder gezeigt, so wie ein Influencer Produkte in seinen Videos präsentiert, ganz beiläufig … er war Künstler und Unternehmer zugleich und hat sich auch als solcher inszeniert.“

Warhol hat sich selbst zum Superstar gemacht
Von Kind an war Warhol fasziniert von der Traumfabrik Hollywood, umgab sich gerne mit Stars, wurde schließlich selbst weltberühmt.
„Er ist eigentlich seine eigene größte Kreation. Er hat sich selbst zum Superstar gemacht. Andy Warhol ist der Star der Pop-Art.“
Andy Warhol gehörte zur High-Society von New York. Im „Studio 54“ ging er ein und aus. Er verewigte diesen legendären Club mit einer Druck-Serie von VIP-Eintrittskarten des Clubs. Bald war klar: Was er veröffentlichte, wurde Kult.
Siebdruckportraits von Marilyn Monroe, Goethe und anderen Berühmtheiten
Mit Hilfe der Siebdrucktechnik produzierte er Portraits von Berühmtheiten wie Liz Taylor, Mick Jagger, Grace Kelly, Johann Wolfgang von Goethe und auch von der mittlerweile verstorbenen Queen. Das bekannteste Portrait ist ebenfalls in Lindau zu sehen: die zehnteilige Serigrafie von Marilyn Monroe. Ihr Gesicht eingefärbt in blau, tief rot, pink oder gelb. Museumsdirektor Alexander Warmbrunn sieht in dem ikonischen Werk den Glanz und Glamour der Schauspielerin – aber auch Mitgefühl Warhols für ihr Schicksal und Trauer über ihren frühen Tod.
Kunst Rekordpreis von 195 Millionen Dollar für Andy Warhols „Marilyn“
Andy Warhols legendäres Porträt von Marilyn Monroe ist bei Christie's in New York für eine Rekordsumme von von 195 Millionen Dollar versteigert worden. Der Käufer ist unbekannt.
Dass der Erfinder der grell-bunten Pop-Art-Kunstwerke auch eine verletzliche und sensible Seite hatte, zeigt die Zeichenserie „House of Hearts“, die im Kunstmuseum Lindau gezeigt wird. Ganz schlicht: Kugelschreiber auf Papier. Umrissartig hat Warhol immer wieder das Gesicht eines Mannes gezeichnet, in den er verliebt war.
„Er hat ja eigentlich diese Zeichnungen nie veröffentlicht und wollte das auch nicht. Er hat sich hinter diesen Pop-artigen, Collage-artigen Siebdrucken versteckt und die Handlinie, das was sein Individuum auszeichnet versteckt. Dahinter wird sichtbar, dass es ein ganz fragiler, tiefschürfender und auch nachdenklicher Mensch war“, sagt Museumsdirektor Alexander Warmbrunn.
Offensives und mutiges Outing: Warhol als Art Drag Queen
Aus seiner Person machte Warhol zeitlebens ein Geheimnis, erschuf einen Mythos über sich selbst. Mit seiner Homosexualität ging er offen um – auch da war er für die damalige Zeit ein mutiger Vorreiter. Nach einem versuchten Attentat auf ihn, 1968, zog er sich nach und nach zurück.
Aus der Zeit danach ist in Lindau ein Portrait von Warhol zu sehen. Warhol als eine Art Drag Queen. Mit roten Lippen, künstlichen Wimpern und blonder Perücke. Der Blick: tief und ernst. Ein Zitat von ihm lautet verkürzt: „Wenn ihr mehr über Andy Warhol wissen wollt, dann schaut meine Bilder an.“ Die Ausstellung in Lindau zeigt: es gibt bei Warhol viel mehr zu entdecken als gedacht.
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