„Von der Sehnsucht nach Entdeckung, dem Enträtseln der Wunder des Universums. Von der Überschätzung und der Scham, dem Ungewissen immer wieder ahnungslos entgegentreten zu müssen.“
Am 24. Februar 1799 starb in Göttingen Georg Christoph Lichtenberg. Der 1742 im hessischen Ober-Ramstadt bei Darmstadt geborene Lichtenberg ist der große Kasuist und Alltagsbeobachter unter den Schriftstellern der deutschen Aufklärung. Seine Lebenserfahrungen und (Selbst-)Beobachtungen bilden den Stoff für die letzte große Rundfunkarbeit Walter Benjamins von 1932 – 33.
Erdforscher treffen auf Lichtenberg
Benjamin lässt in seinem Hörspiel die Erdforscher auf dem Mond auf den historischen Mondforscher Lichtenberg treffen: Nach vielen vergeblichen Versuchen ist dies die letzte Probe, menschliches Verhalten kennenzulernen.
Hinterlassenschaft der Mondbewohner
In diesem Hörspiel nun treffen wir nur noch auf die verlassene Forschungsstation eines Observatoriums der Mondbewohner. Darin befinden sich die übriggebliebenen Instrumente eines Wissenschaftlers. Das „Spectrophon“ erlaubt, alles zu sehen und zu hören, was auf der Erde vor sich geht. Das „Parlamonium“ verwandelt die für die Mondbewohner lästige Rede der Menschen in Musik. Das „Oneiroskop“ beobachtet und visualisiert deren Träume.
Erweiterter Gedankenkosmos
Verbindungen zum Kopfsystem werden hergestellt. Im Orbit fliegen Fragmente, gesammelte Ideen, Gedanken. Unter dem Teleskop liegen: Walter Benjamins Text zum Verfall der Aura reproduzierter Dinge, Niklas Luhmanns Systemtheorie, die Sudelbücher Georg Christoph Lichtenbergs, die Schriften Hermann von Helmholtz‘, Paul Scheerbarts Asteroidenroman „Lesabéndio“, Thomas Nagels Fledermausfrage, Platons Ideenlehre.
Nach dem Hörspiel "Lichtenberg. Ein Querschnitt" von Walter Benjamin
Mit: Claude de Demo, Sebastian Mirow und Martin Rentzsch
Musik und Regie: Philippe Mainz
Produktion: SWR/HfG Karlsruhe/ZKM 2018
Porträt Georg Christoph Lichtenberg
Er machte sich Gedanken über Blitzableiter, das Sonnenbaden oder die menschliche Empfindung. Lichtenberg war Philosoph und ein überraschend moderner Wissenschaftler.
Webseite von Christoph Korn Eingedenken
Die letzte Etappe seiner Flucht vor den Nationalsozialisten führte Walter Benjamin über die Pyrenäen von Banyuls-sur-Mer bis hin zum spanischen Grenzort Portbou. Der Audio -und Medienkünstler Christoph Korn ist diesen Weg nocheinmal gegangen und eingedenkt jener Flucht in Text, Klang und Bild.