Karl-Sczuka-Preis 2003

Preisträger: Asmus Tietchens

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Asmus Tietchens (Foto: SWR, SWR - Asmus Tietchens)
Asmus Tietchens, Karl-Sczuka-Preisträger 2003 und 2006

Asmus Tietchens hat den Karl-Sczuka-Preis 2003 für sein Werk "Sechs Heidelberger Studien" erhalten. Der Noise-Art-Künstler Tietchens komponierte ein Hörstück aus Arbeitsgeräuschen einer historischen Buchdruckmaschine.

Verleihung des Karl-Sczuka-Preises 2003  

Die SWR2 Programmchefin Hildegard Bußmann übergab den Preis in Vertetung des Hörfunkdirektors des Südwestrundfunks, Bernhard Hermann, an Asmus Tietchens. Die Verleihung fand am 18. Oktober 2003 im Rahmen der Donaueschinger Musiktage statt.

86 Werke eingereicht

86 Werke hatte sich die Jury des Karl-Sczuka-Preises 2003 angehört, bevor sie sich für Asmus Tietchens entscheiden hat. Eingereicht wurden die Werke von 104 Bewerbern aus 17 Nationen. Nur einmal in der Geschichte waren es mehr. Die freien Autorenproduktionen stellten mit 38 Werken sogar eine Rekordmarke auf. Der 1997 gestiftete Karl-Sczuka-Förderpreis wurde in diesem Jahr nicht vergeben.

Preisträger

Biografie

3.2.1947 in Hamburg geboren

1965 Erste Experimente mit Tonbandgeräten und elektronischen Klangerzeugern (Sinusgeneratoren, Rhythmusmaschinen) und konkretem Geräuschmaterial.

1971 Arbeit mit dem Minimoog. Komplexere Ergebnisse durch Verwendung achtspuriger Tonbandgeräte.

1975 Entscheidung, elektro-akustische Musik "hauptberuflich" zu komponieren und zu realisieren.

1980 Erste LP-Veröffentlichung ("Nachtstücke") in Frankreich, produziert von Peter Baumann (Tangerine Dream)

1982 Stilistische Hinwendung zur Industrial Music. LP "Formen letzter Hausmusik" (1984) auf dem britischen Label ‚United Dairies’. Bis 1989 mehrere LPs auf internationalen Labels der Industrial Music (z.B. Esplendor Geometrico, Hamster Records, Multimood, A-Mission u.a.), darunter Arbeiten mit präpariertem Klavier, Wassergeräuschen und anderem konkretem Material.

1985 Experimente mit dem Fairlight CMI

1986 Erste Reise im Auftrag des Goethe-Instituts mit Gesprächs-Konzerten nach Brasilien

Seit 1989 Lehrauftrag für Sounddesign, Kommunikationsdesign und Klangforschung an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW)

1991 Zweite Reise im Auftrag des Goethe-Instituts mit Gesprächskonzerten nach Argentinien, Chile und Uruguay

Seit 1991 diverse CD-Veröffentlichungen auf internationalen Labels (Staalplaat, Soleilmoon, Selektion, Mille Plateaux u.a.). Zusammenarbeit mit diversen Komponisten der sogen. Noise Music (Merzbow, Achim Wollscheid, Thomas Köner, Vidna Obmana u.a.)

Bis heute über 50 LP- und CD-Veröffentlichungen, zahlreiche öffentliche Auftritte im In- und Ausland

Preiswerk

Der Heidelberger Tiegel (Buchdruckmaschine) lässt sich durchaus als Rhythmusmaschine verstehen: deutlich wahrnehmbare, zum Teil komplizierte Rhythmen strukturieren seine Arbeitsgeräusche. Was nun im Sinne ästhetischen Handelns wichtig wurde, war die Frage, wie die vorliegenden akustischen Materialien aus ihrem Kontext herausgenommen werden konnten und welchen klanglichen Transformationen sie unterworfen werden sollten. Den rhythmischen Strukturen zu folgen, lag zu sehr auf der Hand, wäre eine allzu plakative Lösung gewesen. Auch wollte ich nicht die "Seele" der Maschine zum Klingen bringen; gern überlasse ich den Versuch, die Maschine zu transzendieren, kompetenteren Schwarmgeistern.

Die rhythmischen Strukturen der Tiegelgeräusche wurden zugunsten eher flächigen und/oder impulsartigen Klanggeschehens umgewandelt, um so eine Ebene jenseits der starren Rhythmik zu schaffen. Infolgedessen sind die "Sechs Heidelberger Studien" dem ursächlichen Geräuschkontinuum völlig entrückt. Ich zielte dabei weder auf Verblüffung, noch auf eine elektro-akustische Märchenstunde ab, sondern wandte mich dem Material selbst zu, um einige (von vielen) kombinatorische Möglichkeiten seiner klanglichen Bearbeitung und Neustrukturierung durchzuführen. Ästhetische Entscheidungen traf ich erst, nachdem die formalen und akustischen Eigenschaften des Basismaterials gründlich untersucht waren.

Werkbeschreibung von Asmus Tietchens

Preisverleihung

"In seinen ‚Sechs Heidelberger Studien’ entwickelt Asmus Tietchens aus den Arbeitsgeräuschen einer Buchdruckmaschine ein Hörstück von großer Strenge und Klarheit. Die Klänge, obwohl als ‚konkrete’ erkennbar, bleiben seltsam abstrakt und geheimnisvoll, sie erzählen nicht, sie stellen nichts dar, sie sind unmittelbar sinnlich präsent. Tietchens vertraut ganz seinem Material, verzichtet auf jede symbolische Befrachtung und setzt sich dadurch wohltuend von modischen Trends elektronischer Klangbearbeitung ab."

Sekretariat des Karl-Sczuka-Preises

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