Karl-Sczuka-Preis 2000

Preisträgerin: Caroline Anne Wilkins

Stand

Preisträgerin Caroline Wilkins

Caroline Anne Wilkins (Foto: SWR, privat)
Caroline Anne Wilkins (im Jahre 2000)

67 Einreichungen aus 15 Ländern

67 Künstlerinnen und Künstler aus 15 Ländern hatten sich beworben. Und sie kamen aus Argentinien, Australien, England, Finnland, Frankreich, Kanada, Kroatien, Irland, Italien, Österreich, Polen, Schweden, der Schweiz, den USA und Deutschland.

Biografie

Geboren 1953 in Taunton/England, studierte 1971-75 am Royal College of Music in London bei Jeremy Dale-Roberts. An der Staatshochschule für Musik in Sydney war sie 1982 Gastdozentin für Klavierimprovisation und Komposition im Bereich Neues Musiktheater. 1984-86 als Komponistin und ausführende Künstlerin Mitarbeit an zahlreichen Projekten des Neuen Musiktheaters in Sydney und Canberra. 1987 Stipendiatin des Australia Council für ein Studium in der Kompositionsklasse von Mauricio Kagel an der Kölner Hochschule für Musik. Seitdem weitere Stipendien, u.a. 1992 an der Akademie Schloss Solitude, 1995 am Künstlerhof Schreyahn/ Niedersachsen, 1997 Landesstipendium Rheinland-Pfalz am Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf/ Brandenburg und 1999 Stipendium von der Stiftung Kulturfonds Berlin am Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop. Sie lebt heute als freie Komponistin in Wuppertal. Seit 1989 zahlreiche Aufführungen und Sendungen ihrer Musik in Europa, Australien, der USA und Asien, bei internationalen Festivals sowie den IGNM-Weltmusiktagen. Ihre kompositorische Tätigkeit umfasst Solo- und Kammermusik sowie Neues Musiktheater und elektroakustische Werke. Auftragsarbeiten u.a. für das Rheinische Musikfest Köln, das Ensemble Gemini und das Hilliard Ensemble. 1998 Ausstellung von Kompositionsskizzen im Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal. Für das WDR Studio Akustische Kunst entstanden die Radiokompositionen "Theatri Machinarum" und "Mecanica Natura". 1992 Erster Preis des Kompositionswettbewerbs des FrauenMusikForums Schweiz FMF in Bern, 2000 Preis des Queens’ International Kompositionswettbewerbs Cambridge und Karl-Sczuka-Preis des SWR für "Mecanica Natura".

Werkverzeichnis von Caroline Wilkins

Kompositionen

Music for mechanical Instruments (elektro-akustisches Werk, 1986), For accordiation and phonograph (1986), For accordiation and screens (1988), Arias for Phonograph and Singers (1988), Piece for Player Piano & Piano Player (1989/90), Loquela (1991), Automatophphone (1991/94), Vent (1992), The bird organ is made of wood (1991/95), Camera Aeolia (1992), Carte du Tendre (1993), Sprechmaschinen (1993), Auroram Lucifer (1993/94), For these my friends and yours (1994), Pas (1994), Physis (1995), Instrumentum Magnum (1995), Panharmonicon (1995), ffffff (1996), Fusa III (1996/97), Soundings in Fanthoms (1997), Intersections (1998), With Circle and Axis (1998), Physarmonica II (Neufassung 1998), Aerographie (1999), With curved Edge (1999), Oh What! (2000)

Radioarbeiten

Theatri Machinarum (1994), Mecanica Natura (2000)

Preiswerk

Bei Theatri Machinarum, dem ersten Werk für das WDR Studio Akustische Kunst, erforschte ich einen imaginären Raum von Maschinen und Klangobjekten - ein 'Maschinentheater'. Mecanica Natura ist eine Weiterführung des Themas, wobei es zu einem 'Dialog' zwischen Maschinen und Rhythmen und Konstellationen der Umweltgeräusche kommt. In den 'Mechanismen' der Natur finden sich Parallelen zu ihren künstlichen Gegenstücken. Auf Grund meines besonderen Interesses an Musikmaschinen erforschte ich die Arbeit von Percy Graingers Free Music Machines, sowie seinen Einfluss auf zeitgenössische künstlerische Entwicklungen. Die komplexen Rhythmen, polyphonen Texturen und 'gleitenden Tonhöhen', die seine Maschinen ermöglichen, sind von den Klängen und Geräuschen der Umwelt inspiriert worden.

Das Material für Mecanica Natura basiert auf Aufnahmen historischer und zeitgenössischer Musikmaschinen aus Australien, Deutschland und Ungarn, darunter die Talking Machine des Künstlers Martin Riches. Darüber hinaus werden Originalton-Aufnahmen aus der natürlichen Umwelt Australiens und Europas verwendet, sowie meine Komposition für Flöte unter dem Titel "ffffff...", die direkt von Riches 'Flute-playing Machine' und von Naturgeräuschen angeregt ist. Die Uraufführung der ursprünglichen Fassung für Flöten und 'Flute-playing machine' fand im Jahre 1997 statt.

Durch die Verbindung bestimmter Natur- und Umweltgeräusche entsteht eine sich kontinuierlich ändernde Klanglandschaft, akzentuiert von maschinellen Klängen wie zum Beispiel Percys 'Laundry Organ', einer seufzenden Orgelmaschine. Von Anfang an war eine mehrkanalige Verteilung des Klangmaterials vorgesehen. Die natürlichen Klänge nehmen einen breiten akustischen Raum ein, während Maschinen und Flöten aus anderen Umgebungen stammen. Fast alle Maschinen werden von einem Lautsprecher mono wiedergegeben. Die Flötenstimmen sind nach vorn und hinten über den Raum verteilt. Der Dialog findet in dem Maße statt, wie sich die Klänge gegenseitig im Hörraum beeinflussen. Es handelt sich hierbei nicht um einen erzählerischen Ablauf, sondern um Gleichzeitigkeiten - kurz um eine Parallelität.

Förderpreisträgerin Hanna Hartmann

Biografie von Hanna Hartmann

Geboren 1961 in Uppsala/ Schweden, studierte 1982-88 Theater- und Literaturwissenschaft an der Universität Stockholm, 1989-91 an der Staatlichen Hochschule für Film, Theater, Radio und interaktive Medien (Dramatiska Institutet) und 1992 ebenfalls in Stockholm am EMS (Electro Acoustic Music). Seit 1991 ist sie freie Mitarbeiterin beim schwedischen, dänischen und deutschen Rundfunk. 1996-97 Dramaturgin in der Hörspielabteilung des Schwedischen Rundfunks, Stockholm. 1997 weitere Ausbildung für interaktive Medien an der Staatlichen Hochschule für Film, Theater, Radio und Interaktive Medien ( Dramatiska Institutet) und 1998 am EMS (Electro Acoustic Music), Stockholm. Mit eigenem Studio übersiedelte sie 1998 nach Kopenhagen und 2000 nach Berlin.

Werkverzeichnis

Cage in Berlin (Klangkomposition, Sveriges Radio 1993), Stockholm - Traumbilder (Soundscape, DeutschlandRadio Berlin 1996), Are you going up these hills? (Klangkomposition, Danmarks Radio 'Lydmuren' 1997; außerdem vertreten im finnischen Internet-Projekt 'SoundBox 1998'), Black Boxes (interaktive Klanginstallation, Stockholm 1998), Nattvak/ WinterPassage (Klangkomposition, Fylkingen, Stockholm 1998), Geräusch des Monats (Klangkompositionen, DeutschlandRadio Berlin 1998-1999; Prix Europa 1998), Passion & Renhet (Klangkomposition, Danmarks Radio 'Lydmuren' 1999), The Voice of Closed Eyes (Klangkomposition für 8 Lautsprecher, 'Kryptonale'-Festival im den Wasserspeichern von Berlin - Prenzlauer Berg, 1999), Framtidsminnen (Klangpoesie für eine CD. Koproduktion des Malmö University College mit Sveriges Radio und Danmarks Radio 1999), Cikoria. Eine Reise. Ein Jahr (Klangkomposition, DeutschlandRadio Berlin 2000; Karl-Sczuka-Förderpreis 2000).

Förderpreiswerk

Für ihre "Geräusche des Monats", die nach Sendungen des DeutschlandRadios jeweils anstelle von Brückenmusiken gesendet wurden, hat die schwedische Klangkünstlerin Hanna Hartman auf vielen Reisen Material gesammelt. Aus den Fundstücken des Jahres 1998, die aus Schweden, Russland, China und Amerika kamen, ist eine Komposition entstanden, deren Sequenzen nie auf den Ort der Aufnahme festgelegt sind: etwas geographisch Ungebundenes, ein poème en prose aus Geräuschen. In der Überlagerung der Außenaufnahmen stellt sich ein poetischer Raum her und eine fließende Struktur, die ans Erzählen denken lässt, aber keine Geschichte vorführt, sondern dem assoziativen Hören einen weiten Raum überlässt.

Preisverleihung

Die unabhängige Jury unter Vorsitz des Literaturwissenschaftlers Klaus Ramm gab für ihre Entscheidung folgende Begründung:

"Caroline Wilkins entwirft in ihrem preisgekrönten Stück einen lebendigen Dialog zwischen Umweltgeräuschen und Stimmen aus der Natur, mechanischen Musikinstrumenten und komponierter Instrumentalmusik. Durch die kunstvolle Konfiguration wechseln die Klangmaterialien in der Hörwahrnehmung immer wieder ihre Identität. 'Mecanica Natura' besticht durch Originalität der Erfindung und Präzision der Realisierung, durch Transparenz der Struktur, durch sinnliche Präsenz und poetische Suggestivkraft."

Die unabhängige Jury:

Klaus Ramm - Vorsitzender; Literaturwissenschaftler

Heinrich Vormweg - Literaturkritiker und Juryvorsitzender 1985-98

Christina Weiss - Kritikerin und Hamburger Kultursenatorin

Monika Lichtenfeld - Kritikerin

Johann-Georg Schaarschmidt - Musiktheater-Regisseur und früherer Freiburger Musikhochschulrektor

Akustische Spielformen im ZKM Karlsruhe

Karl Sczuka (*15.6.1900) zum 100. Geburtstag

Zum 100. Geburtstag Karl Sczukas präsentierten der SWR und das ZKM Institut für Musik und Akustik den Karl-Sczuka-Preis gemeinsam mit dem WDR Studio Akustische Kunst, dem BR Hörspiel und Medienkunst, dem HR Hörspiel und weiteren Rundfunkanstalten.

Seit dem 27. Mai 2000 stehen die gesamten Karl-Sczuka-Preiswerke als Dauerleihgabe in der ZKM-Mediathek allen Besuchern zur Verfügung.

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SWR