Karl-Sczuka-Preis 2004

Preiswerk

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Der Titel verweist auf den australischen Komponisten Percy Grainger und dessen Wunsch, sein Skelett in seinem auf dem Gelände der Universität Melbourne gelegenen Museum auszustellen. Nach seinem Tod im Jahre 1961 weigerten sich die Stadtoberen, diesem Wunsch zu entsprechen - mit der Begründung, dergleichen verstoße gegen das gesunde Volksempfinden.

Percy Grainger

Percy Grainger zählte zu den großen Außenseitern der Musik des 20. Jahrhunderts; erste Anerkennung fand er mit seiner Idee der Free music, der ametrischen, rhythmisch freien Musik und damit, dass er, assistiert von Burnett Cross, in seinem Wohnort White Plains, New York, Geräte aus Fabrikschrott schuf, mit denen er diese Musik realisieren konnte - wobei er verschiedene musikalische Ausdruckmittel verwendete, wie etwa auf und nieder gleitende Klanglinien, die längst Eingang in die zeitgenössische Musiksprache gefunden haben. Graingers Begriff der Free music und der ametrischen Musik reicht zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, als er noch als junger Pianist in Melbourne wirkte. Auch bei der Verwendung von Aufnahmegeräten als Musikinstrumente war er einer der Vorreiter - schon kurz nach der Erfindung der Schallplatte benutzte er dieses Medium zur Aufzeichnung und Transkription (wenn nicht gar Transformation) ozeanischer, skandinavischer und britischer Volksmusik. Percy Grainger ist zweifellos der Vater der australischen Experimentalmusik und des innovativen Instrumentenbaus. In der Geschichte der elektronischen Musik nimmt er nach wie vor eher eine Außenseiterposition ein, was sich nicht zuletzt seinen extremen Ansichten zu Rasse und Sexualität verdankt; weithin bekannt ist er heute eigentlich nur noch für seine amüsanten Klavierstücke wie etwa Country Gardens.

Besetzung:

Jon Rose - Violinen, Interaktiver MIDI-Bogen, Micro Tonal Butterfly Piano, Orgel

Rainer Linz - Klarinettenmaschine, Gleittonmaschine

Tom Fryer - Multiple Sensor Guitar

Stuart Favilla - Laserharfe

Joanne Favilla - Fagott, Interactive Serphant

Percy Grainger - Duo Art Piano, Harmonium, The Reed Tone Tool,

Kangaroo Pouch Machine und er selbst

Robert Menzies übernahm die Rolle von Percy Grainger, wenn er selbst nicht zu hören war

Ella Grainger schrieb und sang gegen Ende das Liebeslied - diese Komposition wurde erstmals ausgestrahlt.

Garry Havrillay - Toningenieur

Steven Tilley - Schnitt, ABC, Sydney

Dank an: Brian Alison, dem Leiter des Grainger Museums, für die Erlaubnis, die Exponate und Archive dieser höchst außergewöhnlichen australischen Institution benutzen zu dürfen.

Das Blisters Ensemble

Das Blisters Ensemble ist eine australische Musikgruppe, deren Verwendung interaktiver, selbstgefertigter Elektronikinstrumente bei Liveauftritten als bahnbrechend gelten darf; die Musiker greifen in vielerlei Hinsicht Graingers phantasievolle Ideen auf und entwickeln sie weiter. Das Ensemble setzt sich zusammen aus Jon Rose, Rainer Linz, Tom Fryer, Joanne Cannon und Stuart Favilla. Im April 2003 verbrachten sie ein gemeinsames Wochenende damit, die Archive des Grainger-Museum zu durchforschen. Viele der in dieser Produktion verwendeten, von Grainger in »Heimarbeit« erstellten Aufnahmen sind hier erstmals zu hören.

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AUTOR/IN
SWR