Auschwitz steht für eines der schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte und ist Teil der fast schon ritualisierten deutschen Erinnerungskultur. Bis heute allerdings kaum wahrgenommen sind schriftliche Quellen, die im Augenblick des Erlebens der erlittenen Hölle entstanden.
Nur sechs dieser einzigartigen Zeugnisse haben die Katastrophe überdauert. Es sind Tagebuchaufzeichnungen von Mitgliedern des sogenannten „Sonderkommandos“ in den Gaskammern von Auschwitz. Jüdische Männer, die dazu gezwungen wurden, ihre Glaubensbrüder und Schwestern in die Gaskammern zu führen, um sie wenig später in den Verbrennungsöfen zu „entsorgen“.
Diese Texte wurden unter unmenschlicher Anspannung geschrieben und unter den Gaskammern als Kassiber in der Asche der vergasten Leidensgenossen versteckt.
In bis heute andauernden Restaurierungs- und Übersetzungsarbeiten konnten sie fast vollständig wiederhergestellt werden. Nun sind alle sechs dieser zentralen Dokumente des Holocaust von dem in Freiburg lebenden russischen Historiker Pavel Polian in deutscher Übersetzung unter dem Titel Briefe aus der Hölle herausgegeben worden.
Die Opfer legen Zeugnis anhand ihrer eigenen Beschreibungen und Berichte ab, um sich so ihre Identität und Menschenwürde zurück zu erobern. Dieser Intention folgend hat der Musiker und Autor Andreas Weiser eine Auswahl der Dokumente für das Hörspiel getroffen und in eine zeitliche Reihenfolge montiert.
Andreas Weiser, geboren 1957, Musiker und Autor. Seit 1983 für die ARD als Autor von Hörspielen, Features und Dokumentarfilmen sowie als Filmmusikkomponist tätig. Journalistenpreis Entwicklungspolitik 1992, Hörspiel des Monats Febr. 2004, ITB Book Award 2014, Nominierung für Europäischen CIVIS Preis für Integration 2014.
Pavel Polian, Jahrgang 1952, Zeithistoriker, Kulturgeograph und Literaturwissenschaftler. Außerdem Herausgeber und Verfasser von mehreren Dutzend Büchern u.a. zur Geschichte des 2. Weltkrieges, zum Holocaust und zu Zwangsarbeit und Kriegsgefangenschaft. Gründer und Vorsitzender der Mandelstam Gesellschaft, sowie Mitarbeiter der russischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Freiburg.
Komposition, Realisation und Regie: Andreas Weiser
hr 2021