Licht im August | Die Hauptrollen

Joe Christmas

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Adoptierte Waise, als Kind misshandelt, als Erwachsener mehr als 15 lange Jahre auf der Flucht vor sich selbst. Denn, äußerlich weiß, hält Christmas sich für einen „Nigger“ und weiß weder, woher er kommt, noch, wohin er gehört.

Auszug aus dem Manuskript:

Erzähler: Von dieser Nacht an zogen sich die tausend Straßen zu einer zusammen, mit unmerklichen Ecken und Szenenwechseln, unterbrochen von Intervallen erbettelter und gestohlener Fahrten auf Eisenbahnwaggons und Lastwagen, und auf ländlichen Fuhrwerken. Sie war fünfzehn Jahre lang: Sie zog sich zwischen den brutalen, dürftigen Bretterwänden der Ölstädte hindurch, wo er derbe Mahlzeiten von Blechtellern aß, zog sich durch gelbe Weizenfelder, die unter den brennenden gelben Tagen der Arbeit wogten, und durch den harten Schlaf in Heuschobern unter dem kalten, verrückten Septembermond und den spröden Sternen: Nacheinander war er Landarbeiter, Bergmann, Goldschürfer, Glücksspielwerber; er trat ins Heer ein, diente vier Monate, desertierte und wurde nie erwischt.

Er schlief mit Frauen, die er bezahlte, wenn er das Geld dazu hatte, und wenn er es nicht hatte, schlief er trotzdem mit ihnen und sagte ihnen dann, er sei Neger.

Er lebte unter Negern und mied die Weißen. Er aß mit ihnen, schlief mit ihnen, kampflustig, unberechenbar, verschlossen.
Er war dreiunddreißig Jahre alt.

Eines Nachmittags war aus der Straße eine Landstraße in Mississippi geworden. Er sah mehrere verstreute Negerhütten hier und da entlang der Straße; dann erblickte er, etwa eine halbe Meile entfernt, ein größeres Haus. Es war ein großes Haus, das in einer Gruppe von Bäumen stand, ein Anwesen offensichtlich, das einst eine gewisse Bedeutung gehabt hatte. Er sah, dass es bewohnt war, und er hatte seit vierundzwanzig Stunden nicht gegessen.

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AUTOR/IN
SWR