In der Reihe „Un certain regard“ bei Cannes laufen Filme, die den Wettbewerb um den Hauptpreis knapp verpasst haben. Hier gäbe es herausragende Werke zu entdecken, sagt Filmkritiker Rüdiger Suchsland in SWR2 – zum Beispiel „Only the river flows“ des chinesischen Regisseurs Wei Shunjun.
Zeitgenössische Gesellschaftskritik im 1990er-Gewand
Im Gewand des Polizeifilms zeigt Wei Shunjun in „Only the river flows“ das Leben im modernen China, eine Gesellschaft, die man zunehmend weniger durchschaue, sagt Suchsland.
Nicht zufällig spiele die Geschichte rund um einen Detektiv, der einen Mordfall löst, im China der 1990er Jahre. Für einen chinesischen Regisseur sei es schwierig, einen Film über das zeitgenössische China zu machen, der gesellschaftskritisch ist.
Sandra Hüller im Wettbewerb um den Hauptpreis
Doch auch im Wettbewerb um die Goldene Palme laufen herausragende Filme, zum Beispiel „The Zone of Interest“ von Jonathan Glaser: „Ein Meisterwerk, für mich bislang der stärkste Film im Wettbewerb“, sagt Suchsland.
Sandra Hüller spielt darin die Frau des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß, den Christian Friedel darstellt. Man glaube, über Auschwitz sei schon alles gesagt und man habe schon Hunderte von Dokumentationen und Spielfilmen zum Thema gesehen, so der Filmkritiker.
Doch dieser Film sei anders, „weil wir den Schrecken des Alltags in Auschwitz erleben. Es ist ein ganz schlimmer, aber großartiger Film.“
Gespräch „Das weiblichste Cannes aller Zeiten“: Am Ende zählt die Qualität der Filme
Der Kostümfilm „Jeanne du Barry“ von Maïwenn mit Johnny Depp als Ludwig XV. hat die 76. Ausgabe des Filmfestivals in Cannes eröffnet. Der Film erzählt die Geschichte einer königlichen Mätresse am französischen Hof. Kein besonders guter Film, aber anständig, urteilt SWR2 Filmkritiker Rüdiger Suchsland im Gespräch aus Cannes.