Zwischenbilanz Max Ophüls-Festival

Zombies und Männer mit Problemen

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Von Rüdiger Suchsland

130 neue deutschsprachige Filme sind in diesem Jahr beim Festival Max-Ophüls-Preis zu sehen. In den ersten Tagen gab es noch keine formal ungewöhnlichen, ästhetisch überraschenden Werke zu entdecken, eher privatistische Etüden über Zweierbeziehungen.

Postapokalyptischer Survival-Thriller

"Endzeit" von Carolina Hellsgard ist ein deutscher Zombiefilm und muss sich hinter den Hollywood-Vorbildern keineswegs verstecken.

Dieser postapokalyptische Survival-Thriller im diesjährigen Wettbewerb um den Max-Ophüls-Preis ist spannend und furios erzählt und ragt aus dem Programm heraus.

Frauen sind widerstandsfähiger

Er besticht auch dadurch, dass seine Figuren fast ausnahmslos Frauen sind. Diese sind offenbar widerstandfähiger gegen die Bedrohung aus der Unterwelt und einfach besser im Kampf ums Überleben. Frauenpower etwas anderer Art.

Interesse für Genrefilme

Solche ungewöhnlichen Stoffe und das konstante Interesse für Genrefilme, schon der Eröffnungsfilm am Montag war ein Politthriller, findet man immer wieder in Saarbrücken.

Viel Erwartbares im Wettbewerb

Die Mehrzahl der Filme erzählt in diesem Jahr allerdings Erwartbares: Weibliches und männliches Selbstverhältnis, Selbstfindung und Beziehungsgeschichten.

Selten drehen diese sich um ganz junge Paare, eher scheint es sich um einen leicht beunruhigten Blick der Mitt- oder Spätzwanziger-Regisseure auf ihre eigene Zukunft in zehn bis 15 Jahren zu handeln.

Beziehungs-Routine

Ein Paar auf Urlaub langweilt sich miteinander. Eine Ex-Liebe flammt wieder auf und stört den Alltagstrott. Ein einsamer Kauz verfolgt als Spanner eine Frau und lernt sie schließlich kennen, was die Lage auch nicht verbessert.

Die neue Angst der Männer

Das neue Thema: Die Ängste der Männer, ihre Zweifel an ihrer Väterrolle und die Kinder dazu. Was passiert mit ihnen nach der Trennung? Dass Kinder plötzlich für Erwachsene so wichtig werden, ist wirklich neu im deutsche Kino.

Kino ist allerdings weder Paartherapie noch Ersatz fürs Jugendamt. Da ist die Geschichte über die Liebe eines Geschwisterpaares in den 50er Jahren, die Peter Evers erzählt, schon das Interessanteste.

Bemerkenswertes Männer- und Männlichkeitsportrait

Eine gestörte Familie steht am Anfang eines weiteren bemerkenswerten Films. Der Schweizer Beitrag "Der Läufer" von Hannes Baumgartner basiert auf einer wahren Geschichte.

Dem Fall des Schweizer Spitzensportlers Mischa Ebner, der mehrere Frauen brutal attackierte und schließlich 2002 eine junge Frau tötete.

Im Film hat er einen anderen Namen. Die Geschichte, in der Max Hubacher die doppelgesichtige Hauptfigur spielt, verstört auch dadurch, dass der Spitzensportler vordergründig ein vollkommen normales Leben führt.

Als freundlicher Koch, einer der mit seiner Kollegin flirtet, und auch sonst eine perfekte Maske trägt. In seinem Inneren aber toben Dämonen.

Sehnsucht nach Perfektion

"Der Läufer" ist ein bemerkenswertes Männer- und Männlichkeitsportrait. Die Hauptfigur ist einer, der alles in sich hineinfrisst, und in jeder Hinsicht perfekt sein will.

Irgendwann platzt der innere Druck und entlädt sich in Gewalt. Weil der Film nahe dran ist an seiner Figur, sorgt er für Empathie. Immer wieder zeigt Baumgartner Träume und Visionen.

Hoffnung auf spannende Filme

Formal wilde Filme und ungewöhnlich erzählte Stoffe wie beim letztjährigen Gewinnerfilm "Landrauschen" suchte man an den ersten beiden Festivaltagen vergebens.

Aber bei noch mehr als drei ausstehenden Tagen gibt es Hoffnung: So steht "Electric Girl" noch aus, von der bekannten Comic-Autorin Ziska Riemann. Und "Stern", Anatol Schusters Film über eine 90-jährige Frau, die durch Berlin flaniert, weil sie sich eine Schusswaffe besorgen will. Denn sie will sterben.

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SWR