Film

Wenn die Welt stillsteht: Ukrainischer Vorkriegsfilm „Stop-Zemlia“

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AUTOR/IN
Rüdiger Suchsland

Junge Liebe, junges Glück, Heranwachsen - die ukrainische Regisseurin Kateryna Gornostai erzählt in ihrem Debütfilm von Jugendlichen aus Kiew. In diesem Film ist die Ukraine ein Land ohne jeden Nationalismus, dem Westen wirklich zugewandt. Ohne Korruption und Oligarchen, und natürlich auch ohne Krieg – denn dieser Film ist ein Jahr vor dem Ukraine-Krieg entstanden.

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Maha, Sasha und die erste Liebe

Masha und Sasha gehen in dieselbe Schule in einem Kiewer Plattenbauviertel. Masha ist in Sasha verliebt. Sasha weiß nicht, in wen er verliebt ist, und er weiß nicht, wo er emotional, sexuell oder intellektuell überhaupt steht. Eines Tages gefällt ihm nicht nur Mashas Foto auf Instagram, sondern er beginnt auch einen Chat mit ihr.

Filmstill (Foto: deja-vu-film)
Masha (Maria Fedorchenko) ist introvertiert und sensibel. Sie steht kurz vor ihrem Schulabschluss und wartet sehnlichst darauf, dass ihr Leben endlich so richtig beginnt. deja-vu-film

Kein üblicher Coming-of-Age-Film

Es ist ein lässiger, leichter Film. Ein Film, der bezaubert und bezaubern will. Katharyna Gornostai erzählt in ihrem Spielfilmdebüt rund um ihre Hauptfigur gleich von einer ganzen Handvoll Jugendlicher zwischen Pubertät und Erwachsenwerden. Sie tut dies virtuos, charmant und einfallsreich. „Stop-Zemlia" ist ein stilistisch ungewöhnlicher Film, der dokumentarischen Realismus mit phantasievollen träumerischen Passagen verbindet.

Filmstill (Foto: deja-vu-film)
Regisseurin Katharyna Gornostai: „Von Anfang an war es für mich ein Experiment, denn es war nicht die klassische Art, eine einfache Geschichte aus der Sicht einer einzigen Figur zu erzählen...Aber noch schwieriger wurde es, als wir die ganze Klasse um zwei Hauptfiguren versammelten.“ deja-vu-film

Hommage an die Nouvelle Vague und Sofia Coppola

Mit viel Mut erzählt die Regisseurin einfach das, was sie interessiert, ohne auf Erwartungen und Vorschriften des Filmbetriebs und der Dramaturgiepolizei Rücksicht zu nehmen – dabei voller Neugier und Kenntnis der Filmgeschichte. Sehr leicht entdeckt man diese Film-Bezüge, die – in der heiteren Grundstimmung und Leichtigkeit – von der Nouvelle Vague der Franzosen bis zum amerikanischen Independent-Kino einer Sofia Coppola.

Filmstill (Foto: deja-vu-film)
Der Film „Stop-Zemlia" schafft es, die Figuren in jenem besonderen Moment des Lebens zu zeigen, in dem man sich selbst und der Welt ein Rätsel ist. deja-vu-film

Neue Perspektive auf die Ukraine

En passent eröffnet dieser Film uns im Westen auch ganz neue Perspektiven auf die Ukraine, dieses für uns immer noch sehr fremde ferne Land, das uns auf diese Weise überraschend nahe rückte. Es ist ein Land das heute leider schon verschwunden ist – insofern ist dieser Film heute auch sehr traurig: eine Flaschenpost aus einer für immer verlorenen Zeit.

Trailer „Stop Zemlia“, ab 9.2. in ausgewählten Programmkinos

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Rüdiger Suchsland