Gespräch

Arte-Doku „Hass gegen Queer“: Geschichten von Empowerment und Selbstermächtigung

STAND
INTERVIEW
Frauke Oppenberg

Mindestens einmal im Leben erfahren queere Menschen Gewalt, sagt der Dokumentarfilmer Tristan Ferland Milewski. Woher kommt die gesellschaftliche Grundstimmung, die diese Gewalt nährt? Das versucht Milewski in seiner Arte-Doku „Hass gegen Queer“ zu erkunden.

Audio herunterladen (7,3 MB | MP3)

Marginalisierte Gruppen müssen für ihre Rechte einstehen

Ob Mobbing in der Schule, körperliche Angriffe auf offener Straße oder Hetze im Internet: Queere Menschen erfahren im Alltag psychische und physische Gewalt. In seiner Doku wolle er die ganze Bandbreite dieser Bedrohung abbilden, sagt Tristan Ferland Milewski.

Aber dieser Gewalt stellt der Film Geschichten von Empowerment und Selbstermächtigung seiner Protagonist*innen entgegen. Denn auch wenn die zunehmenden Attacken traumatisierten: „Die Gesellschaft hat sich immer nur dann verändert, wenn marginalisierte Gruppen für ihre Rechte eingestanden haben und laut geworden sind.“

Viel zu tun für die Politik

Hass und Angriffe sind dabei kein deutsches Problem. International befeuerten Politiker die queerfeindliche Stimmung aus Kalkül, beschreibt Milewski. Auch wenn es widersprüchlich klinge: Größere gesellschaftliche Offenheit und die steigende Zahl von Übergriffen gingen miteinander einher.

Ein Beispiel dafür ist die bayerische Abgeordnete Tessa Ganserer, die als erste Trans-Frau in den Bundestag gewählt wurde und seitdem besonders viel Hass ausgesetzt ist.

Für die Politik bleibe deshalb viel zu tun. Milewski fordert unter anderem die rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien und eine bessere Bekämpfung von Hasskriminalität. Aber weil Queerfeindlichkeit ein gesamtgesellschaftliches Phänomen sei, müsste auch die Zivilgesellschaft reagieren: „Leute sehen Gewalt, greifen aber nicht ein. Dabei sind Verbündete wahnsinnig wichtig.“

„Hass gegen queer“ ist in der Arte-Mediathek streambar.

Gespräch Schwulen- und Lesbenverband: Warum Queerfeindlichkeit ein wachsendes Problem mit großer Dunkelziffer ist

Queerfeindlichkeit sei für viele Menschen stark im Alltag spürbar, sagt Andre Lehman vom Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD). ,,Im letzten Jahr gab es über 1000 Vorfälle bei einer Dunkelziffer von 80-90%”.

SWR2 Kultur aktuell SWR2

Gespräch Für Vielfalt und Sichtbarkeit – Markus Kellmann vom queeren Sportverein mvd Mannheim

Markus Kellmann engagiert sich für die 300 Sportler*innen des queeren Sportvereins mvd Mannheim. Dort trainieren Menschen jeglicher geschlechtlicher und sexueller Orientierung zusammen. 

SWR2 Tandem SWR2

Feature Herz über Kreuz – Ein Coming-Out in der Freikirche

Magdalena hat drei Kinder und ist Mitglied einer Freikirche. Sie ist lesbisch und bekennt sich mit Mitte 30 dazu. Eine Geschichte über Glauben, Freiheit und Angst.

SWR2 Feature SWR2

Regisseur und Aktivist Der schwule Stachel im Fleisch der BRD: Rosa von Praunheim wird 80

Als Rosa von Praunheim in einer Talkshow Hape Kerkeling und Alfred Biolek als schwul outet, verlangt die Presse erfolglos den Boykott des Regisseurs. Ein Glück, denn seinem kompromisslosen Streit für die Sichtbarkeit schwulen Lebens verdanken wir die Selbstverständlichkeit, mit der heute in Deutschland queeres Leben stattfindet.

STAND
INTERVIEW
Frauke Oppenberg