Mindestens einmal im Leben erfahren queere Menschen Gewalt, sagt der Dokumentarfilmer Tristan Ferland Milewski. Woher kommt die gesellschaftliche Grundstimmung, die diese Gewalt nährt? Das versucht Milewski in seiner Arte-Doku „Hass gegen Queer“ zu erkunden.
Marginalisierte Gruppen müssen für ihre Rechte einstehen
Ob Mobbing in der Schule, körperliche Angriffe auf offener Straße oder Hetze im Internet: Queere Menschen erfahren im Alltag psychische und physische Gewalt. In seiner Doku wolle er die ganze Bandbreite dieser Bedrohung abbilden, sagt Tristan Ferland Milewski.
Aber dieser Gewalt stellt der Film Geschichten von Empowerment und Selbstermächtigung seiner Protagonist*innen entgegen. Denn auch wenn die zunehmenden Attacken traumatisierten: „Die Gesellschaft hat sich immer nur dann verändert, wenn marginalisierte Gruppen für ihre Rechte eingestanden haben und laut geworden sind.“
Viel zu tun für die Politik
Hass und Angriffe sind dabei kein deutsches Problem. International befeuerten Politiker die queerfeindliche Stimmung aus Kalkül, beschreibt Milewski. Auch wenn es widersprüchlich klinge: Größere gesellschaftliche Offenheit und die steigende Zahl von Übergriffen gingen miteinander einher.
Ein Beispiel dafür ist die bayerische Abgeordnete Tessa Ganserer, die als erste Trans-Frau in den Bundestag gewählt wurde und seitdem besonders viel Hass ausgesetzt ist.
Für die Politik bleibe deshalb viel zu tun. Milewski fordert unter anderem die rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien und eine bessere Bekämpfung von Hasskriminalität. Aber weil Queerfeindlichkeit ein gesamtgesellschaftliches Phänomen sei, müsste auch die Zivilgesellschaft reagieren: „Leute sehen Gewalt, greifen aber nicht ein. Dabei sind Verbündete wahnsinnig wichtig.“
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