Willkommen im postapokalyptischen Europa
Die Rahmendaten dieses postapokalyptischen Europas sind komplex: im Jahr 2029 gab es einen ominösen „schwarzen Dezember“, in dem die alte Ordnung inklusive EU pulverisiert wurde.
Jetzt kämpfen Stämme gegeneinander, darunter auch eine multinationale Armee in Tradition des Eurocorps, die ein neues Europa aufbauen will. Und dann sind da eben noch die „Atlantier“, deren Zentrale eine legendäre „Arche“ sein soll, die die anderen aber nur vom Hörensagen kennen.

Anklänge an „Game of Thrones“
Ganz schön viel Stoff, den sich „Tribes of Europa“ da aufgehalst hat. Ganz offensichtlich schielt die Serie von Philipp Koch auf die epische Erzählung im Stil von „Game of Thrones“, ohne allerdings annähernd an ihre Bildgewalt heranzukommen. Originell erzählt ist sie dennoch und hätte wohl auch ausreichend Potential in den Figuren.

Was will diese Serie sein?
Je länger die Serie läuft, desto mehr fragt man sich, was sie eigentlich will. Ist das nun ein schillerndes Roadmovie mit deutlichen Anleihen bei Mad Max, eine Fantasy-Politparabel, oder ein Coming-of-Age-Drama, überhöht durch die Mission Weltrettung vor einer dunklen Gefahr „aus dem Osten“?

Pseudomittelalterliche Brutalität
Das Bemühen, nach der Serie „Dark“ das nächste große Netflix-Ding aus Deutschland zu sein, ist unverkennbar. Die 6 mal 40 Minuten sind auf Fortsetzung angelegt. Statt aber die Charaktere fest zu verankern, sucht „Tribes of Europa“ das Panorama, weidet sich an pseudomittelalterlicher Brutalität und modischen 80er-Jahre Synthiesounds.
Dabei zerfällt auch die Serie zunehmend in ihre Einzelteile. Und sie kann selbst von der außergewöhnlichen Besetzung mit Oliver Masucci, Naika Foroutan oder Henriette Confurius nicht wirklich zusammen gehalten werden.
Trailer „Tribes of Europa“ von Philip Koch, ab 19.2. auf Netflix