Praktisch sterben mit Eternitas
Das Sterbehilfeinstitut Eternitas steht direkt an der deutsch-schweizerischen Grenze. Oder besser: Es steht direkt auf dieser Grenze. Formalien in Deutschland erledigen, sterben in der Schweiz, praktischerweise geht das hier alles in einem Raum.

Party am letzten Lebensabend
Ein Unterhaltungsfilm zum Thema Sterbehilfe, geht das? Henry lernt seinen neuesten „Fall“ kennen. Der jungen Rebecca sieht man ihren schweren Hirntumor erstmal nicht an. Sie will an ihrem letzten Lebensabend in der Schweiz noch einmal einen draufmachen. Eine glaubwürdige Antwort, warum sie sich dafür ausgerechnet diesen Sterbehelfer aussucht, bleibt der Film schuldig.
Humorvolles Roadmovie zum Wunderheiler
Was sich dann aber zwischen dem scheinbar notorischen Miesepeter und der eigentlich ziemlich lebenslustigen Frau entspinnt, wird trotzdem zu einem interessanten, manchmal sogar richtig lustigen Roadmovie.
Sie überredet ihn nämlich, doch noch zu einem ominösen Wunderheiler in die Schweizer Alpen zu fahren. Als sie in der Situation gerade von einer ganzen Gruppe von Elvis-Imitatoren in breiten amerikanischen Schlitten überholt werden, hat der Tod zumindest für einen kurzen Augenblick seinen Schrecken verloren und der Film ein paar Charme-Punkte gesammelt.
Die größte Lebenskunst ist das Loslassen
„Now or never“ – „jetzt oder nie “ heißt der Film, der diese Rock’n’Roll-Attitüde aber ziemlich schnell in Frage. Aus einer zufälligen Zwangsgemeinschaft wird ein Paar, das sich der Aufgabe stellt, mit dem eigenen Leben ins Reine zu kommen.
Während Henry immer noch seiner vor Jahren verstorbenen Frau nachtrauert, verausgabt sich Rebecca im Moment. Je mehr sich die beiden annähern, desto mehr verabschiedet sich der Film vom oberflächlichen Witz und vermittelt stattdessen die Botschaft, dass die größte Lebenskunst vielleicht darin besteht, loszulassen; Angst und Schmerz zu teilen und dadurch zu einer Form von innerer Ruhe zu kommen.
Kein Suizid-Feelgood-Movie
Das Sterben scheint inmitten der Panoramabilder der Alpen zwar zu schön, um wahr zu sein. Doch dank Regisseur Gerd Schneider und den guten Schauspieler*innen Tinka Fürst und Michael Pink ist „Now or Never“ weder ein betroffen machender Themenfilm zur Sterbehilfe Noch ein Feelgood-Movie zum Thema Suizid geworden.