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„The Baby“ – Horror-Komödie über die „Freuden“ der Mutterschaft

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Karsten Umlauf

Wo dieses Baby auftaucht, lauern Unheil und Tod. In der HBO-Serie „The Baby“ sorgt ein kleines Findelkind für Chaos, vor allem im Leben der 38-jährigen Natasha. Während sie versucht, das ihr buchstäblich zugeflogene mysteriöse Baby wieder los zu werden, arbeitet sie ihre eigene Familiengeschichte auf. Eine tiefschwarze Horrorkomödie um das Mutter-Dasein zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und Selbstausbeutung.

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Bevorzugte Hobbys: Rauchen, Trinken, Pokern

Natasha ist ein Lebemensch Ende 30 in London. Zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehören Rauchen, Trinken und Pokerspielen mit ihren Freundinnen. Das Thema Kinder und Familie ist weit weg. Als sie ein Wochenende in einer einsamen Hütte am Strand verbringt, fällt ihr ein Baby von oben buchstäblich in die Hände. Ein paar Sekunden später stürzt dessen Mutter gleich daneben in den Tod.

Wie ein Bumerang kommt das Baby immer immer wieder zurück

Wie sehr Natasha auch versucht, das Baby wieder los zu werden, überall bleibt nur eine blutige Spur von Unfällen und weiteren Toten, während das Kind mit seinen Knopfaugen mittendrin sitzt und gluckst. Wie ein Bumerang kommt es immer wieder zu Natasha zurück.

Das versprüht in den ersten Folgen viel tiefschwarzen Humor. Michelle de Swarte verkörpert auf wunderbar schnoddrige Art das Unwohlsein dieser Mutter wider Willen bis hin zu der Frage, ob sie dieses Baby aus Selbstschutz nicht doch besser umbringen sollte.

Assoziative Rückblende: Frauen als Gebärmaschinen

Doch dann verlässt die Serie vollends den bisher eingeschlagenen erzählerischen Weg, taucht ab in albtraumhaft assoziative Sequenzen bis hin zu einem Trip in die Vergangenheit vor 50 Jahren: Frauen sollten da noch als Gebärmaschinen funktionieren, während die Institution Kleinfamilie immer fragwürdiger wurde.

Gefühlskuddelmuddel „Mutterschaft“

Damit bildet die Serie ziemlich unterhaltsam und in einer mutig abgedrehten Bildsprache die Konfusion ab, die sich in dem Gefühlskuddelmuddel „Mutterschaft“ einstellt. Sie fühlt mit allen jungen Frauen, die zwischen gesellschaftlichem Druck und höchstem Glück schwanken.

Zwischen Selbstverwirklichung und Selbstausbeutung beschert einem die Serie „Das Baby“ eine existenzielle Bindungserfahrung, die sich unter Umständen wie ein Knoten um den Hals legen kann, und die viele Lächerlichkeiten produziert: Vom grenzdebilen „Tutsitusi“ über die existenzielle Abhängigkeit von einem verfilzten Kuscheltier bis hin zur militant fröhlichen Elterngruppe.

Als untergründige Drohkulisse schwingt immer die Gefühlslage der Kinder mit, die sich zurückgewiesen oder verlassen fühlen, für die dieses „Baby“ eben auch steht, und die am Ende zu einer Art selbstzerstörerischen Rachefeldzug ansetzen.

„The Baby“ ist die die coolste der aktuellen Serien zum Thema Elternschaft

Es gibt eine ganze Menge Serien, die sich zur Zeit mit dem bemitleidenswert bis grotesken Dasein junger Erziehungsberechtigter auseinandersetzen. „The Baby“ ist davon mit Sicherheit die coolste. Und vielleicht auch die wahrhaftigste. Schließlich ist es eine Horror-Komödie.

Trailer „The Baby“ ab 21.7. auf Sky

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Karsten Umlauf