Film

Tatort mit einem Hauch surrealem Humor: „Borowski und die große Wut“

Stand
AUTOR/IN
Karsten Umlauf

Seit 20 Jahren ermittelt Axel Millberg als Tatort-Kommissar Klaus Borowski in Kiel. Seinen Abschied hat er schon angekündigt: in zwei Jahren ist Schluss. Mit seiner Partnerin Mila Sahin ist er im neuen Fall besonders gefordert, Borowski wird Opfer einer Gewalttat.

Audio herunterladen (4 MB | MP3)

Borowski geht k.o.

Kommissar Klaus Borowski klingelt an einer Haustür. Kurz darauf sieht man ihn auf einem Parkplatz liegen, blutüberströmt. Kollegin Mila Sahin macht sich große Sorgen. Natürlich kommt er durch, aber erstmal kann er sich nur an vereinzelte Gerüche, Farben und Musikfetzen erinnern. An der Promenade in Kiel ist eine Mutter unvermittelt vor einen LKW gestoßen worden und dabei gestorben.

Filmstill (Foto: ard-foto s1, © NDR/ARD/Thorsten Jander)
Auch wenn Klaus Borowski (Axel Milberg) ein Dickschädel ist, steckt er einen Schlag mit dem Fleischklopfer nicht ohne Weiteres weg. Bild in Detailansicht öffnen
Eben noch späht er durch die Milchglasscheibe einer Haustür, im nächsten Moment liegt er im Krankenhaus und sieht selbst alles verschwommen, vor allem die jüngste Vergangenheit. Bild in Detailansicht öffnen
Mila Sahin (Almila Bagriacik) sichert die Tatwaffe. Dass sie jetzt die Ermittlungen leitet, ist ihr nur recht. Eine heiße Spur führt zu dem unberechenbaren Mädchen Celina. Bild in Detailansicht öffnen
Borowski darf sein Krankenzimmer nicht verlassen, mischt sich aber trotzdem ein. Schladitz (Thomas Kügel) redet Borowski (Axel Milberg) ins Gewissen. Bild in Detailansicht öffnen
Wie ein Geist schleicht sich Maren Puttkammer (Sophie von Kessel) in Borowskis Krankenzimmer. Sie liebt es, ein Geheimnis zu sein, undurchsichtig und flüchtig wie der Rauch, der aus dem Fenster schwebt. Sie trinkt mit Borowski Wein, sitzt auf seinem Schoß und genießt den Flirt. Bild in Detailansicht öffnen
Almila Bagriacik über ihre Figur Mila Sahin in diesem Kieler Tatort: „Dies ist ein wahnsinnig emotionaler „Tatort“ und er hat viele verschiedene Ebenen. Das Familiendrama ist berührend, aber auch, dass Borowski niedergeschlagen wird und sich Sahin die Schuld dafür gibt, finde ich spannend. Die Dynamik zwischen den beiden ändert sich, weil Sahin Borowski ausdrücklich von den Ermittlungen ausschließen muss und er dann hinter ihrem Rücken sein eigenes Ding macht.“ Bild in Detailansicht öffnen

Anonyme Anrufe im Krankenhaus

Borowski und Sahin waren auf der Suche nach einer verdächtigen Jugendlichen. Aber was ist dann passiert? Im Krankenhaus bekommt Borowski plötzlich einen anonymen Anruf. Das Mädchen Finja wurde offensichtlich entführt von ihrer älteren Schwester Celina. Kurz darauf findet die Polizei die Großmutter der beiden, erstochen im Badezimmer. Genau dort, wo Borowski geklingelt hatte, bevor er niedergeschlagen wurde.

Filmstill (Foto: ard-foto s1, © NDR/ARD/Thorsten Jander)
Mila Sahin (Almila Bagriacik) sichert die Tatwaffe. Dass sie jetzt die Ermittlungen leitet, ist ihr nur recht. Eine heiße Spur führt zu dem unberechenbaren Mädchen Celina.

Wütendes Mädchen Celina

Der Reiz dieses Tatorts liegt in der Beschränkung, in dem, was man nicht sehen kann. Borowski bleibt nichts übrig, als in seinen Erinnerungen zu kramen. Die Kamera zeigt das in fetzenhaften, traumartigen Bildern. Und er muss den Telefonkontakt zu den Mädchen halten. Dabei baut er eine fast väterliche Beziehung auf. Celina hat die Frau vor den LKW gestoßen, aber ist sie auch die Mörderin ihrer Oma? Ihre Mutter hat keine Zweifel. „Borowski und die große Wut“ handelt auf jeden Fall von einer Jugendlichen, in der sich sehr viel angestaut hat und die damit ziemlich allein gelassen wurde.

Drehbuch von Eva und Volker Zahn hat Sogwirkung

Der Tatort zeigt keine direkte Gewalt. Die Bilder sind immer erst da, wenn das Unheil schon geschehen ist. Und dann versucht man, zu verstehen, zu ergründen. Das Drehbuch von Eva und Volker Zahn entwickelt eine ganz eigenartige Spannung und gerade wie dieser Tatort seine Leerstellen inszeniert, macht ihn so überzeugend.

Er gibt Almila Bagriacik als ehrgeiziger Emittlerin Mila Sahin mehr Raum, lockt Axel Millberg aus der Reserve und erlaubt sich dabei noch einen Hauch surrealen Humor. Am Ende erzählt der Film etwas über Beziehungen: was man wem sagt, was man verschweigt, und wie wichtig es ist, dass man überhaupt Vertrauenspersonen hat, selbst unter Kolleginnen und Kollegen.

Trailer Tatort „Borowski und die große Wut“ am 7.5. 20:15 Uhr im Ersten

Bridgerton-Ableger Netflix-Serie „Queen Charlotte“ – Eine selbstbestimmte schwarze Königin

Nach dem Erfolg von „Bridgerton“ ist auf Netflix eine neue Serie gestartet, die die Geschichte der schwarzen Königin Charlotte erzählt: „Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Story“ sei zu „adelskritisch, um wirklich etwas für Royalisten zu sein“, sagt SWR2-Serienkritiker Karsten Umlauf.

SWR2 Kultur aktuell SWR2

Serie Würdiges Ende in Staffel Drei: „Der Pass“ mit Julia Jentsch und Nicolas Ofczarek

Die Serie „Der Pass“ und ihre Hauptdarsteller*in Julia Jentsch und Nicolas Ofczarek haben die Kritik begeistert und Preise abgeräumt. Am 4. Mai startet die finale Staffel bei Sky.

SWR2 am Morgen SWR2

Film Das Ende der Selbstgerechtigkeit: İlker Çataks neuer Film „Das Lehrerzimmer“

Die junge Lehrerin Carla Nowak (Leonie Benesch) ist neu an der Schule, als plötzlich immer wieder Geld verschwindet, vor allem aus Portemonnaies im Lehrerzimmer.

SWR2 am Morgen SWR2

Stand
AUTOR/IN
Karsten Umlauf