Eine berühmte Schauspielerin ist verschwunden, nur ihre unveröffentlichten Filme sind noch da: Was geschah mit Marissa Marcel? Gamer*innen können auf Netflix ihr fiktives Werk erkunden und ihr Verschwinden aufklären. Mit dem Game ,,Immortality“, das wie ein Spielfilm produziert, zeigt Netflix: Das Potential von Videospielen ist noch längst nicht ausgeschöpft.
Netflix goes Gaming: Die Spieelecke beim Streamingdienst
Ja, der bekannte Video-Streaming-Dienst hat auch eine Spielecke, allerdings nur auf mobilen Endgeräten, also wenn man die Netflix-App auf Handy oder Smartphone installiert hat. Die Sammlung umfasst derzeit fünfzig Titel, von denen die meisten nicht erwähnenswert sind, auch wenn sich mit ihnen vielleicht angenehm die Zeit vertreiben lässt.
Es gibt allerdings ein paar Diamanten zwischen diesen Halbedelsteinen: Das Taktik-Knobelspiel „Into the Breach“, das unheimliche Abenteuer „Oxenfree“ und nun eben „Immortality“, das mit seiner cineastischen Story und Form hervorragend zu einem Video-Streaming-Dienst passt.

Jagd nach der verschwunden Schauspielerin
Die Vorgeschichte des Spiels „Immortality“ ist folgende: Eine weltberühmte, fiktive Schauspielerin names Marissa Marcel hat in ihrem Leben drei Spielfilme gedreht, einen in den spätern 60ern, einen in den 70ern und ein Spätwerk Ende der 90er-Jahre. Allerdings wurde keiner dieser Filme je fertig gestellt und nach dem dritten Film verschwand die Ausnahme-Schauspielerin spurlos.
Nun ist eine ganze Kiste mit Filmmaterial aufgetaucht: Ausschnitte der unvollendeten Filme, Dialogproben, Maskenszenen, aber auch Auftritte in Talk Shows oder bei Dreh-Abschlussparties.

Was lief schief im Leben der Marissa Marcel?
Die Spielenden sollen nun dieses „historische“ Videomaterial sichten, um herauszufinden, was im Leben der Marissa Marcel falsch lief. Ihr einziges Werkzeug dabei ist, all diese Filmschnipsel abzuspielen.
Der Clou: Man kann die Clips jederzeit anhalten, zurückspulen, langsamer laufen lassen. Und: Die Objekte und Menschen im Bild sind interaktiv! Wenn wir Personen oder Gegenstände anklicken, sucht die Datenbank einen anderen Film, in dem genau diese Person oder Requisite auch vorkommt.
Videospiel mit Hitchcock-Ästhetik
Die Szenen erlauben zwar detaillierte Blicke darauf, wie ein Spielfim entsteht, wirken anfangs jedoch meist harmlos. Da wird geprobt oder über das Wesen von Kunst, Autorschaft oder künstlerischer Unsterblichkeit – „Immortality“ – gesprochen. Aber mit der Zeit spürt man, dass hinter der Künstlichkeit der gezeigten Spielfilmszenen ein Grauen lauert.
Der Trailer von „Immortality“ verspricht einen cineastischen Ansatz:
Gaming mit narrativem Charakter birgt viel Potential
„Immortality“ ist auch technisch ein sehr ungewöhnliches Spiel, da es ohne Animationen auskommt: Alles ist gefilmt, mit echten Schauspielern. Das Spielfilm-Gefühl wird verstärkt durch eine häufig an Hitchcock erinnernde Atmosphäre.
Neben all den technischen und optischen Besonderheiten ist „Immortality“ vor allem ein Beleg für das noch lange nicht ausgeschöpfte narrative Potential von Videospielen. Wir entdecken eine fesselnde, unheimlich Geschichte, ohne dass auch nur ein Wort über diese Geschichte verloren wird.