„Ich wollte von Frauen erzählen, die ich selber ernst nehmen kann“ - das sagt die Regisseurin Frauke Finsterwalder über ihren Film „Sisi und Ich“. Im Mittelpunkt steht die Freundschaft und das Machtgefälle zwischen Kaiserin Sisi und der Hofdame Irma. Finsterwalder orientiert sich wenig an historischen Fakten und konzentriert sich auf die Beziehung der beiden ungleichen Frauen, dargestellt von Sandra Hüller (Irma) und Susanne Wolff (Sisi). „Sisi und Ich“ start am 30. März in den deutschen Kinos.

„Sisi und Ich“ ist kein kein typischer Sissi-Film
Sissi – übermenschlich schön soll sie gewesen sein, dazu war sie eine der mächtigsten Frauen aller Zeiten und dass sie schließlich ermordet wurde, trägt auch zum großen Interesse bei, das bis heute an Kaiserin Elisabeth besteht. In den letzten zwei Jahren, gab es einen regelrechten Sissi-Boom. Eine Erklärung für diesen Hype habe sie nicht, so Finsterwalder. „Sisi und Ich“ sei auch kein typischer Sissi-Film, von der Beziehung zu ihrem Mann Kaiser Franz-Josef, erzählt Finsterwalder nur wenig und schon gar nicht romantisch.

Was macht ein Machtgefälle mit einer Freundschaft?
Im Fokus steht Hofdame Irma und ihr Verhältnis zu Kaiserin Elisabeth. „Das heißt, die Machtverhältnisse sind nicht ausgeglichen“, erklärt Frauke Finsterwalder ihren Ansatzpunkt. Was macht so ein Machtgefälle mit einer Freundschaft? Es sei wie damals auf dem Schulhof, wo man sich unbedingt mit diesem einen tollen Kind habe befreunden wollen. „Diese Gefühle von Eifersucht, gesehen werden wollen oder auch gesehen werden von jemanden, den man bewundert, darum ging es mir mit meinem Film“, so Frauke Finsterwalder im SWR2-Gespräch. Und auch darum, so die Regisseurin und Drehbuchreiberin weiter, „wie die Figur der Sisi in meinem Film es schafft, Irma so gefügig zu machen, dass diese am Ende bereit ist, alles für Sisi zu tun“.

Sandra Hüller als Hofdame Irma
„Dass ich mit Sandra in der Hauptrolle einen Film machen wollte, das stand schon länger fest“, sagt Frau Finsterwalder über ihre Auswahl der Schauspielerin für die Rolle der Irma, „weil ich finde, dass nur Sandra Hüller im deutschsprachigen Raum wirklich diesen Spagat zwischen Komik und Horror spielen kann. Und eben auch die komischen Dinge mit einer Ernsthaftigkeit spielen kann, die sie dann wiederum umso tragischer machen am Ende.“
Wichtig, so Frauke Finsterwalder, sei ihr auch das absolute Gegenteil von Sandra Hüller für die Rolle der Sisi gewesen, „optisch und auch von ihrer Präsenz“ und meint damit ihre Entscheidung für Susanne Wolff als „Sisi“.
Man müsse sich in jeder Szene neu entscheiden, wen man angucke, für wen man sich entscheide. Für die schöne und taffe bis bösartige Kaiserin oder für die herzensgute, aber etwas plumpe Irma.
Als Filmemacherin habe sie sich zwar an historischen Facts bedient, so habe es die Figur der Irma auch wirklich geben, erklärt Frauke Finsterwalder ihr Vorgehen, im Film allerdings „zusammengewürfelt aus verschiedenen Hofdamen, über die ich gelesen habe oder Dingen aus der Zeit, mit denen ich mich beschäftigt habe“.

Essstörung als Rebellion
Auch die Essstörungen der Kaiserin thematisiert Frauke Finsterwalder in ihrem Film. Ihr sei es allerdings wichtig gewesen, die Gründe dafür nicht in Sissis vermeintlichen „Jugend- oder Schönheitswahn“ zu suchen. „Für mich ist das vielmehr das, wofür Essstörungen auch stehen, der Versuch über den eigenen Körper Kontrolle zu gewinnen. Eine Kontrolle, die die historische Sissi verloren hat, in dem Moment, als sie Kaiserin wurde und mit 16 Jahren verheiratet“.
Während der Dreharbeiten sei viel über das Thema Abnehmen als Kontrollausübung gesprochen worden. Interessanterweise, so Frauke Finsterwalder, habe Sisi-Darstellerin Susanne Wolff in dieser Zeit tatsächlich abgenommen, „wovon auch die Geschichte erzählt, dass es so ein krankes Hochgefühl gibt, dass man sich so im Griff hat“.

Sisi in Hosen
Über den Verzicht auf historische Kostüme und den durch die Romy Schneider-Filme geprägten Reifrock-Rüschenlook, sagt die Regisseurin: „Ich wollte Frauen erzählen, die ich selber ernst nehmen kann. Die sich bewegen können, nicht nur gerade sitzen, sondern rumlungern können. Ich wollte einfach moderne Frauen erzählen und bin dann stark bei Valentino, dem Designer aus den 60er und 70er Jahren gelandet. Ich finde, dass er die selbstbewusste und moderne Frau erfunden hat, die trotzdem feminin wirkt. Und außerdem habe ich herausgefunden, dass die Kaiserin privat Hosen trug. Und dann war klar, wir haben keine viktorianischen Roben im Film, meine Frauen tragen Hosen und Hosenröcke“.
Das mag wohl auch der Grund sein, warum Frauke Finsterwalder ihre Sisi nur mit einem S in der Mitte schreibt – weniger mädchenhaft. Ihr Film spielt vor allem in den Jahren vor Sisis Tod, da war Kaiserin Elisabeth schon Mitte 50. Das Drehbuch zum Spielfilm "Sisi und Ich" hat Frauke Finsterwalder übrigens gemeinsam mit dem Autor Christian Kracht geschrieben.
Film „Sisi & Ich“ mit Sandra Hüller und Susanne Wolff – Schauspielerinnen fantastisch, Geschichte schwach!
Und wieder beleuchtet ein Film die Legende Sisi. Bei Regisseurin Frauke Finsterwalder lernen wir Elisabeth, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn durch die Augen ihrer neuen Hofdame kennen. Leider reiht der Film nur Episode an Episode, eine wirkliche Geschichte entsteht nicht. Die fantastischen Schauspielerinnen Sandra Hüller und Susanne Wolff entwickelten ihre Magie leider um eine leere Mitte.