Höhere Töchter auf dem Heiratsmarkt
Der Beginn der Ballsaison bedeutet Stress. Auch für die Bridgertons, eine der führenden Familien in Londons Adelsgesellschaft. Denn Tochter Daphne ist im heiratsfähigen Alter, muss herausgeputzt und der Gesellschaft präsentiert werden, auch der Königin von England.
Wie Mutter Bridgerton zusammen mit ihrem ältesten Sohn Anthony – und manchmal auch gegen ihn – versucht, ihre Tochter unter die möglichst würdige Haube zu bringen: Das bestimmt die Handlung der Serie.

Dabei ergeben sich aber einige Schwierigkeiten. Zum Beispiel wird jegliche Bewegung auf diesem merkwürdigen Markt für höhere Töchter von der geheimnisvollen neuen Klatschkolumnistin Lady Whistledown kommentiert.
Der gesellschaftliche Ruf am seidenen Faden
Londons Society ist eine Schlangengrube, in der man heute hochgejubelt und morgen gesellschaftlich vernichtet werden kann. Scheinbar hat die makellos hübsche Daphne irgendwann dann doch den begehrtesten Junggesellen an der Angel, der in London herumläuft, den Duke of Hastings.
Beide fühlen sich zueinander hingezogen, wollen oder können es aber nicht so richtig zugeben. Sie vereinbaren eine Art Deal. Doch der Verhandlungsspielraum ist in Liebesdingen nicht sonderlich groß. Diese Erfahrung müssen einige in dieser Serie machen.
Sittenportrait einer entrückten Zeit
„Bridgerton“ klingt erst einmal wie ein hochgepudertes Sittenportrait einer Zeit, die uns weit entrückt ist. Das ist es in Teilen auch, man kann sich also ohne große Probleme den exquisiten Kostümen, Dekorationen und der höfischen Musik hingeben.
Dann stellt man aber fest, welche Art von Musik hier ab und an den Grundton vorgibt. Popsongs von Ariana Grande oder Billy Eilish in Streicherversion bilden die Brücke zu unserer Zeit.
Eine Welt der Eitelkeiten
Dass der Adel zudem recht paritätisch schwarz und weiß besetzt ist, ist zwar historisch nicht korrekt. Es erhöht aber den modernen Look und betont, dass es hier auch um eine Vorform unserer Welt der Eitel- und Oberflächlichkeiten geht.
Welch Rolle Frauen dabei einnehmen können, das ist vielleicht die eigentliche Frage der Serie. Daphnes Schwester Eloise zum Beispiel würde gerne studieren und Karriere als Autorin machen. Sie hadert mit dem Platz, den die Gesellschaft für sie vorsieht.
Keine Freiheit ohne Opfer
Nur mit List und Tücke – man könnte auch sagen. mit der größeren Portion Cleverness – oft genug aber auch unter großen Opfern können Frauen einen Teil von dem erreichen, was sie wollen.
Frauen schulen ihren Geist, entdecken die eigene Sexualität und erarbeiten sich ganz langsam ein größeres Selbstbewusstsein, um sich zu behaupten. Freilich, ohne erst einmal die gesellschaftliche – sprich: männlich geprägte – Ordnung allzu sehr in Frage stellen zu können.
Die achtteilige Serie hebt damit ihre Vorlage, die Kitschromane von Julia Quinn auf ein anderes Niveau. Mit edlen Bildern, süffisanten Dialogen und einem interessanten Figurenensemble, das einen locker über die Weihnachtstage tragen kann