Konflikte hinter der gutbürgerlichen Fassade
Der Film beginnt mit einem Knall. Im Dunkeln rast ein Auto durch eine ruhige Seitenstraße Roms. Es überfährt eine Frau und kracht dann durch die Scheibe ins Erdgeschoss eines Hauses. Der Unfall verbindet die Geschichten der vier Nachbarsfamilien, die in diesem Haus wohnen und legt Konflikte frei, die schon lange hinter der gutbürgerlichen Fassade schwelen.

Ein Hauch von Seifenoper
Der Film begleitet die Krisen der Hausgemeinschaft über einen Zeitraum von zehn Jahren. Wie schon in früheren Filmen von Nanni Moretti stehen brüchige Familienbeziehungen im Zentrum der einzelnen Episoden. Jede Familie schleppt einen großen Rucksack an emotionalem Gepäck mit sich herum. Allerdings reicht die Zeit des Films kaum aus, um alle Rucksäcke mit der gebotenen Sorgfalt auszupacken.
Auf den drei Stockwerken ballen sich so viele Dysfunktionalitäten, Ängste und schwerwiegende Lebensentscheidungen, dass man sich streckenweise in einer ungewöhnlich nüchtern inszenierten Seifenoper wähnt. Vor allem die männlichen Figuren stehen sich mit ihrer verbohrten Art selbst im Weg, während die Frauen nach Vermittlung und Versöhnung streben.
Die politische Ebene lässt Nanni Moretti bei „Drei Etagen“ weg
„Drei Etagen“ ist eine Adaption von Eshkol Nevos Roman „Über uns“. Darin verbindet der Autor die individuellen Schicksale mit Beobachtungen über die israelische Gesellschaft. Nanni Moretti, den oft so politischen Filmemacher, hat diese Ebene offenbar nicht interessiert. Er bleibt ganz im Privaten, allerdings ohne die emotionale Tiefe seines preisgekrönten Eltern-Dramas „Das Zimmer meines Sohnes“ zu erreichen.
Die Themen von Familie, Schuld und persönlicher Verantwortung sind so universell und weit gefasst, dass es fast schon wieder beliebig wirkt. Das versöhnliche Ende mag man diesem düster-nachdenklichen Film nach all den Verletzungen, die die Figuren einander zufügen, jedenfalls kaum noch abnehmen.