Alfred Bauer wusste von allem, was in der NS-Filmwirtschaft passierte
Bauer sei einer der beiden Referenten der Reichsfilm-Intendanz gewesen, erläutert Tobias Hof. Als Protokollant sei er deshalb über alle Aktivitäten der nationalsozialistischen Filmwirtschaft informiert gewesen, die Beauftragung von Produktionen ebenso wie Besetzungsfragen. Für letzteres und Personalfragen sei er auch überwiegend selbst zuständig gewesen. Auch über Zwangsarbeit im Filmbereich habe er Bescheid gewusst.
Während der ersten Nachkriegsjahre, so Hof, habe Alfred Bauer es geschickt verstanden, sich im Hintergrund zu halten und darauf zu berufen, dass er während der NS-Zeit nur für künstlerische Fragen zuständig gewesen sei. Erst in den 70er Jahren habe er sich als Gründer der Berlinale in den Vordergrund gedrängt und diese Rolle auch offensiv für sich reklamiert. Insgesamt grenzten seine Versuche der Verschleierung beinahe an Penetranz, so der Historiker in SWR2.
Alfred Bauer: Leiter der Berlinale von 1951 bis 1976
Auch bei der Berlinale seien gelegentlich Regisseure mit NS-Vergangenheit in Erscheinung getreten. Es sei aber noch zu früh für eine Bewertung der Arbeit von Bauer als Leiter der Berlinale. Auch andere hätten die Programme des Wettbewerbs mitgestaltet.
Alfred Bauer hatte die Berlinale von 1951 bis 1976 geleitet. Nach seinem Tod hatte die Berlinale sogar eine Auszeichnung nach ihm benannt. Die Filmfestspiele hatten die Untersuchung in Auftrag gegeben, nachdem die Wochenzeitung „Die Zeit“ berichtet hatte, Bauer sei während des Nationalsozialismus ein hochrangiger Funktionär der NS-Filmbürokratie gewesen.