Matthias Brandt als LKA-Chef
Eigentlich ist die Geschichte von Thomas Bethge eine totale Erfolgsstory: Ein integrer, ruhiger, intelligenter Polizist wird 1989 mit Mitte 40 LKA- Chef in Hamburg.
Gleichzeitig in Niedersachsen in einem Wald bei Weesenburg: Die junge Ermittlerin Anne Bach hat es gleich an ihrem ersten Tag mit einem Doppelmord zu tun. Und mit einer sehr traditionell männlich geprägten Kollegenschaft. Anne Bach ist eine frühere Studentin von Bethge an der Polizeihochschule. Und bald seine Vertrauensperson.

Stümperhafte Polizeiermittlungen
Bethges Schwester, die in Weesenburg wohnt, ist eines Morgens verschwunden. Und von dem Hamburger Polizeipromi wollen sich Anne Bachs Kollegen nicht ins Handwerk pfuschen lassen. Allerdings ist dieses Handwerk so stümperhaft und fahrlässig, dass sie in keinem ihrer Fälle weiter kommen. Stattdessen schießen sie sich nach ein paar fatalen Umwegen auf Bethges Schwager als Tatverdächtigen ein.
Fahndungserfolg nach 28 Jahren
Was folgt, ist ein 28-jähriges Martyrium, das erst ein Ende hat, als Bethge, inzwischen pensioniert, mit einer privaten Sonderkommission die Akten nochmal sichtet und die Spuren zu Ende verfolgt. Man kann es kaum glauben, aber die Geschichte ist so ähnlich tatsächlich passiert.
Reale Vorlage in epische Fernseherzählung übersetzt
Autor Stefan Kolditz und Regisseur Sven Bohse haben die Vorfälle um den realen Hamburger LKA-Chef Sielaff und seine Schwester in eine epische Fernseherzählung in drei Zeitebenen übersetzt: 1989, 1993 und die Zeit von 2002-2018. Keine klassische Mördersuche, sondern eine Geschichte, die versucht den Hinterbliebenen und ihrem Schmerz, ihrer Hilflosigkeit gerecht zu werden.
Konsequent aus Opfersicht erzählt
Das ist auf eindrucksvolle Weise gelungen, mit ganz bewusst gesetzten Längen. Denn es ist die Langsamkeit, die Vergeblichkeit und dann wieder die aufkeimende Hoffnung, das nervenaufreibende Gestrüpp von Zuständigkeiten und Vertröstungen, kurzum: die konsequente Opferperspektive, die hier einen Großteil der innen liegenden Spannung ausmacht.
Matthias Brandt spielt glänzend
Matthias Brandt spielt glänzend, nur möchte man seinen Thomas Bethge manchmal schütteln mit seiner Akkuratesse und dem guten Glauben an das Recht und den ordentlichen Dienstweg. Großartig auch das restliche Ensemble, von Nicolas Ofczarek über Karolin Schuch bis Hanno Kofler. Ein großes Lob aber vor allem für Maskenbild und Ausstattung. Wie sie die 80er-Jahre in Grau- und Brauntöne getaucht, Brandt und Ofczarek dann 30 Jahre später als glaubhaft alte Männer inszeniert haben, ist überragend.
Kein True Crime Film
Auch wenn sich das Geheimnis des Totenwaldes ganz bewusst nicht als True Crime Format versteht, so macht einem die Geschichte doch bewusst, wie anfällig Polizei- und Justizapparat unter Umständen sein können, für Bürokratismus, Denkfaulheit und Rechthaberei. Darunter leiden müssen auf jeden Fall immer die Falschen.