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„Unter Kontrolle“ – Bissige Polit-Satire mit Léa Drucker

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Karsten Umlauf

Zum Lachen ist in der Politik meistens ziemlich wenig Raum. Die Arte Serie „Unter Kontrolle“ bietet dazu jetzt Gelegenheit: Ein imagebewusster französischer Präsident macht die ehemalige NGO-Direktorin Marie Tessier (Léa Drucker) zur neuen Außenministerin. Gleich zum Amtsantritt muss sie mit Entführern aus der Sahelzone verhandeln – und erlebt ein persönliches Desaster.

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Plötzlich Außenministerin

Die Ärztin Marie Tessier ist eine resolute Kämpferin für die Belange einer NGO, zuständig für die humanitäre Versorgung in Krisenregionen. Nach dem Rücktritt des französischen Außenministers –Burnout – bekommt sie überraschend dessen Posten angeboten.

Filmstill (Foto: co Ex Nihilo/ arte)
Die 45-jährige Marie Tessier (Léa Drucker)wird in ihrem neuen Job als französische Außenministerin direkt mit einer Geiselnahme in der Wüste von Niger konfrontiert. Die Entführer fordern 5.000 Dollar Lösegeld für die fünf Europäer in ihrer Gewalt. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill (Foto: co Ex Nihilo/ arte)
Die 45-jährige Marie Tessier (Léa Drucker)wird in ihrem neuen Job als französische Außenministerin direkt mit einer Geiselnahme in der Wüste von Niger konfrontiert. Die Entführer fordern 5.000 Dollar Lösegeld für die fünf Europäer in ihrer Gewalt. Bild in Detailansicht öffnen
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Im Außenministerium finden laufend Krisensitzungen statt. Die Optionen sind: verhandeln, ein Kommando schicken oder warten. Der Präsident sagt klipp und klar: verhandeln, aber nicht zahlen. Offiziell wird jedoch das Gegenteil behauptet. Harold Drassin (Samir Guesmi, rechts im Bild) ist Maries Assistent und unterstützt sie. Bild in Detailansicht öffnen
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Marie und ihr Team im Außenministerium überlegen, wie sie mit der Lösegeldforderung umgehen sollen. Es wird verhandelt und nach zwei Tagen steht der Deal: Acht Millionen für fünf Geiseln. Bild in Detailansicht öffnen
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Allerdings weiß in Frankreich niemand, welche Währung die Erpresser erwarten: Dollar, Euro oder afrikanische CFA-Francs? Marie (Léa Drucker, mitte) berät sich mit ihren europäischen Kollegen und Kolleginnen. Bild in Detailansicht öffnen
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Es wird gelost, wer sich um wer sich um die Geiselnahme kümmern soll. Deutschland gewinnt, aber Marie will unbedingt die Führung übernehmen. Bild in Detailansicht öffnen
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Der französische Präsident weist seine Außenministerin an, die Sache endlich zu regeln. Als ob das alles nicht genug wäre, möchte ihre Tochter Emma (Lya Oussadit-Lessert) wieder bei ihrem Vater leben, da Marie noch abwesender ist, seitdem sie Ministerin ist. Bild in Detailansicht öffnen

Erste Amtshandlung: Geiselnahme managen

Gleich am ersten Tag im neuen Amt wird sie mit einer Entführung in der Sahelzone konfrontiert, unter den Entführten sind auch zwei Franzosen. Offiziell darf kein Lösegeld bezahlt werden. Das ist die Maßgabe des Präsidenten, der sich ansonsten lieber um sein Oberlid-Lifting und die Lage seines Scheitels sorgt, und von der Außenministerin in erster Linie Wirtschaftsförderung erwartet.

Politik-Rookie Marie versucht, mit Verve und Herzblut die Sicherheit der Geiseln zu gewährleisten, dabei geht aber ziemlich viel schief und die Entführung entwickelt sich für sie zum persönlichen Desaster.

Léa Drucker überzeugt als überforderte Außenseiterin

Darum geht es in sechs kurzweiligen Episoden. Schauspielerin Léa Drucker überzeugt als empathische und schlagfertige Sympathieträgerin, sie ist aber auch überforderte Außenseiterin zwischen satirisch überzeichneten Politprofis. Während die Nöte und Zwänge und auch der humanitäre Sinn von Politik durchaus ernst genommen werden.

Monty-Python-Blick auf die Eitelkeiten des Politikbetriebs

Die Serie karikiert mit viel schwarzem Humor – und nicht immer politisch korrekt – die Eitelkeiten des Politikbetriebs, der vor allem demonstrieren will, alles unter Kontrolle zu haben. Marie lernt, dass sie ihre hohen moralische Prinzipien schnell über Bord werfen muss, um zum Ziel zu kommen. Die Terroristen im Niger betrachten dagegen ihren Job als Brotberuf. Das führt zu Monty Python-ähnlichen, absurden Situationen.

„Unter Kontrolle“ findet einen guten, geistreichen Tonfall.

Eine politische Komödie zwischen afrikanischer Wüste und europäischen Regierungspalästen ist ein sensibles Unterfangen. „Unter Kontrolle“ kommt aber gut um die Fallstricke von blutigen Schicksalen, kolonialen Zusammenhängen oder Demokratietristesse herum und zwischen Comedy-Vorbildern wie „The Thick of it“ „Veep“oder „Parlament“ findet die Serie einen guten, geistreichen Tonfall.

Politsatire „Unter Kontrolle“ in der Arte Mediathek

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