„Empire of Light“ blickt hinter die Kulissen eines Kinobetriebs in Südengland in den 1980er-Jahren. Erzählt wird die Geschichte der Kassiererin Hillary, gespielt von Olivia Colman. Vorbild für diese Figur war die Mutter von Sam Mendes, die Schriftstellerin Valerie Mendes und ihr psychisches Leiden. Während das Drehbuch von Sam Mendes nicht immer überzeugt sind es die Bilder, die den Rhythmus dieses Filmpoems vorgeben und in jeder einzelnen Einstellung süchtig nach mehr machen.
Der Glanz ist verblasst
Das „Empire of Light”, wie der Filmpalast an der englischen Südküste heißt, hat seine besten Tage hinter sich. Zwei Säle in dem Art-Deco Bau sind geschlossen. Dort nisten die Tauben. Wenn sich aber im Haupthaus der rote Samtvorhang öffnet, wenn im dunklen Zuschauerraum die Staubpartikel im Lichtstrahl des Projektors tanzen, entfaltet das Kino seinen ganzen Zauber.








Regisseur Sam Mendes erzählt die eigene Biographie
Es ist ein schräges Team, das Abend für Abend das Publikum empfängt. Ganz still am Rand die Kassiererin Hilary. Ausgewaschene Dauerwelle, schwarz geschminkte Augen und ein herzzerreißendes Lächeln, das von einer Sekunde auf die andere erlöschen kann.
Licht und Dunkel, Jauchzen und Trübsinn, die Grundmotive des Films treffen in Hilarys Seele aufeinander. Olivia Colman spielt sie mit der hauchdünnen Haut, die den Abgrund unter der Normalität verbirgt. Die Mutter von Sam Mendes, die Schriftstellerin Valerie Mendes, war Vorbild für diese Figur und ihr psychisches Leiden, das mit Scham verbunden ist.

Hommage an Rainer Werner Fassbinder
Der Kinobesitzer, schaurig schmierig gespielt von Colin Firth, nutzt Hilarys Scham aus und verlangt heimlich sexuelle Dienste von ihr. Sie fühle sich wie betäubt, beschreibt sie dem Arzt ihren Zustand. Als aber Stephen, schwarz, Anfang zwanzig, im Kino angestellt wird, wacht sie auf. Natürlich erinnert das ungleiche Paar an Rainer Werner Fassbinders „Angst essen Seele auf“ von 1974.
Das Drehbuch schwächelt, die Kamera überzeugt
„Empire of Light“ wurde in Margate gedreht, dem Ort, an dem der Maler William Turner die Reflektionen des Lichts auf dem Wasser studierte. Dialoge sind vielleicht nicht die Stärke des Regisseurs Sam Mendes. Hier hat er zum ersten Mal auch das Drehbuch geschrieben. Es sind die Bilder, die den Rhythmus des Filmpoems vorgeben. Jede einzelne Einstellung macht süchtig nach mehr.
Cineastische Ode an ein Lichtspielhaus
Kameramann Roger Deakins leuchtet die etwas billigen Farben der Rezessionsjahre unter Margaret Thatcher warm aus. Wenn dann die Skinheads auf Motorrollern über die Uferpromenade knattern und Stephen wegen seiner Hautfarbe bedrohen, erstarrt die Szenerie kalt.
Rassismus und sexueller Missbrauch werden in „Empire of Light“ als eisig graue Unterströmungen spürbar. Aber die Illusion des Kinos ist in dieser Ode an ein Lichtspielhaus die Droge, die Trost verspricht in Arbeitslosigkeit und Erniedrigung.
Trailer „Empire of Lightness“, ab 20.4. im Kino
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