Die Konferenz von München 1938 sollte den Frieden in Europa sichern und stellte doch die Weichen für den Krieg. England und Frankreich erlaubten Hitler, in die Tschechoslowakei einzumarschieren und das Sudetenland zu besetzen. Das Netflix-Drama „München – im Angesicht des Krieges“ von Christian Schwochow erzählt das historische Geschehen nach Art eines Agententhrillers. Der Film ist hochkarätig besetzt mit Jannis Niewöhner, Sandra Hüller, Ulrich Matthes und Jeremy Irons.
In geheimer Mission
Offiziell arbeitet Paul von Hartmann für das deutsche Außenministerium. Im Geheimen versucht er, Hitler zu stürzen. Der junge deutsche Diplomat steht unter enormem Druck. Als Hitler 1938 die Armee mobilisiert, um in die Tschecheslowakei einzumarschieren, scheint von Hartmanns Chance gekommen. Er gelangt an ein geheimes Dokument. Es enthüllt, dass Hitlers Expansionspläne weit über das Sudetenland hinausgehen.

Macht der Diplomatie gegen politische Tat
Bei der Konferenz von München versucht von Hartmann, das brisante Protokoll an seinen Studienfreund Hugh Legat zu übergeben, den Privatsekretär des englischen Premierministers. Hartmanns Kalkül: Wenn die Briten dieses Schriftstück sehen, muss ihnen klar werden, dass sie Hitler stoppen müssen. Doch die Briten denken gar nicht daran, sich wegen „regionaler Streitigkeiten“ in einen Krieg ziehen zu lassen. Auch Hugh glaubt lange an die Macht der Diplomatie, während Paul nur noch auf die politische Tat vertraut.
Ulrich Matthes als Hitler
Natürlich weiß man von Anfang an, wie die Konferenz ausgegangen ist. Trotzdem ist der Film keine Minute langweilig. Schwochow erzählt den fiktiven Teil des Geschehens nach Art eines Agententhrillers. Die beiden Protagonisten, gespielt von Jannis Niewöhner und George MacKay, kämpfen nicht nur hochnervös gegen die Zeit, sondern auch noch gegen einen misstrauischen SS-Schergen, die Borniertheit der internationalen Politiker und die Aura des Charismatikers Hitler. Ulrich Matthes gibt ihm eine verstörende, gefährlich leise Präsenz.
Holpriger Agententhriller
Doch nicht alles läuft erzählerisch rund in diesem Film: Den Figuren fehlt es an Tiefe und manches verharrt im Klischee. Trotzdem baut der Thriller eine beträchtliche Spannung auf und hat offenbar auch soweit überzeugt, dass er in die Vorauswahl für die Oscar-Nominierungen 2022 aufgenommen wurde. Einmal mehr fragt man sich, wie die Geschichte Europas verlaufen wäre, hätten Frankreich und England Hitler frühzeitig die Stirn geboten.