Gespräch

Til Schweigers „Manta, Manta – zwoter Teil“ blickt zurück, um über die Gegenwart zu erzählen

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INTERVIEW
Martin Gramlich

Die Fortsetzung der erfolgreichen Ruhrpott-Komödie „Manta, Manta“ nach über 30 Jahren scheint völlig aus der Zeit gefallen. Jüngere wissen kaum noch, was ein Manta ist, und der verschwitzte Autoschrauber-Proll ist ein Auslaufmodell. Filmkritiker Daniel Moersener empfiehlt dennoch, den den von Hauptdarsteller Til Schweiger geschriebenen, inszenierten und produzierten Film anzusehen. Aus seiner Sicht ist der Stoff typisch fürs Kino: Er schaut rückwärts, um etwas über die Gegenwart zu erzählen.

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Filmstill (Foto: Neue Constantin Filmverleih)
Bertie Katzbach hat sich in den letzten 30 Jahren stark verändert. Einst war er ein junger Wilder, dann wurde er ein erfolgreicher Rennfahrer bei den Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM). Berti (Til Schweiger), Tochter Mücke (Luna Schweiger) und seine Exfrau Uschi (Tina Ruland). Bild in Detailansicht öffnen
Nach einem schweren Unfall hat er seine Rennfahrerkarriere aufgegeben und betreibt mehr schlecht als recht eine Autowerkstatt mit angeschlossener Kart-Bahn. Bild in Detailansicht öffnen
Als er mit der Tilgung eines Darlehens in Rückstand gerät und die Bank mit einer Zwangsversteigerung droht, schmiedet er einen waghalsigen Plan. Bankberater Werner (Wotan Wilke Möhring) überbringt Bertie (Til Schweiger) schlechte Neuigkeiten. Bild in Detailansicht öffnen
Die Siegerprämie beim anstehenden Classic-Cars-Rennen am Bilster Berg könnte seine finanziellen Probleme auf einen Schlag lösen. Bild in Detailansicht öffnen
Neben Bertie und Uschi, die zwei erwachsene Kinder haben, aber inzwischen getrennt leben, taucht in der Fortsetzung auch Berties bester Kumpel, der simpel gestrickte aber liebenswerte Klausi ( Michael Kessler) wieder auf. Bild in Detailansicht öffnen
Damit er sein Lebenswerk retten kann, müsste Bertie zwangsläufig zum Rennsport zurückkehren, der einst seine Familie zerrissen hat. Ohne die Siegerprämie des bevorstehenden Classic-Cars-Rennens am Bilster Berg wird Bertie seine Werkstatt nicht mehr lange halten können. Bild in Detailansicht öffnen
Und so kommt es, wie es komen muss: alle fiebern mit Bertie beim Rennen auf dem Bilster Berg. Klausi (Michael Kessler), Siri (Nilam Farooq), Uschi (Tina Ruland), Mücke (Luna Schweiger), Daniel (Tim Oliver Schultz), Leonie (Emma Drogunova), Anna (Alena Gerber), Salem (Tamer Trasoglu) und Tyrese (Ronis Goliath). Bild in Detailansicht öffnen
Mehr als 30 Jahre zogen ins Land, doch dann ging alles ganz schnell: „Ich habe um 18 Uhr angefangen, das Drehbuch für „Manta Manta – zwoter Teil“ zu schreiben und hatte so einen guten Flow, dass ich bis 4.30 Uhr morgens durchgeschrieben habe“, erinnert sich Til Schweiger. Bild in Detailansicht öffnen
Auch Gäste hat Regisseur, Autor, Produzent und Editor Til Schweiger in seinen Film eingebaut. Fußballer Lukas Podolski hat einen Cameo-Auftritt als Rennfahrer. Bild in Detailansicht öffnen

„Erster Teil war lustiger“

„Auf 180 bin ich nicht ganz“, bekennt Daniel Moersener im Gespräch mit SWR2 nach einem Preview des neuen Til-Schweiger-Films. Er ergänzt: „Ich glaube, dass ich den ersten „Manta, Manta“ lustiger fand.“ Das liege aber auch daran, dass seit dem ersten Teil auch der Protagonist „Bertie“, gespielt von Til Schweiger gealtert ist. Das Sequel nennt Moersener „eine Zähmung dieser Figur, die Til Schweiger da verkörpert“. Der Filmkritiker fühlte sich bei der Presse-Vorführung der Fortsetzung an „Top Gun – Maverick“ mit Superstar Tom Cruise erinnert. Denn inhaltlich gehe es hie wie da um das Älterwerden, um das Übernehmen von Verantwortung. Til Schweiger sei eben nicht mehr der proletarische Halbstarke, den er im ersten Teil spielte.

Hommage an das Ruhrgebiet

Auf einer zweiten Ebene billigt Moersener dem Film durchaus Qualität zu: Wie so oft blicke das Kino auf vergangene Zeiten zurück, um eine Projektion der Gegenwart zu erreichen. Das gelte nicht nur für Retro-Stoffe, die momentan populär sind als Sujets. In „Manta, Manta – zwoter Teil“ geht es, nach Ansicht von Moersener, auch um das Ruhrgebiet und seine Bewohner.

Im Kino aufs Gaspedal drücken

Auch im ersten Teil war „das Ruhrgebiet ja schon im Niedergang als industrieller Kern“, sagt Moersener. 30 Jahre später habe sich der Abstieg fortgesetzt. Aber das spezielle Lebensgefühl der Menschen existiere noch, auch die Auto-Verrücktheit. Das Kino ist in seinen Augen traditionell ein Platz für diejenigen, die vom Leben übervorteilt wurden. Moersener empfiehlt zum neuen Film: „Geht rein, Til Schweiger wird sich drüber freuen.“ Auch wenn der Film am Ende als nicht besonders gut empfunden wird, meint der Kritiker: „Sich darüber aufregen, das macht auch immer sehr viel Spaß.“

Trailer „Manta, Manta – zwoter Teil“, ab 30.3. im KIno

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