Die Fortsetzung der erfolgreichen Ruhrpott-Komödie „Manta, Manta“ nach über 30 Jahren scheint völlig aus der Zeit gefallen. Jüngere wissen kaum noch, was ein Manta ist, und der verschwitzte Autoschrauber-Proll ist ein Auslaufmodell. Filmkritiker Daniel Moersener empfiehlt dennoch, den den von Hauptdarsteller Til Schweiger geschriebenen, inszenierten und produzierten Film anzusehen. Aus seiner Sicht ist der Stoff typisch fürs Kino: Er schaut rückwärts, um etwas über die Gegenwart zu erzählen.

„Erster Teil war lustiger“
„Auf 180 bin ich nicht ganz“, bekennt Daniel Moersener im Gespräch mit SWR2 nach einem Preview des neuen Til-Schweiger-Films. Er ergänzt: „Ich glaube, dass ich den ersten „Manta, Manta“ lustiger fand.“ Das liege aber auch daran, dass seit dem ersten Teil auch der Protagonist „Bertie“, gespielt von Til Schweiger gealtert ist. Das Sequel nennt Moersener „eine Zähmung dieser Figur, die Til Schweiger da verkörpert“. Der Filmkritiker fühlte sich bei der Presse-Vorführung der Fortsetzung an „Top Gun – Maverick“ mit Superstar Tom Cruise erinnert. Denn inhaltlich gehe es hie wie da um das Älterwerden, um das Übernehmen von Verantwortung. Til Schweiger sei eben nicht mehr der proletarische Halbstarke, den er im ersten Teil spielte.
Hommage an das Ruhrgebiet
Auf einer zweiten Ebene billigt Moersener dem Film durchaus Qualität zu: Wie so oft blicke das Kino auf vergangene Zeiten zurück, um eine Projektion der Gegenwart zu erreichen. Das gelte nicht nur für Retro-Stoffe, die momentan populär sind als Sujets. In „Manta, Manta – zwoter Teil“ geht es, nach Ansicht von Moersener, auch um das Ruhrgebiet und seine Bewohner.
Im Kino aufs Gaspedal drücken
Auch im ersten Teil war „das Ruhrgebiet ja schon im Niedergang als industrieller Kern“, sagt Moersener. 30 Jahre später habe sich der Abstieg fortgesetzt. Aber das spezielle Lebensgefühl der Menschen existiere noch, auch die Auto-Verrücktheit. Das Kino ist in seinen Augen traditionell ein Platz für diejenigen, die vom Leben übervorteilt wurden. Moersener empfiehlt zum neuen Film: „Geht rein, Til Schweiger wird sich drüber freuen.“ Auch wenn der Film am Ende als nicht besonders gut empfunden wird, meint der Kritiker: „Sich darüber aufregen, das macht auch immer sehr viel Spaß.“
Trailer „Manta, Manta – zwoter Teil“, ab 30.3. im KIno
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