Zwei Menschen, die für das Glück nicht vorgesehen sind, bekommen eine Chance: Im neuen Film von Aki Kaurismäki suchen ein trinkender Mann und eine arme Frau die Liebe. Eine sehr traurige und zugleich witzige Liebesgeschichte mit Happy End, Kaurismäki at its best von dem finnischen Kultregisseur.
Zwei typische Kaurismäki-Loser
Was ist eigentlich so toll an Losern? Ansa und Holappa heißen sie diesmal. Sie sind typische Bewohner der Welt des Aki Kaurismäki. Einer Welt der Armen. Der Erniedrigten und Beleidigten des Lebens, in diesem Fall eine Supermarkt-Angestellte und ein Bauarbeiter.

Eine Welt der dramaturgischen und dialogischen Reduktion
In der Tristesse eines Karaoke-Abends lernen sie sich kennen. Sie gehen gemeinsam ins Kino, um einen Zombiefilm zu sehen, aber natürlich einen von Jim Jarmusch. Als sie aus dem Kino kommen, sagt jemand, dass ihn der Film an Robert Bressons „Tagebuch eines Landpfarrers“ erinnert. Die so schamhaft wie eilig ausgetauschte Telefonnummer ist dann irgendwie weg. Nicht einmal die Namen haben sie sich gemerkt.... Wie das eben bei Losern so ist.

Geschichte von Missverständnissen, Trennungen und Wiedersehen
Wie immer bei dem finnischen Kultregisseur geht das Leben wahnwitzige aussichtslose Umwege, um genau da anzukommen, wo es muss, um die Menschen – oder sagen wir besser: die Filmfiguren – glücklich zu machen. Werkzeuge sind, auch das ist nichts Neues bei Kaurismäki, der Alkohol und ein Unfall. Sie bringen Holappa ins Koma. Beide verlieren ihre Jobs.
Aki Kaurismäki: Traurigster Clown des Weltkinos
Es wäre kein Film des ebenso traurigsten wie witzigsten Clowns des Weltkinos, Aki Kaurismäki, wenn das Schicksal nicht doch noch einen Weg finden würde, um diese beiden Glücklosen wieder zusammenzubringen. Solchen Geschichten – von den dunklen Wolken im Leben, die irgendwann vorüberziehen und dem kleinen Glück inmitten der großen Traurigkeit – hat der finnische Regisseur sein ganzes filmisches Schaffen gewidmet. Mit betörender stilistischer Strenge verweist er stets auf das kleinste anzunehmende Glück.
Ein Film wie eine holzgetäfelte Eckkneipe
Dieser Film ist eine Liebeserklärung an die Menschen, die nie eine machen würden. Die zugleich aber ganz wunderbar in einer holzgetäfelten Eckkneipe ihre Lebenszeit absitzen können. Ein echter Kaurismäki eben.
Was also ist so toll an Losern? Dass wir alle welche sind. Auch wer keine Kaurismäki-Filme mag, ist deswegen noch lange kein schlechter Mensch. Wer sie aber mag, der findet in diesem Film seine Zuflucht und Trostinsel. Wie in einer holzgetäfelten Eckkneipe.
Trailer „Fallende Blätter“ von Aki Kaurismäki, ab 14.9. im Kino
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