Bjarne Mädel reinigt den letzten Tatort

Der Tatortreiniger hört auf

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Von Karsten Umlauf

"Der Tatortreiniger" mit Bjarne Mädel hat über sieben Jahre eine immer größere Fangemeinde um sich versammelt. Heiko Schotte, genannt Schotty, macht sauber, wo blutige Morde passiert sind und begegnet dabei allerhand skurrilen Personen. Damit ist die Serie auch zu einem der beliebtesten deutschen Titel bei Netflix geworden. Am 19.12. sind im NDR die letzten beiden Folgen zu sehen und alle Folgen in der ARD Mediathek .

Aus dem Nachtprogramm in die Herzen der Fans

Die Haare nach hinten gestriegelt zu einem kleinen Schwänzchen, Schnauzer, Blaumann und die Arme voller Koffer und Putzmittel.

Heiko "Schotty" Schotte von der Lausen GmbH ist Tatortreiniger und darauf ist er auch ein bisschen stolz. Seinen Arbeitsplätzen nähert er sich mit Respekt, ohne sich die gute Laune verderben zu lassen.

So hat sich Bjarne Mädel vor sieben Jahren zum ersten Mal vorgestellt. Im Nachtprogramm des NDR, damals noch quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Lakonischer Blick auf das Leben, die Liebe und den Tod

Einer rührigen Internet- und Mediatheken-Fanbase ist es zu verdanken, dass dieser offenherzige, geradlinige, manchmal auch ein bisschen tollpatschige Typ nicht gleich wieder in der Versenkung verschwunden ist.

Ein Hamburger Original mit lakonischem Blick auf das Leben, die Liebe und den Tod.

Komik und Tod gekonnt kombiniert

Bjarne Mädel, Regisseur Arne Feldhusen und vor allem Drehbuchautorin Mizzi Meyer alias Ingrid Lausund hinterlassen ziemlich große Spuren. Weil es in ihren Geschichten so gut wie nie um das Verbrechen ging, sondern um die Begegnung von Menschen aus Anlass eines Todes.

Was bleibt und wofür lohnt es sich zu leben?

Die Dialoge mit Nachbarn, Freunden oder Ehepartnern der Toten waren manchmal belanglos, meist herrlich versponnen, ragten gar ins Surreale.

In insgesamt 31 Folgen ist der Tatortreiniger ganz schön rumgekommen. Von den diversen Villen des Hamburger Großbürgertums sogar bis in den Kopf eines Wachkomapatienten. Irgendwann landet man immer wieder bei der Frage: was bleibt und wofür lohnt es sich zu leben?

Ausgiebiger Abschied von sich selbst

Es zeugt von großer Souveränität, dass Schotty in der letzten Folge nun selbst ausgiebig Abschied nehmen darf. Freilich merkt er es erst als letzter, dass er eigentlich zu seiner eigenen Beerdigung gerufen wurde.

Großartiger Cast in der letzten Folge

Ein kafkaeskes Hotel, mitten im Nirgendwo. Erstmal kommt er gar nicht rein, dann begegnen ihm lauter alte Bekannte aus früheren Folgen. Charly Hübner, Bettina Stucky, Olli Dittrich, Jule Böwe, Jens Harzer und viele andere haben es sich nicht nehmen lassen, dem Tatortreiniger die letzte Ehre zu erweisen.

Nach 31 Folgen ist Schluss

Schließlich muss der Klaustrophobiker mit dem Aufzug in den 31. Stock, landet aber immer wieder im Erdgeschoss. Und irgendwann dann noch weiter unten.

Saubermachen müssen jetzt andere

Es ist möglich, unterhaltsam, augenzwinkernd, auch mal derbe oder traurig von den schweren Dingen des Leben zu erzählen. Aber es muss viel zusammen kommen, dass es gut gelingt.

"Der Tatortreiniger" war große Komödie in seiner Mischung aus Slapstick und Melancholie, moralischer Emphase und Schlawinertum, in seinem Vermögen, komplizierte Dinge aufs schönste zu vereinfachen oder gleich im Absurden aufzulösen. So geht Schotty ganz unblutig, ruhmreich, aber bestimmt in die ewigen Fernsehjagdgründe ein. Saubermachen müssen jetzt die anderen.

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SWR