Porträt der französischen Gesellschaft
Eine schlaflose Nacht, fünf Uhr morgens. Es wird ein harter Tag werden für alle in diesem Film, aus sehr verschiedenen Gründen. Die Regisseurin Catherine Corsini erzählt von zahlreiche Figuren, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben und durch Zufall an einem Ort aufeinandertreffen, den sie nicht verlassen können. Dabei entsteht ein episodisches Porträt der französischen Gesellschaft der Gegenwart, genauer gesagt: der Zeit der sogenannten Gelbwesten-Proteste vor etwa zwei Jahren.

Starkes politisches Kino aus Frankreich
Der Ort der Handlung ist ein Krankenhaus mitten in Paris. Draußen auf der Straße treffen die Gelbwesten-Demonstranten auf Polizeigewalt, eingeliefert werden verletzte Demonstranten ebenso wie verletzte Polizisten. Dort befinden sich aber auch ganz normale Patienten, die aus anderen Gründen da sind, sowie die Ärzte und Krankenpfleger, also auch verschiedene Schichten der Gesellschaft, und die Sicherheitsleute, die in irgendeiner Form zwischen allen für Ordnung sorgen müssen und damit komplett überfordert sind.
Dieser Film ist ohne Frage politisches Kino wie man es in Deutschland gar nicht kennt, wenn auch vielleicht sehr expressiv und in mancher Hinsicht simplifizierend. Aber es werden doch gesellschaftliche Konflikte, die bei uns sehr gerne unter den Teppich gekehrt oder hinter wohlfeilen Floskeln versteckt werden, offen ausgesprochen. Auf welche Seite man sich da als Zuschauer oder Zuschauerin schlägt, liegt im Auge der einzelnen Betrachter.
Valeria Bruni-Tedeschi glänzt in einer Hauptrolle
Dieser Film ist großes Starkino und damit auch etwas, was in Frankreich auf eine Weise existiert, nach dem man sich in Deutschland nur sehnen kann. Eine Valeria Bruni-Tedeschi, um nur mal sie zu nennen, die hier eine der Hauptrollen spielt, trägt in jede ihrer neuen Filmrollen eben auch all das hinein, was man schon jahrelang von ihr gesehen hat, und was sie mit so großen Regisseuren wie Francois Ozon um auch nur einen zu nennen, erarbeitet hat.
Der Bruch zwischen den Welten, die hier zaghaft aufeinanderprallen, und sich kurzfristig gegenseitig anerkennen, um sich dann aschnell wieder zu trennen, führt dann am Ende zu der doch recht braven Aussage, dass alles gleich bleiben wird, oben und unten. Vielleicht doch eine Komödie - anderer Art.