Die junge Lehrerin Carla Nowak (Leonie Benesch) ist neu an der Schule, als plötzlich immer wieder Geld verschwindet, vor allem aus Portemonnaies im Lehrerzimmer. Carla greift zu drastischen Mitteln und glaubt, die Täterin überführt zu haben, rechnet dabei aber nicht mit den bitteren Konsequenzen.
Eine junge Lehrerin mit einer Mission
Sie ist die Neue im Kollegium. Und bald wird sie zur „Miss Perfect“ der Schule. Carla Novak denkt immer positiv, sie arbeitet Tag und Nacht, ist dabei ungemein gut gelaunt, hilfsbereit, hat ihre Klasse und den Unterricht gut im Griff. Carlas Leidenschaft für ihre Arbeit und für die Förderung junger Talente ist offensichtlich.
Carla hat außerdem eine persönliche gesellschaftspolitische Mission: Sie achtet sehr auf politische Korrektheit, setzt sich für Integration und Gleichstellung ein, sie fördert die vermeintlich Schwächeren.

Mit ihrem unübersehbaren Ehrgeiz, den ständigen Veränderungs- und Verbesserungsvorschlägen und ihrer Besserwisserei nervt sie aber auch ihre Kollegen. Die junge Mathematik- und Sportlehrerin setzt alles, was sie weiß (oder besser gesagt: was sie zu wissen glaubt), ohne einen erkennbaren Anflug von Zweifeln in die Praxis um. Auch als sie versucht, eine Kette von Diebstählen an der Schule aufzuklären, die sich im Lehrerzimmer ereignen.
Grenzüberschreitung im Lehrerzimmer
Empört über den falschen Verdacht gegen einen ihrer türkischen Schüler überschreitet sie Grenzen: Heimlich filmt sie mit ihrem Laptop das Lehrerzimmer, und entdeckt, dass es sich bei der Diebin um eine Mitarbeiterin der Schule handelt.
Die abschließende Suspendierung bringt das Kind dieser Frau dazu, eine Schmutzkampagne gegen Carla zu starten. Leonie Benesch zeigt in der Hauptrolle herausragendes Können. Leonard Stettnisch ist phänomenal in der Rolle eines hochbegabten aber unberechenbaren Kindes.

Etwas überkonstruiert, aber wirksam
Das Drehbuch von Johannes Duncker und İlker Çatak ist so aufgebaut, dass jeder Abschnitt das Problem wächsen lässt: Jede Fehlentscheidung, ob sie nun von Carla kommt oder von weiteren, wird zu einem unlösbaren Knoten.
So haben wir es mit einer Figur zu tun, die sich mit der Grausamkeit von Teenagern, dem Druck der Eltern, der Arroganz der Kollegen und irgendwann auch mit ihrem eigenen Gewissen auseinandersetzen muss. All das ist etwas überkonstruiert, aber sehr wirksam.
Die Schule ist in diesem Film die ganze Welt
„Die Schule als ein Spiegelbild der Gesellschaft“: Das mag abgedroschen sein, trifft aber zu. İlker Çataks zweiter Spielfilm „Das Lehrerzimmer“ lässt seine Zuschauer den Parabelcharakter nie vergessen.
Denn der Film verlässt die Schule nie, als ob er wüsste, dass seine Stärke vor allem in diesem Schauplatz liegt. Dadurch erfährt man keine persönlichen Hintergründe der Figuren, insbesondere seiner Protagonistin. Die Schule ist hier die ganze Welt.
Im Zentrum steht das Ende der Selbstgerechtigkeit auf allen Ebenen, und die junge Lehrerin, die zum Opfer ihrer eigenen allzu hohen moralischen Ansprüche wird. Stellvertretend für die demokratische Gesellschaft wird sie lernen müssen, ihren Feinden wirksam und nicht nur relativierend zu begegnen.
Trailer zu „Das Lehrerzimmer“, ab 4. Mai im Kino:
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