Der US-amerikanische Regisseur Ari Aster hat sich mit intellektuellen Horror-Meisterwerken wie „Hereditary“ und „Midsommar“ einen Namen gemacht. In „Beau is afraid“ durchlebt Joaquin Phoenix einen Höllentrip durch die verdrängte Familienvergangenheit. Asters psychoanalytisches Epos ist jedoch ganz anders, als alles, was er bisher gemacht hat.
Figur aus Sigmund Freuds Alpträumen
Der Held dieses Films ist ein Mann mittleren Alters namens Beau Wasserman, gespielt von Joaquin Phoenix. Er ist von Anfang an erkennbar eine Mischung aus dem zerknirscht-zweifelnden Helden eines Tschechow-Dramas und einer Figur aus Sigmund Freuds Alpträumen.
Er lebt allein, und verlässt nur selten das Haus. Schnell entpuppt er sich als eingesperrt in innere Traumata, als nicht sehr intelligent und als infantil. Schuld an allem ist seine Mutter. Beider Verhältnis ist angespannt, denn Beaus Vater starb in genau dem Moment, als Beau gezeugt wurde.

Realität und Fantasie verschmelzen in diesem Film
Der Film ist eine symbolische Abrechnung zwischen Beau und der mütterlichen wie väterlichen Abwesenheit. Eine Reise, bei der Realität und Fantasie bis zur Unkenntlichkeit miteinander verschmelzen.
Es scheint eine riesige Zeitverschwendung zu sein, die Grenzen zwischen diesen beiden Instanzen zu suchen, denn der Regisseur arbeitet hart daran, dass die Abgrenzungen einfach nicht existieren.

Ari Aster bleibt weit hinter David Lynch zurück
Aster ist dabei jedoch weit von den Fähigkeiten eines David Lynch entfernt, einem Filmemacher, für den die Wahrnehmung der Figuren und des Publikums ebenfalls keine Rolle spielen. Lynch geht es nicht um das Spektakuläre dieser Verschmelzung. Aster hingegen scheint es darauf abzusehen, ein Crescendo von Absurditäten zu schaffen.
Animation und Theaterszenen verbildlichen Beaus Trauma
An einem bestimmten Punkt versucht der Regisseur mit Hilfe von Animation und Theater das Spielerische in die Abenteuer von Beau mit seinen ödipalen Wunden und den Resten der Unwissenheit über seine Vergangenheit einzubringen.
Diese extravaganten Passagen tragen wenig dazu bei sowohl Beaus innere Erfahrung als auch das Eintauchen des Zuschauers in die lange Reise ins Trauma zu verbessern.
Um Joaquin Phoenix als Beau Wasserman zu sehen, lohnt sich der Kinobesuch
Insgesamt ist dies ein virtuos inszenierter Film, dessen Besuch sich um der ungewöhnlichen Form willen lohnt.
Ebenso wegen des Hauptdarstellers Joaquin Phoenix, der einmal mehr aufblüht in der Rolle eines gestörten Menschen, der vielleicht bedauernswert ist, vielleicht einfach ein Idiot. Aber die Story des Films ist leider sehr flach.
Trailer „Beau is Afraid“, ab 11.5. im Kino
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