Schauplatz des Films: San Sebastian beim Filmfestival
Der ehemalige New Yorker Filmdozent Mort Rifkin begleitet seine Frau zum Filmfestival im baskischen San Sebastian. Die deutlich jüngere Sue macht die Pressearbeit für Philippe, einen der angesagtesten jungen europäischen Regisseure. Mort hat den Verdacht, dass die beiden mehr verbindet als eine rein professionelle Beziehung.

Kritiker und Publikum liegen dem gut aussehenden Franzosen jedenfalls zu Füßen. Mort scheint der einzige zu sein, der ihn prätentiös findet. Vor allem, dass Philippe mit seinem nächsten Film den Nahostkonflikt lösen will und Sue für dessen aktuellen Antikriegsfilm die US-Premiere in der UNO anvisiert, findet Mort einfach lächerlich.
Filmtrailer:
Der gleiche Allen-Film, den man schon in vielen Variationen gesehen hat
Während Sue und Philippe immer ungenierter turteln, geht Mort in San Sebastian eigene Wege. Wegen vermeintlicher Herzprobleme macht er einen Arzttermin aus und lernt eine schöne, junge Ärztin kennen, in die er sich Hals über Kopf verliebt.
Im Grunde ist „Rifkin’s Festival“ der gleiche Allen-Film, den man schon in vielen Variationen gesehen hat: Ein alternder Intellektueller verzweifelt an der Liebe und den Fragen, die im Alter drängender werden: Was gibt einem Leben Bedeutung? Hat man das Richtige mit seinem Leben angefangen? Und ist das überhaupt wichtig, um glücklich zu sein?

Filmdozent Rifkin sieht das Leben durch die Linse von Godard, Bergman oder Fellini
Der besondere Twist in diesem Film: Rifkin versucht, diese Fragen für sich selbst mithilfe der europäischen Filmklassiker aus den 50er und 60er Jahren zu beantworten. Als Filmdozent sieht er das Leben durch die Linse von Godard, Bergman oder Fellini. In schwarz-weißen Traumsequenzen versetzt sich Mort in berühmte Filmszenen, zum Beispiel aus „Jules und Jim“, „Außer Atem“ oder „Das siebente Siegel“. Seine Ehe geht derweil immer weiter den Bach runter.

Wallace Shawn, der seit seinem Kinodebüt in „Manhattan“ in einigen Allen-Klassikern mitspielte, übernimmt die Rolle von Allens Alter Ego Mort und spielt ihn mit sympathischer Kauzigkeit. Auch der Rest des Casts, der im Vergleich zu anderen Allen-Filmen weniger prominent ist, überzeugt. Was dem Drehbuch an Witz und Handlung fehlen mag, macht das Ensemble durch Spielfreude wett.
Verneigung Allens vor der großen Zeit des europäischen Autorenkinos
„Rifkin’s Festival“ ist eine melancholische Komödie und zugleich eine nostalgische Reflexion über das Wesen der Filmkunst. Der als oberflächlich empfundenen Filmindustrie von heute versetzt Allen einen Seitenhieb. Vor allem aber verneigt sich der 86-Jährige vor der großen Zeit des europäischen Autorenkinos. Und damit vor Regisseuren, die zwar nicht den Anspruch hatten, den Nahostkonflikt zu lösen, deren Meisterwerke aber bis heute die Kraft haben, die eigene Weltsicht zu verändern. Eine Kraft, die Allens eigenen Filmen allerdings schon seit längerer Zeit fehlt.