Wie wird aus einer polyamourösen WG eine aktivistische Terrorzelle? Wer würde sich für den Klimaprotest selbst anzünden und hängt das Überleben möglicherweise an einem Babyhund? Die neue Serie von Regisseur Tom Lass wirft Fragen auf, die sie nicht direkt beantworten kann. Aber sie sucht nach kreativen Lösungen zwischen absurdem Witz und Lebensphilosophie.
WG-Liebesnest mit festen Regeln
Heidi, Juklas und Becky lieben sich - wenn jemand noch einen weiteren Partner in das WG-Liebesnest mitbringen will, ist das ok, er oder sie muss nur geteilt werden. Das mag zügellos und befremdlich wirken, aber die Gemeinschaft der End-Zwanziger hat Regeln, die allerdings Heidi gemacht hat. Es wirkt wie eine Mischung aus Hippie-Kommune, Dada-Manifest und Diktatur. Eine Gemeinschaft, die von einer Erbschaft lebt und die sich selbst genug ist in rücksichtslosem Hedonismus.

Widerstand auf Instagram-Niveau
In jeder Folge greift die Serie vor auf ihr Ende, das in einer tarantinomäßigen Ballerei kulminiert. Was ist passiert? Irgendwann sollen die drei aus ihrer Wohnung fliegen und bei Heidi wird eine tödliche Krankheit festgestellt, die durch Feinstaub beschleunigt wird. Sofort regt sich empörter Widerstand, gegen Gentrifizierung und vor allem gegen den Klimawandel. Und bald erweitert sich die kleine Liebeszelle zu einer RAF-mäßigen Truppe, in der jüngere radikalere Stimmen laut werden. Die allerdings Widerstand auch auf Insta-Niveau diskutieren: sendebewusst, aber ohne Botschaft.
Beißende Kritik an der Generation der Millennials
Das ist natürlich alles absurd auf die Spitze getrieben, oft sehr komisch und wenn man will, kann man „Tod den Lebenden“ als beißende Kritik an der Generation der Milennials verstehen. Für die Liebe und Gemeinschaft Sehnsuchtsziele sind, aber die Selbstverwirklichung auch in der Revolte nicht zu kurz kommen darf. Das Ensemble um Odine John, Julius Feldmeier, Kristin Suckow oder auch Lea van Acken hat passend dazu in der Improvisation eine Art von Sprachtypologie entwickelt: Dialoge, die wahnsinnig achtsam um sich selbst und manchmal auch nur um die eigene Sprache kreisen.
Hochkreative Serie von Tom Lass
Bei der beeindruckend gespielten, insgesamt hochkreativen Serie von Tom Lass vermisst man zwischen dem absurden Witz und der Lust am Spiel mit Sprache und Bildern allenfalls etwas Tiefe und Emotionalität. Andererseits ist es vielleicht gerade ihre Rätselhaftigkeit und die fast kindliche Hilflosigkeit, die den Reiz dieser Figuren und damit die Dimension ihres Menschseins ausmachen.
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