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Größer, bunter, diverser: die Realverfilmung des Disney-Klassikers „Arielle, die Meerjungfrau“

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AUTOR/IN
Julia Haungs
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Dominic Konrad

Mit der Realverfilmung von „Arielle, die Meerjungfrau“ betritt die erste Schwarze Disney-Prinzessin die Kinoleinwand. Das hat im Vorfeld für großen Wirbel gesorgt: die einen freuten sich über mehr Diversität, andere sahen darin einen weiteren Beleg für einen vermeintlich „woken Aktivismus“ des Disney-Konzerns.

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Halle Bailey überzeugt als kleine Meerjungfrau

Arielle trägt nun also keine rote Wallemähne mehr, sondern Dreadlocks zum pastelligen Fischschwanz. Und ihre Haut schimmert im Wasser dunkel. No big deal, könnte man meinen. Doch dass diese Tatsache schon vor dem Filmstart so viele Menschen erzürnt hat, zeigt, wie gut sich die Popkultur als Schlachtfeld rechter Kulturkämpfer eignet.

Spiegeln sich in der Popkultur doch immer die gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit: in diesem Fall zunehmende Diversität, die nicht allen gefällt. Wer aber für die Hautfarbe eines Fabelwesens offen ist, dem ist schon nach wenigen Minuten klar: die afroamerikanische Sängerin Halle Baily ist eine perfekte Besetzung.

Halle Bailey singt Arielles Ballade „Part of Your World“

Bailey überzeugt nicht nur mit einer großartigen Gesangsstimme, sondern auch mit ihrem Charme. Ihre Arielle ist niedlich, neugierig, abenteuerlustig und aufmüpfig. Zugleich sehnt sie sich hingebungsvoll nach der Welt der Menschen und vor allem nach Prinz Erik. Bei einem Schiffsunglück hat sie ihm das Leben gerettet und sich gleich in ihn verliebt.

Um bei Erik sein zu können, lässt sie Arielle auf einen teuflischen Handel mit der Hexe Ursula ein: Diese verwandelt den Fischschwanz der Meerjungfrau in Beine, bekommt dafür aber Arielles Stimme.

„Arielle, die Meerjungfrau“: die Story in Bildern

Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
Die Meerjungfrau Arielle (Halle Bailey) ist fasziniert von der Welt der Menschen. In Schiffswracks auf dem Meeresgrund sucht sie nach Menschendingen und hofft, dadurch mehr über die Welt an Land herauszufinden. Bild in Detailansicht öffnen
Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
Eine ähnliche Sehnsucht hat auch Prinz Erik (Jonah Hauer-King) für das Meer. Auf seinem Schiff begibt er sich auf die Suche nach unbekannten Fluten. Bild in Detailansicht öffnen
Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
In ihrer geheimen Grotte versteckt Arielle ihre Schätze aus der Menschenwelt. Sie träumt davon, einmal selbst an Land auf eigenen Füßen zu stehen. Bild in Detailansicht öffnen
Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
Arielle ist die jüngste Tochter des Meereskönigs Triton (Oscar-Preisträger Javier Bardem). Ihm ist die Begeisterung seiner Tochter für die Welt an der Wasseroberfläche ein Dorn im Auge, denn der Kontakt zwischen beiden Welten ist strengstens verboten. Bild in Detailansicht öffnen
Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
Aller Warnungen und Drohungen zum Trotz schwimmt Arielle an die Meeresoberfläche und wird Zeugin, wie Eriks Schiff bei einem Unwetter in Seenot gerät. Bild in Detailansicht öffnen
Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
Arielle rettet den schiffbrüchigen Prinzen vor dem Ertrinken und bringt ihn an Land. Beim Aufwachen hört Erik, wie seine Retterin singt. Bild in Detailansicht öffnen
Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
Arielle hat sich in den Prinzen verliebt und setzt alles daran, ein Mensch zu werden. Die verschlagene Meerhexe Ursula (Melissa McCarthy) kann ihr diesen Wunsch erfüllen. Der Preis: Arielles bezaubernde Stimme. Bild in Detailansicht öffnen
Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
Die Meerhexe hat Arielle drei Tage an Land gegeben, um Erik dazu zu bringen, sie mit dem „Kuss der wahren Liebe“ für immer in einen Menschen zu verwandeln. So kommt sie ihrem Prinzen näher und entdeckt die Welt, nach der sie sich immer gesehnt hat. Bild in Detailansicht öffnen
Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
Krabbe Sebastian (im englischen Original gesprochen von Broadway-Star Daveed Diggs) versucht, die stumme Arielle bei ihrem Abenteuer an Land zu unterstützen. Bild in Detailansicht öffnen
Arielle, die Meerjungfrau (2023) (Foto: Pressestelle, Disney)
Erik fühlt sich zu seiner stummen Begleiterin hingezogen, doch er erkennt in ihr seine Retterin nicht wieder. Die Meerhexe setzt alles daran, Arielles Annäherungsversuche zu sabotieren, denn für sie ist Tritons Tochter der Schlüssel zur Krone des Meereskönigs. Bild in Detailansicht öffnen

Echt ist bis auf das Ensemble nur wenig

Was die Handlung, die Figuren und die ikonischen Songs angeht, hält sich die Realverfilmung eng an den Zeichentrickklassiker von 1989. Wobei der Begriff „Real“-Verfilmung in diesem Fall fast irreführend wirkt. Echt ist hier bis auf das starke Ensemble, zu dem unter anderem Javier Bardem als Meeresgott Triton und Melissa McCarthy als Hexe Ursula gehören, wenig.

Die schillernden Unterwasserwelten mit ihren Wracks, Pflanzen und Tieren sind allesamt am Computer erschaffen. Der Musical-erfahrene Regisseur Rob Marshall arrangiert Korallen, Quallen und anderes Seegetier zu farbenprächtigen Choreografien.

Disney-Remake unten im Meer „Arielle, die Meerjungfrau“: Story altbekannt, Halle Bailey fulminant

Ein regelrechter Aufschrei ging durchs Internet, als Disney im Juli 2019 die Besetzung der Hauptrolle für das Realfilm-Remake von „Arielle, die Meerjungfrau“ bekanntgab. Der Stein des Anstoßes: Halle Bailey ist Schwarz. Disney opfere eine seiner beliebtesten Figuren dem „woken Zeitgeist“, lautete der Vorwurf. Entgegen aller Aufregung bleibt der Film in seinen Aktualisierungsversuchen dann doch ziemlich brav.

Auch die problematischen Aspekte des Originals schleppt das Remake mit

Abgesehen von einem witzigen neuen Rapsong von „Hamilton“-Erfinder Lin-Manuel Miranda erlaubt sich der Film nur wenige Modernisierungen.

Damit schleppt er allerdings auch seine problematischen Aspekte mit ins Jahr 2023: Arielle ist eine der typischen unteremanzipierten Frauenfiguren des Disney-Universums: ewig schmachtend, bereit für den geliebten Mann alles aufzugeben und buchstäblich ohne eigene Stimme.

Am Ende immerhin darf sie aktiv werden. Dieses Mal ist sie es, die Ursula den finalen Todesstoß versetzt und damit ihr persönliches Glück rettet. Für eine neue feministische Lesart reicht das allerdings kaum.

„Arielle, die Meerjungfrau“, ab 25. Mai im Kino

Insgesamt ist das gut zweistündige Live-Action-Abenteuer „Arielle, die Meerjungfrau“ dennoch gelungen. Die Hauptdarstellerin transportiert viel vom Charme des Originals, ihre Side-Kicks, die miesepetrige Krabbe Sebastian und die verpeilte Möwe Scuttle sind wirklich lustig, und die Inszenierung ist opulent.

„Diese Ehe ist nur der Anfang“ sagt Erics schwarze Mutter, als das Liebespaar endlich heiratet. Nachdem die Kamera kurz darauf über eine Vielzahl von glitzernden Meermännern schwenkt, klingt es wie ein Versprechen auf ein noch diverseres Disney, vielleicht ja nicht nur in Bezug auf die Hautfarbe.

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