Mit der Realverfilmung von „Arielle, die Meerjungfrau“ betritt die erste Schwarze Disney-Prinzessin die Kinoleinwand. Das hat im Vorfeld für großen Wirbel gesorgt: die einen freuten sich über mehr Diversität, andere sahen darin einen weiteren Beleg für einen vermeintlich „woken Aktivismus“ des Disney-Konzerns.
Halle Bailey überzeugt als kleine Meerjungfrau
Arielle trägt nun also keine rote Wallemähne mehr, sondern Dreadlocks zum pastelligen Fischschwanz. Und ihre Haut schimmert im Wasser dunkel. No big deal, könnte man meinen. Doch dass diese Tatsache schon vor dem Filmstart so viele Menschen erzürnt hat, zeigt, wie gut sich die Popkultur als Schlachtfeld rechter Kulturkämpfer eignet.
Spiegeln sich in der Popkultur doch immer die gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit: in diesem Fall zunehmende Diversität, die nicht allen gefällt. Wer aber für die Hautfarbe eines Fabelwesens offen ist, dem ist schon nach wenigen Minuten klar: die afroamerikanische Sängerin Halle Baily ist eine perfekte Besetzung.
Halle Bailey singt Arielles Ballade „Part of Your World“
Bailey überzeugt nicht nur mit einer großartigen Gesangsstimme, sondern auch mit ihrem Charme. Ihre Arielle ist niedlich, neugierig, abenteuerlustig und aufmüpfig. Zugleich sehnt sie sich hingebungsvoll nach der Welt der Menschen und vor allem nach Prinz Erik. Bei einem Schiffsunglück hat sie ihm das Leben gerettet und sich gleich in ihn verliebt.
Um bei Erik sein zu können, lässt sie Arielle auf einen teuflischen Handel mit der Hexe Ursula ein: Diese verwandelt den Fischschwanz der Meerjungfrau in Beine, bekommt dafür aber Arielles Stimme.
„Arielle, die Meerjungfrau“: die Story in Bildern

Echt ist bis auf das Ensemble nur wenig
Was die Handlung, die Figuren und die ikonischen Songs angeht, hält sich die Realverfilmung eng an den Zeichentrickklassiker von 1989. Wobei der Begriff „Real“-Verfilmung in diesem Fall fast irreführend wirkt. Echt ist hier bis auf das starke Ensemble, zu dem unter anderem Javier Bardem als Meeresgott Triton und Melissa McCarthy als Hexe Ursula gehören, wenig.
Die schillernden Unterwasserwelten mit ihren Wracks, Pflanzen und Tieren sind allesamt am Computer erschaffen. Der Musical-erfahrene Regisseur Rob Marshall arrangiert Korallen, Quallen und anderes Seegetier zu farbenprächtigen Choreografien.
Disney-Remake unten im Meer „Arielle, die Meerjungfrau“: Story altbekannt, Halle Bailey fulminant
Ein regelrechter Aufschrei ging durchs Internet, als Disney im Juli 2019 die Besetzung der Hauptrolle für das Realfilm-Remake von „Arielle, die Meerjungfrau“ bekanntgab. Der Stein des Anstoßes: Halle Bailey ist Schwarz. Disney opfere eine seiner beliebtesten Figuren dem „woken Zeitgeist“, lautete der Vorwurf. Entgegen aller Aufregung bleibt der Film in seinen Aktualisierungsversuchen dann doch ziemlich brav.
Auch die problematischen Aspekte des Originals schleppt das Remake mit
Abgesehen von einem witzigen neuen Rapsong von „Hamilton“-Erfinder Lin-Manuel Miranda erlaubt sich der Film nur wenige Modernisierungen.
Damit schleppt er allerdings auch seine problematischen Aspekte mit ins Jahr 2023: Arielle ist eine der typischen unteremanzipierten Frauenfiguren des Disney-Universums: ewig schmachtend, bereit für den geliebten Mann alles aufzugeben und buchstäblich ohne eigene Stimme.
Am Ende immerhin darf sie aktiv werden. Dieses Mal ist sie es, die Ursula den finalen Todesstoß versetzt und damit ihr persönliches Glück rettet. Für eine neue feministische Lesart reicht das allerdings kaum.
„Arielle, die Meerjungfrau“, ab 25. Mai im Kino
Insgesamt ist das gut zweistündige Live-Action-Abenteuer „Arielle, die Meerjungfrau“ dennoch gelungen. Die Hauptdarstellerin transportiert viel vom Charme des Originals, ihre Side-Kicks, die miesepetrige Krabbe Sebastian und die verpeilte Möwe Scuttle sind wirklich lustig, und die Inszenierung ist opulent.
„Diese Ehe ist nur der Anfang“ sagt Erics schwarze Mutter, als das Liebespaar endlich heiratet. Nachdem die Kamera kurz darauf über eine Vielzahl von glitzernden Meermännern schwenkt, klingt es wie ein Versprechen auf ein noch diverseres Disney, vielleicht ja nicht nur in Bezug auf die Hautfarbe.
Realfilm nach Disney-Klassiker „Peter Pan und Wendy“ auf Disney+: Weg mit dem Rassismus der 1950er-Jahre!
Mit „Peter Pan“ erhält einer der beliebtesten Zeichentrickfilme aus dem Hause Disney nun eine Frischzellenkur: Auf der hauseigenen Streaming-Plattform ist jetzt der neue Disney-Realfilm erschienen. Keine einfache Aufgabe, denn das Original aus dem Jahr 1953 steht seit Jahren wegen Rassismus und überholten Rollenbildern in der Kritik. Entsprechend kritisch hat sich Regisseur David Lowery mit der Vorlage auseinandergesetzt.