Spätestens seit der Serie „4 Blocks“ ist Kida Khodr Ramadan einer der angesagtesten deutschen Schauspieler und mittlerweile auch als Regisseur und Produzent unterwegs. Als Clanchef Tony Hamady hat er auch international Aufsehen erregt, unter anderem beim französischen Festival Series Mania. Beeindruckt hat er auch den englischen Weltstar Ricky Gervais. Mit ihm zusammen ist Ramadan jetzt in einer Satire auf das deutsche Filmgeschäft zu sehen.
In Deutschland fehlen die Weltstars
Tony Hamadi war gestern. Kida Khodr Ramadan will sich von der Rolle des libanesischen Clanchefs emanzipieren, für die ihn alle ansprechen und Selfies mit ihm machen wollen – von der Polizei bis zum Handwerker.
Weil ihn Ricky Gervais auf Twitter gelobt hat, traut Kida Khodr Ramadan sich, ihn anzuschreiben, mit der Bitte ein Remake von dessen Serie „Extras“ machen zu dürfen. Die Story: Ein kleiner Nebendarsteller versucht als Produzent groß rauszukommen. Und der Clou: In jeder Folge treten große Weltstars in Nebenrollen auf und spielen sich selbst. Dumm nur, dass in Deutschland die echten Weltstars fehlen.

Satire über das Filmemachen, in der alles schief geht
Die Lösung: Die Schauspielerinnen und Schauspieler sollen stattdessen die wahren deutschen Größen verkörpern, historisch und modern gleichzeitig, Einstein, Beethoven oder Marlene Dietrich. „German Genius“ eben. Und Kida will neben den Genies als Komparse Abdullah auftreten. Alles ziemlich verwirrend und ohnehin geht vom ersten Moment fast alles schief.
„German Genius“ ist eine Satire über das Filmemachen und erzählt im Grunde, wie Kida Ramadan, der sich selbst spielt, versucht, eine Serie auf die Beine zu stellen: wie er eine Redakteurin mit dem großen Namen Ricky Gervais ködert, weil sie endlich mal „den Streamern was entgegensetzen will“; wie er versucht Kredite an Land zu ziehen und am Ende sein Haus verpfändet.

Die deutsche Filmprominenz tritt als ihre eigene Karrikatur auf
Ihren Reiz bezieht die Serie natürlich aus dieser ständigen Film-im Film-Situation, und da staunt man doch, wen Kida Ramadan alles für sein „German Genius“ mobilisieren konnte. Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Tom Schilling, Heike Makatsch oder Maria Furtwängler treten alle als überzeichnete Version ihrer selbst auf.
Detlev Buck spielt nicht sich selbst, aber einen drittklassigen Möchtegernproduzenten, der aussieht wie Detlev Buck und der Kida zeigt, dass er das Business doch irgendwie verstanden hat.

Meta-Mockumentary mit mäßigem Spaßfaktor
Selbstüberschätzung, Zickigkeiten, moralisch fragwürdiges Verhalten. Am Filmset werden gerne Machtpositionen behauptet und Karrierebretter besprungen. Das nimmt die Serie auf sehr selbstironisch lustige, auch mal scharfe oder gar nachdenkliche Art und Weise auf die Schippe.
Richtig von den Socken haut einen dieser um sich selbst drehende Filmkreisel zwar nicht, dafür hat die Filmbranche in letzter Zeit vielleicht zu viele negative und ernste Schlagzeilen gemacht. Aber man kann trotzdem viel Spaß haben mit dieser Meta-Mockumentary und weil Kida Ramadan ohnehin ein großartiger Typ ist, wird man jedenfalls sehr gut unterhalten.
Trailer „German Genius“ ab 23.5. auf Warner TV Comedy
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