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„Shrinking“ – Gelungene Psychotherapeuten-Comedy mit Harrison Ford und Jason Segel

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Karsten Umlauf

Serien mit Psychotherapeuten gibt es mittlerweile eine ganze Menge. Aber „Shrinking“ mit Harrison Ford und Jason Segel findet nochmal einen ganz eigenen Ton. Die Apple-TV+Serie überzeugt mit ihrer positiven Grundstimmung und sehr komischen Dialogen. Kein Wunder, denn verantwortlich ist der Schöpfer der Erfolgs-Comedy „Ted Lasso“.

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Seelenklempner bei der Arbeit

Wer ohnehin glaubt, dass Psychotherapeuten diejenigen sind, die selbst die größten Psychoprobleme haben, der dürfte sich bei der Serie „Shrinking“ bestätigt fühlen. Dort kann man gleich drei Prachtexemplare der Gattung „Shrink“ bestaunen. Das ist amerikanische Umgangssprache und man kann es wohl am ehesten als „Seelenklempner“ übersetzen.

Filmstill (Foto: Aple TV+)
Nachdem Jimmy (Jason Segel,re) seine Frau verloren hat, muss er versuchen, wieder mit seinem Leben klarzukommen und als Vater, Freund und Therapeut bestehen. Aple TV+

Der Kardinalfehler der Therapeuten

Allen voran Therapeut Jimmy fällt es schwer sich auf seine Patienten zu konzentrieren, weil er den Unfalltod seiner Frau noch immer nicht wirklich verarbeitet hat. Die Erziehung seiner 16-jährigen Tochter hat mehr oder weniger die Nachbarin übernommen, alles ist ziemlich verfahren.

Da beschließt er, seine Methode zu ändern, Patienten von sich zu erzählen und sich auch in deren Angelegenheiten einzumischen. Eigentlich ein Kardinalfehler für Therapeuten, nicht die Distanz zu wahren, aber bei Jimmy und auch bei seinen PatientInnen setzt das einiges in Gang. Und so wie ihn Jason Segel verkörpert als Mischung aus großem Kind und sympathischem Chaoten ist das oft liebenswert komisch.

Filmstill (Foto: Aple TV+)
„Shrinking“ hat in der mittlerweile ziemlich umfrangreichen Ansammlung von Psychotherapie-Serien einen ganz eigenen Ton gefunden. Luke und seine Kolegin Gaby (Jessica Williams). Aple TV+

Lakonisch grantelnder Harrison Ford überzeugt

Sein Mentor Paul, den Harrison Ford schön lakonisch dahingrantelt, findet das überhaupt nicht lustig. Aber dessen Taktik, seine Alzheimererkranung mit sich selbst auszumachen, in seiner so betitelten „Festung der Einsamkeit“, führt auch nicht wirklich zum Erfolg. Und Kollegin Gaby steht zwar kurz vor der Scheidung, ist aber scheinbar mit ihrer positiven Ausstrahlung und ihren stylish bunten Klamotten durch nichts aus der Fassung zu bringen.

Die durchgängig freundschaftliche Art und Weise, wie die Serie dieses Therapeuten-Beziehungsgeflecht darstellt, verleiht „Shrinking“ in der mittlerweile ziemlich umfrangreichen Ansammlung von Psychotherapie-Serien einen ganz eigenen Ton. Dass sie von „Ted Lasso“-Erfinder Bill Lawrence stammt, meint man an ihrer positiven Grundstimmung zu erkennen.

Auf jeden Fall wird sie getragen von einem geschmackssicheren Soundtrack, wie überhaupt der Musik mindestens eine Nebenrolle zukommt als Kommunikationsmittel und als Träger von Erinnerungen und emotionalen Botschaften.

Screwball-Komödie mit durchaus therapheutischen Efekt

Die Serie steht in der Tradition der Screwball-Komödien. Dass hier viel geredet wird und weitgehend gelingende, pointenreiche Dialoge mehr Gewicht haben als komplexe Charakterzeichnung gehört quasi zum Programm. Shrinking heißt in der zweiten Bedeutung auch „Schrumpfen“. Die durchaus ernsten Themen, um die es in der Serie auch geht, Tod und Trauer, Entfremdung vom Partner oder Kind, schmerzhafte Lernprozesse werden zwar nicht kleingemacht, aber sie verlieren etwas von ihrer bleiernen Schwere. Und nach jeder Sitzung vor dem Fernseher fühlt man sich ein bisschen besser.

Trailer zur Serie „Shrinking“ auf Apple TV+

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