Das Wiedersehen fünf ehemaliger Freunde auf einem abgelegenen Hof im Schwarzwald lässt alte Konflikte und Verletzungen wieder ausbrechen. In ihrem zweiten Spielfilm erzählt Hanna Doose mit beeindruckenden Schauspieler*innen wie Bibiana Beglau, Gina Henkel und Alexander Fehling von Verletzungen und verlorenen Illusionen. Ein absolut außergewöhnlicher Film, ein stilles Meisterwerk.
Als die Filmregisseurin Hanna Doose vor zehn Jahren mit ihrem Debüt „Staub auf unseren Herzen“ auf sich aufmerksam machte, war man gespannt auf ihr nächstes Werk. Erst jetzt legt sie mit ihrer außergewöhnlichen Studie einer Freundschaft von fünf Menschen ihren zweiten Spielfilm vor. „Wann kommst du meine Wunden küssen“ ist ein wahrhaftiges und schonungslos ehrliches Porträt über die komplizierte und oft irrationale Beschaffenheit menschlicher Beziehungen.<br/>
Ein Wiedersehen von fünf ehemaligen Freunden auf einem abgelegenen Hof im Schwarzwald beginnt zunächst als misstrauisches gegenseitiges Beobachten.Doch bald lassen die Verletzungen der Vergangenheit die Konflikte offen ausbrechen. Der Film erzählt von den verlorenen Illusionen einer Mittvierziger Generation.<br/>Mit beeindruckender Intensität verhandeln die Schauspieler*innen hier die verschiedenen Lebensentwürfe ihrer Figuren.
Wiedersehen nach langer Zeit
Die Kamera fliegt über schneeverhüllte Wälder, befahrene Hochstraßen in den Bergen. Eine Frau rast auf einem Motorrad durchs Bild, eine andere galoppiert durch den Wald, eine dritte steht mit schwarzer Kriegsbemalung unter Bäumen und schaut in die Ferne. Es sind diese Bewegungen aufeinander zu in den ersten Minuten des Films, die sofort klar machen: hier wird es eine Begegnung geben und die verheißt nichts Gutes. Tatsächlich ist „Wann kommst du meine Wunden küssen“ ein Film über ein Wiedersehen nach langer Zeit.

Schmerzhafte Reise in die Vergangenheit
Die Freunde Maria, Jan und Laura waren vor etlichen Jahren in Berlin ein erfolgreiches Performance-Trio gewesen – bis Jan Maria für Laura verließ und mit ihr zusammen in den Schwarzwald auf einen entlegenen Hof zog. Seitdem versuchen Jan und Laura sich hier mehr schlecht als recht an einer Ziegen-Käserei und nachhaltiger Landwirtschaft. Kati, Marias Schwester, lebt auch auf dem Hof und versucht ihre Krebserkrankung mit schamanischen Ritualen im Wald zu heilen. Maria kommt aus Berlin zurück hierher in ihr Elternhaus, um die todkranke Schwester zu sehen.

Unterschwellig Agression in jedem Wort der ehemalige Freunde
Maria will länger bleiben, ihre Karriere ist am Ende, außerdem ist sie verschuldet und kokainsüchtig. Nach dem Tod ihrer Schwester will sie den Hof so schnell es geht verkaufen. Das Wiedersehen der ehemaligen Freunde beginnt zunächst als zögerliches und misstrauisches Umkreisen. Unter jedem Dialog liegen die kaum verhüllten Aggressionen, doch die Verletzungen der Vergangenheit lassen die Konflikte in der verschneiten Einöde bald offen ausbrechen. Der Film entschlüsselt das Beziehungsgeflecht der Figuren erst nach und nach und wartet mit immer neuen Wendungen auf.
Bibiana Beglau, Gina Henkel und Alexander Fehling überzeugen
Beeindruckend ist die Intensität, mit der die Schauspieler*innen hier mit- und gegeneinander ihre Lebensentwürfe verhandeln. Das eindringliche Spiel von Bibiana Beglau als Maria, Alexander Fehling als Jan und Gina Henkel als Laura erzählt dabei von den verlorenen Illusionen einer Mittvierziger-Generation: Wie geht künstlerisches Arbeiten ohne in den Abgrund zu stürzen, wieviel kostet der Traum vom nachhaltigen Öko-Leben und wie sieht man dem Tod ins Auge, wenn man, wie Katarina Schröter als Kati sagt, doch noch gar nicht richtig leben durfte?
Stilles Meisterwerk und außergewöhnlicher Film
Der Film ist ein wahrhaftiges und schonungslos ehrliches Porträt über die komplizierte und oft irrationale Beschaffenheit menschlicher Beziehungen. So ist Laura eifersüchtig auf Marias Anwesenheit, erwartet aber gleichzeitig ein Kind von Michi, mit dem sie eine Affäre hat. Am Ende steht alles auf Neubeginn. Die Beziehungen gehen in die Brüche, Kati stirbt und jeder muss den eigenen Weg neu finden.
„Wann kommst du meine Wunden küssen“ erzählt auf existenzielle Weise vom Schmerz, den Beziehungen auslösen können, aber auch von der Überwindung der Angst. Ein absolut außergewöhnlicher Film, ein stilles Meisterwerk.