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Es kracht und knallt von Anfang an. Der Kracher und Knaller heißt Benni, eigentlich Bernadette, aber diesen Namen mag sie nicht so. Also Benni. Ein Dutzend Kinderbobbycars aus Plastik knallt Benni eines nach dem anderen gegen die Fenster des Jugendheims, in dem sie wohnt.
Schwer traumatisiertes neunjähriges Kind
Benni, neun Jahre alt, wurde schwer traumatisiert. Wenn sie wütend wird, springen bei ihr alle Sicherungen raus. Dann kann sie auch kein Erwachsener mehr halten.
Film „Systemsprenger“ von Nora Fingscheidt

Regeln werden ungültig
Manchmal ist sie wie andere Kinder, traurig und unsicher, aber manchmal müssen auch Erwachsene Angst vor ihr haben. Denn Benni kennt zwar die Regeln, aber wenn sie austickt, gibt es keine Regeln mehr.
Bester Nachwuchsfilm bei der diesjährigen Berlinale
Benni ist ein „Systemsprenger“. Der Film von Nora Fingscheidt war bereits auf der Berlinale eine kleine Sensation und gewann einen silbernen Bären.
Der Systemsprenger passt in kein Sozialamt-Raster
Der Begriff „Systemsprenger“ ist kein offizieller Begriff aus dem Wörterbuch der Sozialfürsorge. Er stammt aus dem Alltag der Praktiker. Aus deren Sicht funktioniert das System mit seinen Untersystemen nur für die paar Wenigen nicht, die in gar keines hineinpassen – wie Benni.
Großartiges Spielfilmdebüt
All das ist im Grunde von Anfang an klar, und wenn man etwas an an dem großartigen Spielfilmdebüt der 36-jährigen Hamburgerin Nora Fingscheidt kritisieren muss, dann am ehesten dies: Dass der Auftakt derart stark ist.
Überzeugende Hauptdarstellerin Helena Zengel
Die Hauptfigur wird von der überzeugenden Kinderdarstellerin Helena Zengel so wuchtig und unvergesslich gespielt, dass gegenüber diesem Anfang, alles was folgt, wie eine Fußnote wirkt.
Überengagierter Jugendpfleger
Denn das System kann denen, die es sprengen, nicht helfen. Auch Micha kann nichts tun, ein Jugendpfleger, der sich besonders engagiert, so sehr, dass er aufpassen muss, keine Rettungsphantasien zu entwickeln.
Filmische Achterbahnfahrt
Humor hat der Film wenig, richtige Überraschungen bietet er auch nicht.Stilistisch ist er sehr dynamisch und anteilnehmend gefilmt, eine Achterbahnfahrt.
Dies ist aber zugleich weit mehr als die Illustration eines gesellschaftlichen Problems, sondern ein Film über das Versagen von Institutionen und Politiker.