Kino

Internationales Filmfestival San Sebastián 2021 beendet

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Das 69. Internationale Filmfestivals San Sebastián (SSIFF) ist am 25. September mit der Preisverleihung zu Ende gegangen. Der US-Schauspieler Johnny Depp, der seine Ex-Partnerin misshandelt haben soll, erhielt den Preis für sein Lebenswerk. Depp kritisierte auf dem Festival die „Cancel Culture“, als deren Opfer er sich sieht.

Besonderer Blick auf die lateinamerikanische Film-Community

Das Festival eröffnete mit dem chinesischen Wettbewerbsfilm „One Second“ von Zhang Yimou, sowie dem außer Konkurrenz laufenden Animationsfilm „Rosa Rosae“ von Carlos Saura, der den spanischen Bürgerkrieg durch die Augen eines Kindes reflektiert. Ebenfalls außer Konkurrenz gezeigt wurde Pedro Almodóvars neuester Film „Madres Paralelas“, der auch die Filmfestspiele in Venedig 2021 eröffnet hatte.

Eine Frau und ein Mann in festlicher Kleidung, die Frau hält ein Mikrofon und spricht. Sie trägt ein beiges, einseitig schulterfreies Kleid mit Kristallsteinen, hat dunkle Haare, die zu Pony und Pferdeschwanz arrangiert sind. Der Mann hat grau-braune Haare, einen angegrauten kurzen Bart und trägt einen blau-schwarzen Anzug. Er blickt zur Frau an seiner Seite. (Foto: IMAGO, IMAGO / ZUMA Press)
Die spanische Schauspielerin Penélope Cruz und ihr Ehemann Javier Bardem (hier beim SSIFF 2017) sind auch 2021 wieder gern gesehende Gäste in San Sebastián-Donostia.

Die georgische Regisseurin Déa Kulumbegashvili, die 2020 mit ihrem Film „Beginning“ einen Preis-Rekord beim SSIFF aufgestellte hatte , war 2021 Präsidentin der Jury. Mit dabei war außerdem die französisch-libanesische Regisseurin Audrey Diwan, die schon am 11. September in Venedig den Goldenen Löwen für ihren Film „L'Évènement/Happening“ bekommen hatte.

Ein besonderer Höhepunkt des Internationalen Filmfestvals San Sebastián ist seit einigen Jahren die Reihe „Horizontes Latinos“, in der Filme gezeigt und ausgezeichnet werden, die sich mit lateinamerikanischen Communities auf der ganzen Welt befassen oder von lateinamerikanischen Regisseur*innen gedreht wurden. Außerdem müssen sie zumindest teilweise in Lateinamerika produziert worden sein. 2021 war hier Argentinien mit vier Filmen am stärksten vertreten.

Genderneutrale Schauspielpreise

Im Vorfeld wurde bereits angekündigt, dass in San Sebastián-Donostia die Preise 2021 genderneutral vergeben werden: Statt der „Silbernen Muschel“ für die beste Schauspielerin und den besten Schauspieler, gibt es Preise — ungeachtet des Geschlechts oder Genders der Darsteller*innen — für die beste Schauspielleistung in einer Hauptrolle und in einer Nebenrolle. Damit folgt das Internationale Filmfestival San Sebastián der Berlinale nach, die eine solche Änderung erstmals bei der 71. Ausgabe 2021 eingeführt hatte.

Kontroverse um Lebenswerk-Preis für Johnny Depp

Der Schauspieler Johnny Depp vor einer Fotowand: Er trägt eine Hut und eine leichtgetönte Hornbrille. Er hat dunkle, längere Haare und einen Kinn- und Oberlippenbart. Er trägt einen blau-grauen Anzug. (Foto: IMAGO, IMAGO / Cover-Images)
2020 präsentierte Johnny Depp in San Sebastián-Donostia den von ihm mitproduzierten Dokumentar-Film „Crock of Gold: A Few Rounds with Shane MacGowan“.

Der Donostia Award, mit dem seit 1986 Künstler*innen für ihr Lebenswerk und ihre herausragenden Beiträge zur Kino-Geschichte geehrt werden, haben 2021 Marion Cotillard und Johnny Depp erhalten. Depps Ehrung sorgte bei ihrer Ankündigung für Kontroversen, denn der ehemalige Publikumsliebling aus „Edward mit den Scherenhänden“ und der „Fluch der Karibik“-Reihe steht seit einiger Zeit in der Kritik. Ihm wird von seiner Ex-Partnerin Amber Heard häusliche Gewalt vorgeworfen, eine endgültige gerichtliche Klärung der Vorgänge steht noch aus.

Die Festivalleitung wies im Vorfeld Kritik, unter anderem vom spanischen Verband filmschaffender Frauen, an der Entscheidung zurück. Direktor José Luis Rebordinos erklärte gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur EFE, dass es nicht darum gehe, das Verhalten von Filmschaffenden zu beurteilen, „sondern jene Menschen zu würdigen, die einen außergewöhnlichen Beitrag zur Filmkunst geleistet haben“.

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SWR