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Faber ist zurück: Tatort „Love is pain“ mit Jörg Hartmann

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Karsten Umlauf

Faber ist zurück im Dienst, hat aber nach dem Tod seiner geliebten Kollegin Martina Bönisch damit noch Schwierigkeiten. Nicht zuletzt, weil er die Leitung der Mordkommission erst mal an seine Kollegin Rosa verloren hat. Im temporeichen und emotionalen Tatort „Love is Pain“ bekommen sie es mit einem Mörder zu tun, der sich gar nicht erst bemüht, unerkannt zu bleiben.

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Ein Täter, der erkannt werden will

Da sitzt ein Mann an der Endhaltestelle noch in der Straßenbahn. Baseballcap und Hoodie tief im Gesicht. Als der Fahrer ihn zum Dienstschluss rausschmeißen will, steht er auf und rammt ihm ein Messer in den Bauch. Fünf mal. Und schaut danach fast schon provokativ in die Überwachungskamera.

Ist das einfach nur frech oder will der Täter vielleicht etwas mitteilen? Zu dem Schluss kommt die Polizei, als kurz darauf ein zweiter Mord passiert, mit ziemlich identischen Posen des Täters. Sein Gesicht kennen sie, aber wer es ist, können die Dortmunder Ermittler'*innen nicht rausfinden. Rosa, die kommissarische Leiterin, arbeitet dafür mit einem besondern Gesichtserkennungstalent zusammen.

Jörg Hartmann glänzt als dünnhäutiger Faber

Jörg Hartmann ist als Faber wieder zurück im Dienst, nachdem ihn der Tod seiner geliebten Kollegin Bönisch gehörig aus der Bahn geworfen hatte. Seine Rolle muss dieser Kommissar erstmal wieder finden.

Den Sarkasmus hat er sich erhalten, aber die Rücksichtslosigkeit anderen und sich selbst gegenüber, die scheint er etwas abgelegt zu haben. Man meint es den Bewegungen des wieder mal großartig aufgelegten Hartmann anzusehen, selbst seiner Sprechhaltung, dass hier einer noch auf relativ dünnem Eis unterwegs ist. Dass er die Leitung der Mordkommission ganz abgeben soll, macht ihm zu schaffen, auch wenn er es nicht immer so zugibt.

Filmstill (Foto: ard-foto s1, © WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolbe)
Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) hat in Fabers Abwesenheit die kommissarische Leitung der Mordkommission übernommen. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill (Foto: ard-foto s1, © WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolbe)
Dann kehrt Peter Faber (Jörg Hartmann) zurück: Als er am frühen Morgen zum Tatort kommt, ist das Team der Spurensicherung schon fast fertig mit der Arbeit. Der Straßenbahnfahrer Hamza Arkadaş wurde während seiner Nachtschicht niedergestochen. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill (Foto: ard-foto s1, © WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolbe)
Tatverdächtig ist Mike Majewski (Nils Hohenhövel): Er flieht vor Ermittler Jan Pawlak, kurz nachdem er sich ihm gezeigt hat. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill (Foto: ard-foto s1, © WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolbe)
Doch Komissar Pawlak (Rick Okon) gelingt es nicht, den flüchtigen Täter zu fassen. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill (Foto: ard-foto s1, © WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolbe)
Mike Majewski (Nils Hohenhövel) ist im Ausnahmezustand: Die Bilder der Überwachungskamera zeigen, wie er den Straßenbahnfahrer attackiert. Vor der Flucht hält er sein Gesicht offensiv in die Kamera, aber die Aufnahmen helfen zunächst kaum weiter. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill (Foto: ard-foto s1, © WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolbe)
Polizeilich scheint er nicht bekannt zu sein, und der Staatsanwalt will mit den Bildern noch nicht an die Öffentlichkeit gehen. Bild in Detailansicht öffnen
 Die Superrecognizerin Beate Gräske (Sar Adina Scheer, rechts) unterstützt Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger, links) bei der Suche nach dem Täter. (Foto: ard-foto s1)
Die Superrecognizerin Beate Gräske (Sar Adina Scheer, rechts) unterstützt Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger, links) bei der Suche nach dem Täter. Bild in Detailansicht öffnen

Bittere Rachegeschichte durch die dunkle Dortmunder Stadt- und Gesichterlandschaft

Der Fall entpuppt sich als bittere Rachegeschichte, bei der sehr viele Leute erstmal nicht die Wahrheit sagen und die Begriffe „Täter“ und „Opfer“ vielschichtig beleuchtet werden. Von Anfang an eine aufwühlende Reise durch die dunkle Dortmunder Stadt- und Gesichterlandschaft, der Mörder könnte gefühlt jederzeit aus irgendeiner Ecke auftauchen, das ist sehr spannend.

Unterstützt wird das durch die vielen Überwachungskameraaufnahmen, die im Grunde selbst zum Handlungsträger werden. Und durch ihren grob gerasterten Grünstich Kühle und Großsstadtatmosphäre verbreiten. Eigentlich tragen sie auch die Aufforderung in sich, erst nochmal genauer hinzusehen.

Kein Tatort wie viele andere

„Love is pain“ ist kein Tatort wie viele andere. Aber das sind Faber-Krimis ohnehin fast nie. Es ist ein Film über Trauerbewältigung, über die Schwierigkeiten, mit der Vergangenheit klarzukommen. Vor allem aber wie der Titel schon sagt, ein Film über Liebe und Schmerz.

Das betrifft alle persönlichen Beziehungen, um die es geht. Auch die der Polizisten. Das ist, wie so oft, dann manchmal etwas bemüht. Aber die Autoren Hanno Hackfort und Bob Konrad scheinen ihre Erfahrungen aus urbanen Streaming-Serien wie „4 Blocks“ oder „Kleo“ insgesamt Sonntagskrimitauglich kultiviert zu haben.

Ihr Tatort ist nicht in allen Details gelungen, aber er überzeugt durch sein Tempo, seine direkte Emotionalität und er lässt den Figuren Raum für viele neue Entwicklungen.

Trailer Tatort „Love is pain“, am 23.4. 20:15 Uhr im Ersten und in der ARD Mediathek

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Karsten Umlauf