Klaus Barkowsky gilt in Hamburg immer noch als eine der schillerndsten Figuren der 80er Jahre. Als Chef der sogenannten „Nutella-Bande“ kontrollierte der Frauenschwarm einen großen Teil der Rotlichtszene. Die Amazon-Serie „Luden“ erzählt nun seine Geschichte und die von Sankt Pauli als Mischung aus sexuellem Aufbruch und toxischer Männlichkeit.
Die große Liebe auf dem Kiez
Wo der blond gelockte Klaus Barkowsky auftaucht, ist gute Laune. Eigentlich jobbt er in den Kneipen von St. Pauli, um Künstler werden. Zufällig lernt er die Prostituierte Jutta kennen. Zwischen den beiden herrscht gleich eine besondere Chemie. Auch wenn „Judda“ schon deutlich älter ist und vor allem von ihrem brutalen Zuhälter weg will und Klaus außer seinem gewinnenden Wesen und viel Ambition wenig zu bieten hat.
Klaus wird schließlich der Zuhälter, der „Lude“ von Jutta. Zu der Zeit ein Berufsstand von mafiöser Ehrenhaftigkeit. Sein Kumpel Bernd verwaltet das Geld und der verkrachte Boxer Andi gibt der alteingesessenen Luden-Konkurrenz von der „GmbH“ eins auf die Nase, wenn es sein muss.

„Luden“ basiert auf einer wahren Geschichte
Die Serie ist inspiriert von der wahren Geschichte der 20-jährigen Jungspunde, die unter dem Spitznamen „Nutella-Bande“ in die Kiezgeschichte eingingen. Und die möglichst viel von der angeblichen Schokoladenseite des Sexgeschäfts abbekommen wollten.
Als eine Art „Sex-Startup“ geben sie rauschende Partys und behandeln ihre Sexarbeiterinnen nicht ganz so grausam wie die Konkurrenz. Aber auch wenn sich einzelne Frauen als Teil der sexuellen Revolution begreifen, bleibt das Geschäft doch eine moderne Form der Sklaverei.
Eine Geschichte aus dem Wilden Westen der BRD
„Luden“ erzählt eine Geschichte aus dem Wilden Westen der Bundesrepublik mit grobschlächtigen Gesichtern und breiten Hemdkragen. Hamburg ist das Eldorado des käuflichen Sex, die Kneipen heißen „Ritze“ „Rutsche“ oder „Reitclub“.
Vor expliziten Szenen sollte man da keine Scheu haben, auch nicht vor einem ganzen Kübel toxischer Männlichkeit. Die Serie nutzt die vielleicht einzige Möglichkeit, das aus heutiger Sicht einigermaßen anständig zu erzählen: die Perspektive der desillusionierten Jutta
Jeanette Hain spielt sie mit einer berührenden Mischung aus Eleganz und Traurigkeit und verleiht der Serie damit Tiefe. Aaron Hilmer als Klaus Barkowsky mit einprägsamem Hamburger Singsang deutet an, das seine „Ich geb Gas ich will Spaß“-Oberfläche auch Brüche hat.
Unterhaltsam, aber etwas flach
Aber die Serie fängt damit wenig an. Im Auf und ab der Ludenkonkurrenz, zwischen schnellen Autos und schrulligen Typen verliert sie sich in Zwei-Minuten-Dramen und verbrämt die Schattenseiten mit ironisch gebrochener Musik.
Das Bemühen ist erkennbar, die fast familiär frivole Stimmung auf dem Kiez einzufangen und auch ein Stück weit zu romantisieren. Fragen von sexueller Identität werden angetextet, AIDS-Krise, die zunehmende Drogenkriminalität und damit auch Brutalität. Aber an vielen Stellen bleibt das Ganze kulissenhaftes Stationentheater.
Das ist schon unterhaltsam, bleibt aber hinter anderen Serien, die sich auch im modischen Rotlicht der 80er Jahre sonnen, zurück.
Trailer zur Amazon-Serie „Luden“:
Sittengemälde der Reeperbahn Dokuserie „Neonstaub: Die Straßen von Sankt Pauli“ porträtiert das schillernde Hamburger Hafenviertel
Verrucht, mysteriös und sagenumwoben: Das Rotlicht von St. Pauli hat schon immer eine besondere Anziehungskraft. Die Dokuserie „Neonstaub“, eine lebendige Chronik dieses so bunten, schillernden Ortes, erzählt Geschichten von korrupten Polizisten, Bürgerwehr und Selbstjustiz, von Geldwäsche und Auftragsmorden – aber auch von Familie, Sippschaft und Zusammenhalt.
Gespräch Die brutale Seite der Nacht: True Crime-Serie „Reeperbahn Spezialeinheit FD65“ in der ARD Mediathek
Es gehe in der True Crime-Serie um die dunkle Seite der Reeperbahn, jenseits der Romantisierungen, sagt Mitproduzent Christian Beetz in SWR2. Im Fokus der fünfteiligen Serie, die Ende der 70er Jahre beginnt, steht die Polizei-Spezialeinheit FD65. „Für mich sind die Polizisten die wahren Helden.“
Serie „Die Newsreader“ bei Arte – Australische Serie zeigt Nachrichtengeschäft der 80er-Jahre
Die 80er-Jahre sind immer noch voll im Retro-Trend. Nicht nur, weil breite Gürtel, Neonfarben und Polohemden mal wieder hip geworden sind, sondern auch, weil einige Themen dieser Zeit in unserem Jahrzehnt wieder virulent sind: Spannungen zwischen Ost und West, Angst vor einer Klimakatastrophe, sexuelle Identitäten. Arte zeigt eine australische Serie, die davon aus der Sicht von Fernsehjournalisten erzählt: „Die Newsreader“ spielt in der Nachrichtenredaktion eines Privatsenders in Melbourne im Jahr 1986.
Serie Thriller-Serie „Der Schwarm“: Verfilmung von Schätzings Bestseller misslungen
In Frank Schätzings Bestseller „Der Schwarm“ wird die Menschheit von einer geheimnisvollen Unterwasserintelligenz bedroht wird. Jetzt kommt der Ökothriller als Serie ins Fernsehen.
Serie „A thin line“: Terror als Notwehr gegen Klimasünder?
Manche beschimpfen die Aktivistinnen der „Letzten Generation“ schon als Terroristen. Aber was wäre, wenn die Sorge um den Klimawandel tatsächlich zu terroristischen Handlungen führen würde? Die Serie „A thin line“ macht daraus einen mitreißenden Thriller um junge Zwillingsschwestern.