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„We need to talk about Bill Cosby“: Doku-Serie über den gefallenen American Dad

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AUTOR/IN
Wilhelm, Katharina

Die Doku „We need to talk about Cosby“, die auf dem Sundance Filmfestival Premiere gefeiert hat, thematisiert ein Gefühl, dass einige schon nach den Vorwürfen gegen Michael Jackson empfanden: Kann man das Werk vom Künstler trennen? Kann man Bill Cosby trotzdem feiern, für das, was er geleistet hat?

Cosby war als schwarzer Actionheld ein Pionier

Er war einer der ersten schwarzen Comedians für die Massen, riss damit Mauern in den USA ein und bereitete einen Weg für viele andere schwarze Künstler*innen. Bill Cosby war jahrelang Vorbild, Amerikas Dad – bis zu den Vorwürfen sexuellen Missbrauchs.

Als Bill Cosby in den 60er Jahren in der Actionserie „I Spy“ mitspielte, war nicht nur seine Hauptrolle als schwarzer Actionheld etwas völlig Neues im amerikanischen TV. Cosby wehrte sich außerdem dagegen, dass weiße Stuntleute, die sich schwarz anmalten, als Stuntdouble für ihn eingesetzt wurden, also de facto Blackfacing betrieben.

Bill Cosby wird aber auch vorgeworfen, mehr als 60 Frauen Drogen gegeben, sie sexuell missbraucht und vergewaltigt zu haben.

Wie sehr lassen sich Kunst und Künstler trennen?

 „Es ist kompliziert!“ sagt Kamau Bell, dessen vierteilige Dokumentation „We need to talk about Cosby“ auf dem Sundance Festival Premiere gefeiert hat. Für den Schwarzen Filmemacher ist die Sache persönlich:

 „Ich bin in den 70ern geboren und mit Bill Cosby aufgewachsen. Ich wurde Stand-Up Comedian auch wegen ihm und dann musste ich mit den Sachen, die wir jetzt kennen, umgehen. Dieser Film ist ein Versuch damit öffentlich umzugehen.” 

Wie sehr kann man die Kunst vom Künstler, das Gute vom Bösen trennen? Wie gehen wir mit Bill Cosby um, fragt Bell sowohl dutzende, vor allem schwarze Kolleg*innen Cosbys. Er befragt auch die Frauen, die Cosby vorwerfen, sie sexuell missbraucht oder vergewaltigt zu haben.

Cosby wurde verurteilt und kam wegen eines Formfehlers frei

2018 war Cosby wegen sexueller Nötigung zu einer Strafe von mindestens drei und höchstens zehn Jahren Haft verurteilt worden. Im vergangenen Jahr kam Cosby wegen eines Formfehlers wieder frei.

Die Dokumentation zweifelt die Anschuldigungen der Frauen nicht an – sehr klar schlägt sich Filmemacher Bell auf deren Seite und stellt immer wieder die Frage: warum wurden diese Vorwürfe nicht früher laut?

Eine der Antworten: Man habe es dem perfekten American Dad, der Cliff Huxtable in der Cosby Show spielte, nicht zugetraut oder zutrauen können: „Er ist ein Meister seines Faches, egal ob es um Schauspielen geht, Comedy oder Vergewaltigung!”

Cosby beteuert seine Unschuld

Filmemacher Kamau Bell zeigt auch auf, dass es kleine Finten und Hinweise auf Cosbys Vorliebe gab, Frauen mit Medikamenten willenlos zu machen – eine Obsession mit der Liebesdroge Spanish Fly zum Beispiel, über die er immer wieder sprach. 

Cosby selbst, mittlerweile 84 Jahre alt, besteht darauf, unschuldig zu sein. Er selbst hatte zugegeben, Frauen unter Drogen gesetzt zu haben, um mit ihnen Sex zu haben. Doch habe er nie gegen ihren Willen agiert.  

Der Trailer zu „We need to talk about Cosby“:

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Wilhelm, Katharina