Film

„The Woman King“: Hollywoods Antwort auf die Schranken von „Gender and Race“

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AUTOR/IN
Simone Reber

Im Königreich Dahomey beschützte ab dem 17. Jahrhundert eine Leibwache von Frauen den König. Ihr Mut und ihre Härte verschafften den Amazonen eine privilegierte Stellung am Hof. Gina Prince-Bythewood verlegt ihre Geschichte in das Jahr 1823, als der Sklavenhandel an der Westküste Afrikas blühte. Besetzt ist der Film fast ausschließlich mit schwarzen Schauspielerinnen und Schauspielern.

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Die Kriegerinnen von Dahomey

Sie feilen ihre Fingernägel zu spitzen Dornen, bis sie die Augen ihrer Feinde ausstechen können. Sie schleifen ihre Macheten mit einem Kieselstein, um ihre Gegner zu köpfen. Und sie schützen sich mit einem Brustpanzer aus geflochtenem Leder, damit sie sich in den Nahkampf stürzen können. Und wenn die Agojie, die Kriegerinnen nach Dahomey zurückkehren, müssen die Bewohnerinnen und Bewohner der Hauptstadt ihren Blick senken. Niemand darf sie ansehen außerhalb der Palastmauern.

Oscarpreisträgerin Viola Davis als Generalin der Frauenarmeee

Die 19jährige Mawi wird von ihrem Stiefvater am Tor der Königsresidenz abgegeben, weil sie sich gegen eine Zwangsheirat gewehrt hat. Jetzt soll Mawi zur Agojie trainiert werden. Abends im Bad trifft sie zufällig Nasisca, die Generalin der Frauenarmee. Viola Davis spielt die Veteranin mit Irokesenfrisur, der muskulöse Körper von Narben übersät. Ihre herben, abgekämpften Züge werden etwas weicher, wenn sie die unsichere Rekrutin Mawi beobachtet. Später erfahren wir, dass eine gemeinsame Vergangenheit die beiden Frauen miteinander verbindet.

Rasante Kampfszenen in der afrikanischen Savanne

Regisseurin Gina Prince-Bythewood nutzt die Form des Historiendramas und bezieht sich bis hin zur musikalischen Anmutung auf Ridley Scotts Gladiator. Genüsslich kostet sie die rasanten Kampfszenen aus, die hier in der afrikanischen Savanne stattfinden. Der Verachtung ihrer Feinde begegnen die Agojie ohne mit der Wimper zu zucken. Das schwarze Ensemble baut ungeheure Intensität auf. Zwar ist König Ghezo etwas holzschnittartig gezeichnet, aber die einzelnen Kämpferinnen haben klare Konturen. Die schmalgliedrige Priesterin, die verschmitzte Ausbilderin und natürlich die Generalin.

Booster-Shot Empowerment auch für weiße Kinobesucherinnen

Gina Prince-Bythewood umgeht politisch korrekte Stereotypen und hält sich an die Geschichte. Vor allem ist es ein Gedanke, den „The Woman King“ radikal zu Ende denkt: Was wäre, wenn Frauen genauso stark wären wie Männer, genauso kampfbereit? Wenn sie in der Lage wären, Vergewaltiger, schlagende Ehemänner, lieblose Väter oder vielleicht auch nur gewöhnliche Straßenräuber zu besiegen? Da wirkt „The Woman King“ wie ein Booster-Shot Empowerment und auch die weiße Zuschauerin verlässt am Ende das Kino mit etwas breiteren Schultern.

Trailer „The Woman King“ ab 6.10. im Kino

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