Angefangen hat das Heavy-Metal-Festival von Wacken in Schleswig Holstein vor über 30 Jahren mit einer kleinen Truppe auf dem Acker. Über die Entstehung dieses Kuriosums mitten auf dem platten Land hat es schon ein paar Filme gegeben, am bekanntesten sicher die Doku „Full Metal Village“. „Legend of Wacken“ greift die Mythen und Legenden um das Festival und seine Gründer auf und erzählt das Ganze als fiktionale Serie, die jetzt auf RTL+ zu sehen ist.
Geschichte einer Freundschaft
Die Geschichte des Wacken-Festivals ist die Story einer speziellen Freundschaft: Die Anfang 20-Jährigen Holger Hübner und Thomas Jensen langweilen sich Ende der 80er-Jahre in ihrem Landkreis Steinburg zu Tode. Über die eigene Hardrockband „Skyline“ finden sie zusammen und fassen schnell den Plan, aus Mangel an Auftrittsmöglichkeiten, ein eigenes Festival auf die Beine zu stellen.

Durch viel Musik kommt ein Gefühl für das Metal-Erlebnis rüber
Wohl ziemlich nah an den realen Vorbildern, mit witzigen Dialogen, viel Gespür für norddeutschen Schnack und den charmanten Kulturclash, erzählt die Serie die „Legende von Wacken“ die Geschichte des legendären Festivals. Und sie zeigt schon im Titel eine gute Mischung zwischen Fantum und ironischer Distanz.
Weil sie der Musik viel Raum lässt, schafft sie es sogar, ein Gefühl für das Metal-Erlebnis zu vermitteln. Mit anderen Worten: für den Unterschied zwischen „Pussyrock“ und „Musik, die so richtig knallt“.
Der konstruierte Rahmen ist vielleicht die größte Schwäche der Serie
Wacken Open Air, abgekürzt W.O.A, das ist heute das Hochamt des Heavy Metal, zigtausend berauschte Fans inmitten der schleswig-holsteinischen Pampa. Nur verständlich, dass die Regisseure Jonas Grosch und Lars Jessen diese Atmosphäre einfangen wollten. Deswegen setzt die Handlung im Jahr 2022 ein, auf der Originalbühne von Wacken, was ein echter Coup ist.
Aber trotzdem wirkt dieser Rahmen konstruiert und ist deshalb vielleicht die größte Schwäche der Serie. Dass Holger Hübner hier nämlich nach über 30 Jahren Festivalerfahrung mit bloßen Händen an eine Starkstromleitung packt und ins Koma fällt, ist genau so wahrscheinlich wie ein Auftritt von Chris de Burgh in Wacken – aber geschenkt.

Charly Hübner mit schütterer Metalmatte ist allein schon sehenswert
So erzählt die Serie in Rückblenden und Erinnerungen, beschert Holger im Krankenhaus Nahtoderlebnisse mit Motörhead-Legende Lemmy Kilmister. Gespielt wird der gealterte Holger von seinem Namensvetter Charly Hübner, und ihn mit schütterer Metalmatte zu sehen, lohnt allein schon das Einschalten.
Mit den Entdeckungen Sammy Scheuritzel und Sebastian Doppelbauer als junge Festivalgründer ist „Legend of Wacken“ auch eine Serie über die rebellische Kraft von wüsten Texten, Bier und Dezibel. Und man kann vom Festivaltourismus halten, was man will: im Kuhweidenpanorama von Schleswig-Holstein ist das nach wie vor eine fantastische Geschichte.
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