Clint Eastwood ist Schauspieler, Regisseur, Komponist, Produzent, Filmkomponist und Politiker, aber vor allem eine unverwüstliche Kultfigur und Hollywoodlegende. Die Professorin Elisabeth Bronfen spricht über einen uramerikanischen Mann und die Kehrseite des American Dream.
„Er ist vor allem eine männliche Ikone. Er steht für eine ganz bestimmte Art von amerikanischer Männlichkeit, das, was man im Englischen ‚rugged individualism‘ nennt.“ Sagt Elisabeth Bronfen. Er sei stark von seinen individuellen Begehren, aber auch von seinem Wertesystem geprägt.
Das zeige sich in seinen Filmfiguren: Er sei mal der antiheldartige Polizist in den "Dirty Harry"-Filmen aus den 70er und 80er Jahren, aber eben auch der sehr eigenwillige Cowboy in den Italo-amerikanischen Western.
Ein neuer Cowboy für den Western der 60er Jahre
Und er passte den Western und sein Cowboybild dem Zeitgefühl in den 60er Jahren an, die von Unruhen und Rassismusfragen geprägt waren. Er gab „diesem Cowboyhelden ein neues Gesicht für diese Zeit und das hängt ihm anschließend auch noch an, obwohl er seitdem auch ganz viele andere Rollen gespielt hat und noch andere Filme gemacht hat.“
Die Kehrseite des American Dream
Elisabeth Bronfen bezeichnet Clint Eastwood als „uramerikanisch“. Trotzdem stehe er eher für die Kehrseite des amerikanischen Traums: „Er zeigt immer wieder auch, was an diesem Traum nicht funktioniert oder was die Kollateralschäden dieses Traums sind.“ Er zeige immer wieder Figuren, die ihren amerikanischen Traum leben wollten, daran aber scheiterten.
Aber „es wäre jetzt falsch ihn in die ganz extreme antimythologische Richtung des amerikanischen Kinos zu tun. Er glaubt ja irgendwie schon an das Projekt Amerika und er glaubt irgendwie schon daran, dass man ein Held sein kann. Und gleichzeitig entlarvt er, was das alles bedeutet.“
Elisabeth Bronfen ist Kulturwissenschaftlerin und Professorin am Englischen Seminar der Universität Zürich. In zahlreichen Büchern beschäftigt sie sich mit Persönlichkeiten und Themen aus Film und Kino.
Clint Eastwood feiert am 31. Mai seinen 90. Geburtstag.
Leben Jenseits des American Dream - Deutsche Sozialarbeiter unterwegs mit ihren US-Kollegen
Eine Gruppe Sozialarbeiter reist in die USA, um die Arbeit ihrer amerikanischen Kollegen kennenzulernen. Was sie erleben, erschüttert sie und lässt sie das deutsche Sozialsystem einmal mehr schätzen (SWR 2019). Von Wiebke Keuneke