Der schwedische Regisseur Ruben Östlund lässt in seinem neuen Film „Triangle of Sadness“ eine Gruppe von Schönen und Reichen auf einer mondänen Jacht untergehen. In Cannes gewann er für die brachiale Komödie seine zweite Goldene Palme. Am 13. Oktober kommt der Film in die deutschen Kinos.
Kritik an Doppelmoral und Dekadenz
„Triangle of Sadness“ beginnt als humorvoll-sarkastische Betrachtung über die Modewelt. Eine Modenschau läuft, im Hintergrund auf der Leinwand gibt es einen Clip, der immer wieder kurze Aussagesätze enthält.
Wie Ruben Östlunds frühere Filme ist auch dieser eine Satire und eine Farce aus einzelnen, zunächst nur lose zusammenhängenden, sich dann zunehmend zu einem Gesellschaftspanorama verdichtenden Szenen.
Im weiteren Verlauf wird dieser Film zu einem Porträt und einer Kritik des ganz alltäglichen Wohlstandslebens unserer Gegenwart. Eine Kritik von Doppelmoral, Dekadenz und der Lebensweisen von Menschen, die sich ein Leben ohne Yoga und Mandel-Latte mit Hafermilch gar nicht mehr vorstellen können.
Nicht nur ein Fingerzeig in Richtung der Superreichen
Damit ist dies keineswegs nur eine „Kritik der Superreichen“ – so wie dieser Film gelegentlich direkt nach dem Gewinn der Goldenen Palme in Cannes dargestellt wurde.
Man sieht zwar viele Superreiche in diesem Film – das stimmt. Man sieht sie Champagner-schlürfend und Kaviar-fressend auf Superyachten. Und man sieht, wie sie das oft außereuropäische Dienstpersonal kommandieren und demütigen.
Aber man sieht eben auch die, die untrennbar dazu gehören: Die Hofnarren aus Schauspielern, Künstlern, Models und Medienleuten, die erst den Spiegel bereitstellen vor dem sich diese Superreichen narzisstisch ausleben. Man sieht, wie sie sich selbst vor den von ihnen insgeheim Bewunderten kleinmachen.
Und man sieht das Personal, die Knechte der modernen Welt, die sich immer dann, wenn sie es können, kein bisschen besser benehmen als ihre Herren.

Eine bitterböse Erwachsenenversion des „Traumschiffs“
Man könnte Östlunds schräge Farce auch als die bitterböse Erwachsenenversion des Fernseh-Evergreens „Traumschiff“ beschreiben, mit einem „Captains Dinner“ und Bar-Gesprächen, nur dass der Kapitän von Woody Harrelson gespielt wird, Sozialist ist und die Gespräche über Marx und Ronald Reagan kreisen.
Auch zwei deutschen Schauspielerinnnen bietet Östlund die große Bühne des Kinos: Iris Berben und Sunnyi Melles spielen zwei reiche Figuren aus einem ganzen Dutzend Superreicher aus aller Welt. Zusammen bilden sie die illustre Gästeschar einer Luxusyacht, auf der der größte Teil eines Films spielt, der vor allem das Porträt moralisch verwahrloster, von gedankenlosem Überfluß und Zynismus geprägter Wohlstandsverhältnisse ist.
Hinter der schönen Oberfläche zeigt sich moralische Hässlichkeit
Der Schwede bedient sich dabei einer kunstvollen, an der Bildsprache von moderner Photographie und Malerei orientierten Ästhetik aus schönen Oberflächen und Glätte, um die moralische Hässlichkeit der Welt um so klarer zu zeigen. Hoch-virtuos werden moralistische Arroganz, Gier und andere schlechte Seiten der Menschheit mehr oder weniger genüsslich und „over the top“ breitgetreten.
Dabei will der Film zeigen, dass Arme, Flüchtlinge und andere Ausgebeutete moralisch keineswegs besser sind.
Hervorragendes und sehr witziges Kino
Das zeigt sich, als nach dem Untergang der Luxusyacht die Überlebenden auf einer einsamen Insel stranden, und sich die Machtverhältnisse verschieben. Wenn die chinesische Toilettenfrau dann plötzlich den Oligarchen kommandiert, lacht das europäische Kinopublikum so lange gellend, bis es ihm dämmert, dass auch es selbst gemeint ist.
Ruben Östlund ist möglicherweise ein Zyniker, er hat möglicherweise sehr konservative Ansichten, die nur als „links“ maskiert werden, aber sein Film ist hervorragendes und sehr witziges Kino.
Trailer zu „Triangle of Sadness“, ab 13.10. im Kino:
Filmfestival „Triangle of Sadness“ gewinnt die Goldene Palme bei den 75. Internationalen Filmfestspielen in Cannes
Vom 17. bis zum 28. Mai 2022 traf sich die Filmbranche an der Côte d'Azur zum bedeutendsten Filmfestival der Welt. Die Goldene Palme ging an die bissig-sarkastische Gesellschafts-Satire „Triangle of Sadness“ vom schwedischen Regisseur Ruben Östlund.
Kulturmedienschau vom 12.10.2022 Arthouse Blockbuster: Der Cannes-Gewinner „Triangle of Sadness“ kommt ins Kino
Auf den Kulturseiten der Zeitungen und im Netz geht es heute unter anderem um die Gefahr eines Atomschlags. Und es gibt zahlreiche Kritiken zum Film „Triangle of Sadness“ des schwedischen Regisseurs Ruben Östlund. Der diesjährige Gewinner der Goldenen Palme in Cannes kommt jetzt in die deutschen Kinos.