Mitten im Kopf von Sörensen
Irgendwie fliegt die Landschaft viel zu schnell vorbei, das Radio plärrt und das Ticken der Uhr kommt einem vor wie ein kleines nerviges Hämmern. Und zack, sind wir drin im Kopf von Sörensen, dem eine Angststörung das Leben zur permanenten Herausforderung macht und zu dessen Eigenarten es gehört, dass wir seinen Vornamen nie erfahren.

Tapsige Gehversuche in der nordfriesischen Provinz
Es ist sein lakonischer Humor, seine irgendwie tapsige und dann doch wieder sensibel schlagfertige Art, die diesen Sörensen von Anfang an sympathisch und interessant macht. Sehr dicht begleitet die Kamera Bjarne Mädel bei seinen ersten Schritten in der nordfriesischen Provinz, kriecht ihm quasi unter die Haut. Nach der Trennung von Frau und Tochter und einer nervenaufreibenden Zeit beim LKA in Hamburg sucht Sörensen den stillen Winkel Katenbüll und trifft auf die Kollegin Jenny, den Azubi Malte und einen ermordeten Bürgermeister.
Fans des Tatortreinigers werden nicht enttäuscht
Fans der NDR-Reihe „Der Tatortreiniger“ werden sich mit der schwarzhumorigen und zugleich hintergründigen Gangart schnell zurecht finden. Allerdings ist in diesem nordischen Kosmos die Wortwahl knapp, die Probleme doch etwas krasser und manche Einwohner doch etwas unsympathischer als man so meinen möchte.
Großartiges Ensemble um Bjarne Mädel
Peter Kurth als fieser Fleischfabrikant, außerdem Matthias Brandt in einer herrlich kaputten Rolle als geschasster Kurdirektor. Aber auch Katrin Wichmann als geduldige Kollegin Jenni und Anne Ratte Polle als verkorkste Bürgermeistergattin. Es ist vielleicht einer der größten Pluspunkte von Bjarne Mädels Regiedebüt, dass er seine Kolleginnen und Kollegen glänzen lässt. Und dabei nicht nur als Darsteller, sondern auch als Regisseur ein gutes Händchen für Timing und Dialogführung beweist.
Kein harmloser Dorfkrimi
„Sörensen hat Angst“ ist kein harmloser Dorfkrimi. Dazu wirkt die „Störung“ viel zu sehr als eine verhältnismäßig natürliche Reaktion auf eine selbstvergessene, skrupellose Gesellschaft. Dass der Heilungsprozess gelingt darf man also bezweifeln. Trotzdem oder gerade deshalb würde man ihm dabei gerne noch für ein paar weitere Fälle zusehen.