Film

Beckett im Knast: „Ein Triumph“ von Emmanuel Courcol

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AUTOR/IN
Simone Reber

In einem Pariser Gefängnis proben die Häftlinge „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett. Die Inszenierung wird so erfolgreich, dass die Truppe damit sogar auf Tournee geht. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. „Ein Triumph“ von Emmanuel Courcol hat den Europäischen Filmpreis als beste Komödie gewonnen.

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„Warten auf Godot“ im Knast

Ob er mit verhaltensauffälligen Jugendlichen oder Häftlingen arbeitet, ist dem Schauspieler Etienne ganz egal. Er brennt für die Bühne. Als er gefragt wird, eine Theatergruppe in einem Gefängnis zu leiten, legt er sich mit Begeisterung ins Zeug.

Kad Merad spielt Etienne mit hängenden Schultern und schweren Schritten. Ein eher dickfelliger Typ. Trotz aller Leidenschaft für das Theater ist der große Erfolg ausgeblieben. Aber der Schauspieler lässt stur Spott und Zweifel an sich abperlen und behält seine große Chance im Blick, selbst Regie zu führen. „Warten auf Godot“ scheint ihm der passende Stoff für das Gefängnis.

Vorlage ist eine wahre Geschichte aus Schweden

In seiner nachdenklichen Komödie „Ein Triumph“ überträgt der Regisseur Emmanuel Courcol die Geschichte des Schauspielers Jan Jönson von Schweden nach Frankreich. Jönson hatte 1985 „Warten auf Godot“ im schwedischen Hochsicherheitsgefängnis Kumla inszeniert und später noch einmal im berüchtigten San Quentin.

Wunderbar doppelbödig ist das Ensemble zusammengestellt.  Profis müssen Laien spielen, die alle keine Unschuldslämmer sind. Bis dahin folgt der Film der Standard-Dramaturgie einer klassischen Komödie.

Aber dann passiert etwas Ungewöhnliches. Um ihre Rollen zu lernen, rufen sich die Gefangenen Becketts Dialoge nachts durch die Fenster ihrer Zellen zu. Als sie auf der Bühne stehen, ist der Text durch die Realität hindurch gegangen. Becketts trockene, raue Sprache bekommt eine neue Bedeutung.

Becketts Absurdität auf die Kinoleinwand übertragen

Da macht das Kino für einen Augenblick Pause und verbindet sich mit der Absurdität des Stücks. Der Text schwebt zwischen Leinwand und Leben. So erfolgreich ist am Ende die Inszenierung, dass die Gruppe ins Nationaltheater eingeladen wird. „Ein Triumph“ für den Schauspieler Etienne. Ein Triumph deshalb, weil er den Mut hatte, seinem Scheitern eine neue Bedeutung zu verleihen.

Trailer „Ein Triumph“, ab 15.12. im KIno

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Simone Reber