Nicht mehr lange bis zur Fußball-WM in Katar. Die Kritik an der Vergabe der WM an Katar ist nicht verstummt, im Gegenteil. Seither wird auch der Fußballweltverband FIFA noch kritischer beäugt. In der ARD Mediathek startet jetzt ein TV-Projekt, dass die ganzen dunklen Geschäfte rund um den Fußball beleuchten will: „Das Netz“. Highend-Serien aus verschiedenen europäischen Ländern erzählen Geschichten um Korruption, Doping oder Menschenhandel. Den Anfang macht die Serie „Spiel am Abgrund“ aus Deutschland.
Profit geht beim Fußballweltverband WFA über alles
Der Fußball-Weltverband tagt. Hier heißt er nicht Fifa wie im realen Leben, sondern WFA, World Football Association. Ihr Präsident Jean Leco will mit der sogenannten World League noch mehr Profit herausholen, Vermarktungsrechte, aber angeblich auch mehr Gerechtigkeit für kleinere Vereine und Verbände beispielsweise in Afrika.
Das könnte auch die Arbeit von David Winter verändern. Er arbeitet als Scout in Afrika und holt junge Talente nach Europa. Er verdient an ihrer Karriere, aber offensichtlich gibt es Dinge, bei denen er nicht mehr mitmachen will.

Anwältin Lea sticht in ein Nest aus Korruption
Die Serie „Spiel am Abgrund“ erzählt Davids Geschichte, vor allem aber die Geschichte von Lea Brandstätter, Davids Freundin. Sie muss mit ansehen wie David am Rand eines Fußballspiels in Berlin vor ihren Augen einen mysteriösen Autounfall hat und stirbt.
In ihrer typisch schroffen und doch verletzlichen Art spielt Birgit Minichmayr die Anwältin Lea, die sich auf die Suche macht nach möglichen Tätern und dabei bei der WFA in ein Nest aus Korruption sticht: persönliche Bereicherung, skrupelloser Machtmissbrauch.

Eine überfällige Erzählung über das Geschäft mit dem Fußball
Es ist überfällig, gegen die ganzen Fußballerheldengeschichten, die auf den verschiedenen Streamingkanälen aufploppen, eine Story zu setzen, die von den Geschäften und Abhängigkeiten erzählt, die das Weltbusiness Fußball zusammenhält.
In seinem Netz zappeln die Fans und hoffnungsvolle afrikanische Jugendliche, die sich ein besseres Leben in Europa erträumen und am Ende zu Opfern einer Menschenhändler-Mafia werden.
Ein aussichtsloser Kampf gegen ein Männerkartell
„Spiel am Abgrund“ ist von Regisseur Rick Ostermann in eine klare Bildsprache übersetzt, gedreht wurde auf den Straßen in Accra, Ghana oder in Berlin, dagegen steht die Kälte und Unnahbarkeit des WFA-Sitzes in der Schweiz.
Mit einer Antikorruptionsermittlerin und einer ghanaischen Sportpolitikerin erzählt die Serie auch vom fast aussichtslosen Kampf einiger mutiger Frauen gegen ein Männerkartell. Lea wird immerhin unterstützt von dem ehemaligen Hooligan Marcel, der von Max von der Groeben in ziemich authentischer Bullterrierhaftigkeit verkörpert wird.

„Spiel am Abgrund“ kommt nicht über ein Unentschieden hinaus
Leider entwickelt die Serie aus ihren spannenden Grundkonstellationen heraus zu wenig Leben, was auch an einer merkwürdig künstlichen Sprachbehandlung liegt. Die Ambition ist der Serie anzumerken, aber die Dramaturgie versucht ein paar Steilpässe zu viel, denen die Figuren verzweifelt hinterherlaufen.

Vermutlich wäre es sinnvoller gewesen, sich auf den Aspekt des Human Trafficking im Fußball zu konzentrieren und Big Business-Fragen eine eigene Serie zu widmen. Im Versuch, das alles immer wieder mit krimihafter Spannung aufzuladen kommt das „Spiel am Abgrund“ nicht über ein Unentschieden hinaus.
„Das Netz: Spiel am Abgrund“ läuft ab sofort in der ARD Mediathek.
Die erste Folge läuft am 3.11.22 um 20.15 Uhr in der ARD.
Feature Fußballkapitalismus – Ein Fan wird kritisch
Die Autorin ist Fußballfan. Sie blendet meist aus, dass hier geldgierige Verbände wirken und unethische Sponsoren. Mit der WM in Katar beginnt sie zu recherchieren: Geht guter Fußball auch mit fairem Wettbewerb?