Serie

Aussichtsloser Kampf gegen ein Männerkartell – „Das Netz“ deckt Korruption im Fußball auf

STAND
AUTOR/IN
Karsten Umlauf

Nicht mehr lange bis zur Fußball-WM in Katar. Die Kritik an der Vergabe der WM an Katar ist nicht verstummt, im Gegenteil. Seither wird auch der Fußballweltverband FIFA noch kritischer beäugt. In der ARD Mediathek startet jetzt ein TV-Projekt, dass die ganzen dunklen Geschäfte rund um den Fußball beleuchten will: „Das Netz“. Highend-Serien aus verschiedenen europäischen Ländern erzählen Geschichten um Korruption, Doping oder Menschenhandel. Den Anfang macht die Serie „Spiel am Abgrund“ aus Deutschland.

Audio herunterladen (4,2 MB | MP3)

Profit geht beim Fußballweltverband WFA über alles

Der Fußball-Weltverband tagt. Hier heißt er nicht Fifa wie im realen Leben, sondern WFA, World Football Association. Ihr Präsident Jean Leco will mit der sogenannten World League noch mehr Profit herausholen, Vermarktungsrechte, aber angeblich auch mehr Gerechtigkeit für kleinere Vereine und Verbände beispielsweise in Afrika.

Das könnte auch die Arbeit von David Winter verändern. Er arbeitet als Scout in Afrika und holt junge Talente nach Europa. Er verdient an ihrer Karriere, aber offensichtlich gibt es Dinge, bei denen er nicht mehr mitmachen will.

"Das Netz" (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/Sommerhaus Serien GmbH/Das Netz Gmbh/Stephan Rabold)
David Winter (Itay Tiran) weiß genau, dass er sich in Gefahr begibt. ard-foto s2-intern/extern ARD Degeto/Sommerhaus Serien GmbH/Das Netz Gmbh/Stephan Rabold

Anwältin Lea sticht in ein Nest aus Korruption

Die Serie „Spiel am Abgrund“ erzählt Davids Geschichte, vor allem aber die Geschichte von Lea Brandstätter, Davids Freundin. Sie muss mit ansehen wie David am Rand eines Fußballspiels in Berlin vor ihren Augen einen mysteriösen Autounfall hat und stirbt. 

In ihrer typisch schroffen und doch verletzlichen Art spielt Birgit Minichmayr die Anwältin Lea, die sich auf die Suche macht nach möglichen Tätern und dabei bei der WFA in ein Nest aus Korruption sticht: persönliche Bereicherung, skrupelloser Machtmissbrauch.

"Das Netz" (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/Sommerhaus Serien GmbH/Das Netz Gmbh/Stephan Rabold)
Lea Brandstätter (Birgit Minichmayr) findet das Tagebuch eines gescheiterten Fußballtalents und kommt den Machenschaften der WFA immer näher. ard-foto s2-intern/extern ARD Degeto/Sommerhaus Serien GmbH/Das Netz Gmbh/Stephan Rabold

Eine überfällige Erzählung über das Geschäft mit dem Fußball

Es ist überfällig, gegen die ganzen Fußballerheldengeschichten, die auf den verschiedenen Streamingkanälen aufploppen, eine Story zu setzen, die von den Geschäften und Abhängigkeiten erzählt, die das Weltbusiness Fußball zusammenhält.

In seinem Netz zappeln die Fans und hoffnungsvolle afrikanische Jugendliche, die sich ein besseres Leben in Europa erträumen und am Ende zu Opfern einer Menschenhändler-Mafia werden.

Ein aussichtsloser Kampf gegen ein Männerkartell

„Spiel am Abgrund“ ist von Regisseur Rick Ostermann in eine klare Bildsprache übersetzt, gedreht wurde auf den Straßen in Accra, Ghana oder in Berlin, dagegen steht die Kälte und Unnahbarkeit des WFA-Sitzes in der Schweiz.

Mit einer Antikorruptionsermittlerin und einer ghanaischen Sportpolitikerin erzählt die Serie auch vom fast aussichtslosen Kampf einiger mutiger Frauen gegen ein Männerkartell. Lea wird immerhin unterstützt von dem ehemaligen Hooligan Marcel, der von Max von der Groeben in ziemich authentischer Bullterrierhaftigkeit verkörpert wird.

"Das Netz" (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/Sommerhaus Serien GmbH/Das Netz Gmbh/Stephan Rabold)
Der ehemalige Hool Marcel (Max von der Groeben) ermittelt auf eigene Faust und hilft dabei immer wieder auch Anwältin Lea. ard-foto s2-intern/extern ARD Degeto/Sommerhaus Serien GmbH/Das Netz Gmbh/Stephan Rabold

„Spiel am Abgrund“ kommt nicht über ein Unentschieden hinaus

Leider entwickelt die Serie aus ihren spannenden Grundkonstellationen heraus zu wenig Leben, was auch an einer merkwürdig künstlichen Sprachbehandlung liegt. Die Ambition ist der Serie anzumerken, aber die Dramaturgie versucht ein paar Steilpässe zu viel, denen die Figuren verzweifelt hinterherlaufen.

"Das Netz"  (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/Sommerhaus Serien GmbH/Das Netz Gmbh/Stephan Rabold)
Der profitgierige Weltverbandspräsident Jean Leco wird von Raymond Thiry gespielt. ard-foto s2-intern/extern ARD Degeto/Sommerhaus Serien GmbH/Das Netz Gmbh/Stephan Rabold

Vermutlich wäre es sinnvoller gewesen, sich auf den Aspekt des Human Trafficking im Fußball zu konzentrieren und Big Business-Fragen eine eigene Serie zu widmen. Im Versuch, das alles immer wieder mit krimihafter Spannung  aufzuladen kommt das „Spiel am Abgrund“ nicht über ein Unentschieden hinaus.

Die erste Folge läuft am 3.11.22 um 20.15 Uhr in der ARD.

WM 2022 Fußball-WM in Katar – Kicken ohne Klimabewusstsein

Die FIFA nennt das Turnier in Katar „nachhaltigste WM aller Zeiten“. Wie glaubwürdig ist das? Der Profifußball allgemein tut bislang wenig, um seine miese Klimabilanz zu verbessern.

SWR2 Wissen SWR2

Katar

Feature Fußballkapitalismus – Ein Fan wird kritisch

Die Autorin ist Fußballfan. Sie blendet meist aus, dass hier geldgierige Verbände wirken und unethische Sponsoren. Mit der WM in Katar beginnt sie zu recherchieren: Geht guter Fußball auch mit fairem Wettbewerb?

SWR2 Feature SWR2

SWR2 Leben Katar-Sponsoring – Aufstand der Fußball-Fans

Es könnte eine neue Ära im Fußball beginnen. Viele Fans, die sich bislang rausgehalten haben, fordern von ihren Verbänden, das Sponsering durch Katar zu beenden und wollen, dass der Fußball zu seinen Wurzeln findet.  Von Martina Keller

SWR2 Leben SWR2

Forum Fußball, Geld und Menschenrechte – Der Streit um die WM in Katar

Michael Risel diskutiert mit
Dietrich Schulze-Marmeling, Autor und Sportjournalist
Dr. Sebastian Sons, Politikwissenschaftler, CARPO e.V.
Ellen Wesemüller, Amnesty International

SWR2 Forum SWR2

STAND
AUTOR/IN
Karsten Umlauf